Es läuft die 12. Minute im U16-Derby zwischen Gastgeber Erzgebirge Aue und dem FSV Zwickau vom Samstag. Die Junioren des deutschen Drittligisten Zwickau freuen sich soeben über das Führungstor, als das Sportliche zur Randnotiz verkommt: Mindestens 30 vermummte Aue-Chaoten greifen die mitgereisten Zwickauer Fans an, klauen ihre Banner, Fahnen und Trommeln. Einige stürmen auch auf den Platz. Der Spielabbruch ist die logische Folge.
Im Nachhinein wird klar: Bei den attackierten Zwickauer Fans handelt es sich mehrheitlich um Familie und Freunde der U16-Spieler. «Die Vorfälle verurteilen wir umso mehr, da es sich bei den angegriffenen Zuschauern offensichtlich nicht um ‹Gleichgesinnte› handelte (...), sondern um junge Menschen und Mitschüler, Freunde und Freundinnen der Spieler des FSV im Alter ab 14 Jahren», schreibt der FSV Zwickau nach dem Vorfall auf Instagram.
Laut Polizei wurden bei den Ausschreitungen drei 15- sowie eine 19-jährige Person verletzt. Einer musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Organisator Aue in der Kritik
Das Unverständnis und die Empörung, dass solche Ausschreitungen bei einem U16-Spiel in Deutschland geschehen, ist gross. Zwar haben sich beide Klubs vor der hitzigen Derby-Affiche ausgetauscht und es war bekannt, dass etwa 20 Zwickau-Fans zum Austragungsort in den Spiegelwald reisen würden. Heimklub Aue stellte deshalb mehr Ordnungspersonal ab als bei Nachwuchsspielen üblich.
Viele Fans, auch aus Aue selbst, kritisieren dennoch heftig, dass der Klub die Sicherheit im eigenen Stadion dennoch nicht gewährleisten konnte. In den Kommentarspalten der sozialen Medien steht der Klub auch insofern in der Schuld, als sich negative Vorfälle in den letzten Jahren gehäuft haben sollen und die ungenügende Aufarbeitung von Vereinsseite nun zu dieser Eskalation geführt habe.
Der FC Erzgebirge Aue entschuldigte sich bereits am Samstag öffentlich und schrieb in einem Statement am Sonntag weiter: «Bei einem Jugendspiel wurden die Werte des FCE ad absurdum geführt und das Ansehen des Vereins überregional erheblich beschädigt.»
Zudem wolle man mit harten Strafen auf die «Schande vom Spiegelwald» reagieren. Mit den Behörden werde mit Hochdruck an der Identifizierung der Täter gearbeitet, denen vom Klub aus ein Haus- und Stadionverbot oder auch ein Vereinsausschluss droht. Bereits am Samstag gab die Polizei bekannt, eine Person festgenommen zu haben, die an den Übergriffen beteiligt gewesen sein könnte.