Der Solothurner Charles Pickel (28) ist müde, als er am Dienstagnachmittag den Anruf des Blick-Reporters entgegennimmt. Nicht aber wegen der stundenlangen Reise zur kongolesischen Nationalmannschaft, mit der zwei Testspiele anstehen. Vielmehr hat der Aufstieg mit Cremonese in die Serie A für Schlafmangel gesorgt. «Wir haben zwei Nächte durchgefeiert», erzählt der frühere FCB-Junior und GC-Profi.
Nach zwei Jahren in der Serie B ist Pickel mit Cremonese wieder zurück im italienischen Oberhaus. «Als wir vor zwei Jahren abstiegen, versprach ich, dass ich mit dem Klub wieder in die Serie A aufsteigen will. Dieses Versprechen habe ich nun eingelöst», sagt er voller Stolz. Zu wichtig sei ihm das gewesen. «Dieser Verein hat mir den Traum erfüllt, in einer Top-5-Liga zu spielen. Deshalb war ich ihm etwas schuldig.»
Bei Pickels Mutter flossen die Tränen
Besiegelt hat Cremonese den Aufstieg am Sonntagabend in Spezia. Trotz 3:0-Führung in der 83. Minute wurde es am Ende noch knapp. Weil die Heimmannschaft zwei Minuten später auf 2:3 stellte und ihr ein Remis für den Aufstieg genügt hätte. «Es war total crazy», sagt Pickel über die hektischen Schlussminuten mit zwei Platzverweisen.
Umso grösser war die Erleichterung, als der Schlusspfiff ertönte. «Wir sind direkt nach Cremona gefahren und haben bis in die tiefen Morgenstunden gefeiert», erzählt Pickel. Mittendrin war auch seine Mutter. «Als wir auf dem Rathausbalkon standen und die Fans meinen Namen skandierten, flossen bei ihr die Tränen. Da habe ich gemerkt, dass ich etwas richtig gemacht habe. Entsprechend ging es auch mir sehr nahe.»
«Sehe mich in der Serie A»
Längst ist Pickel in Cremona ein Publikumsliebling. Zu einem Fan hat er aber eine ganz spezielle Bindung. Seit seinem zehnten Spiel von inzwischen über hundert Spielen für Cremonese steht dieser in der Kurve mit einer Fahne mit seinem Porträt als Motiv. «Ich habe ihn an der Aufstiegsparty endlich kennengelernt und ihm sogleich ein Trikot geschenkt. Danach sind wir um die Häuser gezogen.»
Trotz Aufstieg ist der Verbleib von Pickel in der Geigenbauerstadt nicht sicher. Zwar hat er noch einen Vertrag bis 2026. Es gibt aber Zweifel, dass er diesen erfüllt. «Es ist noch ungewiss und zu früh, um darüber zu reden», meint er. Eines ist jedoch klar: Zweitklassig will er nicht mehr kicken. «Ich sehe mich in der Serie A», betont er. Stellt sich nur die Frage, ob mit Cremonese oder doch anderswo.