Es sind atemberaubende Bilder. Abertausende von Menschen säumen die Strassen, als die kongolesische Fussballmannschaft vom Flughafen ins Nationalstadion von Kinshasa fährt. Und immer und immer wieder skandieren sie den Namen von Timothy Fayulu (26). «Es war ein Empfang für Champions. Einfach unglaublich», sagt der langjährige Sion-Goalie. «Wir haben den Kongo vibrieren lassen. Das bleibt für immer.»
52 Jahre sind vergangen, seit sich der Kongo zum einzigen und bislang letzten Mal für eine WM qualifizierte. Der Husarenritt in den Playoffs ist eine der grössten Sensationen in der Geschichte des afrikanischen Fussballs. Im Halbfinal eliminierte der Kongo erst die «unbezähmbaren Löwen» aus Kamerun, im Final hatten dann die «Super Eagles» aus Nigeria im Penaltyschiessen das Nachsehen. Weil Fayulu zwei Elfmeter entschärfte und zum Nationalhelden avancierte.
Darum wurde Fayulu eingewechselt
Dabei wird der ehemalige Schweizer U21-Nationalgoalie erst eine Minute vor dem Showdown eingewechselt. «Ich habe unter der Woche im Penaltytraining mehrere Schüsse gehalten und Lionel, der Stammgoalie, meinte hinterher, dass ich eingewechselt werden müsse, sollte es dazu kommen. Weil es nicht so seine Domäne sei.»
Es ist ein starkes Zeichen. Und Sinnbild für den Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft. «Wir sind wie eine Familie. Deshalb sind solche Wunder möglich», sagt Fayulu. Dass sich der nigerianische Coach nach der Niederlage wutentbrannt auf die Ersatzbank der kongolesischen Nati stürzte und nach dem Spiel öffentlich «Voodoo-Vorwürfe» von sich gab, will Fayulu nicht gross kommentieren. «Hätte Nigeria gewonnen, wäre das kein Thema gewesen.» So aber findet die WM ohne die Super Eagles statt, während sich der Kongo für die interkontinentalen Playoffs qualifiziert hat und entweder auf Neukaledonien oder Jamaika trifft.
Fayulu in Sion aussortiert
Im Kongo ist der im Genfer Châtelaine-Quartier aufgewachsene Goalie eine Legende, beim FC Sion wurde er im Sommer ausgemustert und durch Antony Raccioppi ersetzt. «Die Verantwortlichen wollten einen anderen Goalie. Das respektiere ich», sagt Fayulu.
Weil der Transfermarkt für Goalies kompliziert ist, spielt Fayulu mittlerweile beim FC Noah in Armenien. Dort hätten zwei, drei Mannschaften Super-League-Niveau, so Fayulu. Der Rest der Liga sei aber wohl eher auf Challenge-League-Stufe.
Beim FC Sion hat Fayulu noch einen Vertrag bis Juni 2027. Hext er sich auch an der WM so ins Rampenlicht wie gegen Nigeria, dann dürfte er sich keine Sorgen um die Zukunft machen. Eine Legende ist er schon jetzt. Mit 26.
