Blick auf Besuch bei Simon Sohm
«Mein Ziel ist die Champions League»

Simon Sohm, Mittelfeldspieler bei Parma, blickt auf seine Entwicklung in Italien zurück. Der Schweizer Nationalspieler spricht über seine Anpassungsschwierigkeiten, die Bedeutung von Geduld und seine Hoffnungen für die Zukunft in der Serie A und der Nationalmannschaft.
Publiziert: 16:36 Uhr
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Aktualisiert: 19:04 Uhr
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Majestätisch präsentiert sich Simon Sohm im Teatro Regio von Parma.
Foto: TOTO MARTI

Darum gehts

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Carlo Emanuele FrezzaReporter Fussball

«Es war das Ziel. Aber ich hätte nach den ersten Monaten hier nicht gedacht, dass ich mich einmal so wohlfühle», gesteht ein völlig offener Simon Sohm (24), als Blick ihn in Parma besucht. Schon bald fünf Jahre ist es her, als er 19-jährig vom FCZ in die Parmesan-Stadt wechselt. Die Akklimatisierung mit Covid und dem damaligen Abstieg aus der Serie A war alles andere als einfach. Inzwischen ist er der dienstälteste Spieler im Kader und gehört mit 154 Partien zu den Top-30-Rekordspielern des Klubs.

Wir treffen Sohm mitten in Parma. Vereinbart ist mit ihm ein Besuch im Teatro Regio – eines der berühmtesten Opernhäuser der Welt. Er erscheint in Freizeitklamotten. «Im Gegensatz zu meiner Mutter, die, wenn sie hier ist, fast jedes Mal eine Veranstaltung besucht, war ich erst einmal hier drin. Im letzten Sommer haben wir hier die Teamfotos gemacht», sagt er. Dann verschwindet er kurzerhand, um sich für die Blick-Fotos den Vereinspulli überzuziehen.

Bei diesem Essen kann Simon Sohm nicht widerstehen
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Italienisches Foodranking:Bei diesem Essen kann Parma-Star Sohm nicht widerstehen

Musik ist ein wichtiger Teil im Leben von Sohm. «Ich höre die ganze Zeit Musik. Auf dem Weg ins Training, im Training, im Gym oder zu Hause», erzählt er. Seine bevorzugten Stilrichtungen haben aber wenig mit der Musik zu tun, die im Teatro Regio für gewöhnlich gespielt wird. «Ich mag Pop, Hip-Hop, House. Aber auch ein bisschen R'n'B und Oldschool.»

Simon Sohm, welchen Musikstil würden Sie wählen, um ihren Stil von Fussball wiederzugeben?
(Überlegt lange, Anm. d. Red.) Wahrscheinlich Hip-Hop.

Die Saison von Parma war dagegen eher weniger Hip-Hop. Der Klassenerhalt ist noch nicht fix und am Sonntagabend wartet das letzte Spiel – ausgerechnet gegen Atalanta. Immerhin habt ihr zwei Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz ...
Ich war und bin zuversichtlich. Wenn wir die Klasse halten, war es für uns eine gelungene Saison. Wir sind uns aber alle einig, dass wir das Potenzial gehabt hätten, um besser zu performen. Man muss aber schon sehen, dass wir zeitweise sehr viel Pech mit Verletzungen hatten.

Die einzige schwierige Phase eurer Saison endete mit der Entlassung von Trainer Fabio Pecchia. Er hat einen grossen Anteil an Ihrer Entwicklung. Wie haben Sie seinen Rauswurf erlebt?
Zwar war es absehbar, weil die Resultate zu jener Zeit ausgeblieben sind und Trainerentlassungen zum Fussballsgeschäft gehören. Als er aber tatsächlich gehen musste, war es für mich schon ein bisschen ein Schock. Ich habe mit ihm mitgefühlt. Denn ich bin unter ihm enorm weitergekommen in meiner Karriere und habe ihm entsprechend viel zu verdanken.

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«Ich konnte persönlich einen grossen Step machen»
Sohm über seine Rolle bei Parma
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Verdanken Sie ihm auch, dass Sie im letzten Herbst nach vier Jahren wieder für die Nati aufgeboten wurden?
Auf jeden Fall. Er hat immer an mich geglaubt, mir die nötige Kontinuität und Chance gegeben sowie mich bedingungslos ermutigt.

Inzwischen dirigiert Ex-Inter-Star Cristian Chivu das Orchester bei Parma. Was sind die Unterschiede zu Pecchia?
Man merkt, dass Mister Chivu früher ein super Verteidiger war. Unter ihm haben die defensiven Aufgaben einen grösseren Stellenwert. Zudem steckt in ihm noch voll der Fussballer. Er spielt manchmal im Training mit und beweist dabei, dass er noch heute über einen vorzüglichen linken Fuss verfügt.

Anfang Saison sagten Sie zu Blick, dass die Saison für Sie eine persönliche Chance sei. Denn es war nach vier Saisons in der Serie B erst Ihre erste richtige Saison in der Serie A. Chance wahrgenommen?
Ich bin zufrieden mit meiner Entwicklung. Wir hatten es zwar als Team nicht immer einfach. Aber ich finde, dass ich fussballerisch und persönlich einen grossen Step machen konnte, indem ich viele wichtige Rollen übernehmen konnte und in die Captain-Hierachie aufstieg. Nur etwas wurmt mich.

Simon Sohm persönlich

Am 11. April 2001 kommt Simon Sohm in Zürich zur Welt. Er wächst in Watt bei Regensdorf auf und spielt beim FC Zürich-Affoltern, bevor er zur Jugendabteilung des FCZ wechselt. Mit 17 debütiert er bei den Profis unter Ludovic Magnin. 2020 wechselt er für 5,5 Millionen Franken zu Parma. In seiner Freizeit spielt Sohm gerne Playstation und schaut Netflix.

Am 11. April 2001 kommt Simon Sohm in Zürich zur Welt. Er wächst in Watt bei Regensdorf auf und spielt beim FC Zürich-Affoltern, bevor er zur Jugendabteilung des FCZ wechselt. Mit 17 debütiert er bei den Profis unter Ludovic Magnin. 2020 wechselt er für 5,5 Millionen Franken zu Parma. In seiner Freizeit spielt Sohm gerne Playstation und schaut Netflix.


Was denn?
Meine Skorerausbeute (lacht). Das ist das erste Mal, dass ich mehr Tore (4 Tore, 0 Vorlagen, Anm. d. Red) geschossen als vorbereitet habe. Vielleicht schaffe ich es, im letzten Spiel ja noch einen Assist zu geben.

Happy sind Sie dagegen bestimmt mit Ihren Einsatzzeiten. 2920 Minuten sind Sie auf dem Grün gestanden. Nur sieben weitere Mittelfeldspieler in der Serie A haben mehr Minuten abgespult. Wie machen Sie das?
Es ist ein Mix von vielem. Ich hatte das Glück, dass ich von Verletzungen verschont geblieben bin und die beiden Trainer mir das Vertrauen geschenkt haben. Meinen Teil versuche ich dazu beizutragen, indem ich gut auf meinen Körper achte und ihm die nötige Regeneration gebe.

Stichwort Physis. Es ist augenscheinlich, wie sehr Sie in den letzten Jahren an Muskelmasse zugelegt haben. Wie viele Stunden haben Sie seit Ihrem Wechsel nach Italien im Oktober 2020 im Fitnessstudio in sich selber investiert?
Oh, das waren einige. Drei bis viermal pro Woche mache ich vor dem Training jeweils Fitnessübungen. Dabei konzentriere ich mich nicht nur auf Kraft, sondern arbeite an meiner Beweglichkeit und Explosivkraft. Das hilft mir sehr, um auf dem Platz parat zu sein und Verletzungen vorzubeugen.

Was tun Sie sonst noch für Ihren Körper?
Mir ist Mittagsschlaf sehr wichtig. Das tut mir sehr gut. Deshalb versuche ich, täglich einen Powernap von rund einer Stunde einzulegen.

Wo soll Ihr Weg eines Tages hinführen?
Irgendwann möchte ich in der Champions League spielen. Zurzeit fühle ich mich hier in Parma aber unfassbar wohl. Was im Sommer passiert, werden wir sehen. Jetzt liegt die volle Konzentration auf dem letzten Spiel in Bergamo und auf dem Klassenerhalt.

Die Hymne der Königsklasse kennt Sohm bislang nur aus dem TV. Dafür gibts im Stadion von Parma, dem Stadio Ennio Tardini, mit dem Triumphmarsch von der Oper Aida von Giuseppe Verdi ein mindestens so ikonisches Musikstück zu hören. «Mir gefällt er sehr. Doch ich muss gestehen, dass es mir zu Beginn gar nicht bewusst war, dass dieses Stück von Verdi komponiert wurde», meint er, nach dem wir das Teatro Regio verlassen haben und durch die Innenstadt in Richtung Stadion schlendern.

Wie die Musik hat in Parma auch der Fussball eine grosse Bedeutung. In den Neunziger-Jahren waren die «Ducali» eine grosse Nummer im europäischen Fussball. In jenen Jahren wurde auch eine Legende wie Gianluigi Buffon in Parma entdeckt. Mit ihm haben Sie für zwei Saisons (21/22 und 22/23) die Kabine geteilt. Wie war es?
Er ist einer der liebsten Menschen, den ich je kennengelernt habe. Extrem hilfsbereit, fürsorglich und sehr sympathisch.

«
«Für die Nati spiele ich überall»
Simon Sohm
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Gibt es eine spezielle Anekdote mit ihm?
Als vor zwei Jahren die U21-EM anstand, hinterlegte er mir einen handgeschriebenen Brief. Von dieser Geste bin ich noch heute gerührt. Deshalb habe ich damals auch sofort meinen Eltern und engen Freunde erzählt, welch speziellen Brief ich erhalten habe.

Was stand darin?
Er schrieb, dass er von mir als Person und Spieler überzeugt sei. Ich soll an jenem Turnier zeigen, was ich könne und er unterstrich, dass ich immer auf seine Unterstützung zählen könne.

Buffon war nicht nur ein Weltklassegoalie, sondern auch ein Mentalitätsmonster. Was haben Sie während Ihrer schwierigen Eingewöhnungszeit in Parma für Ihre eigene Mentalität getan?
Es hat Zeit gebraucht. Ich habe mich mit Leuten umgeben, die damals in einer ähnlichen Situation waren oder Ähnliches erlebt hatten.

Sohm schiesst Parma zu einem Punkt bei Juve
3:42
Juventus Turin – Parma 2:2:Sohm schiesst Parma zu einem Punkt bei Juve

Setzten Sie damals auf einen Mentaltrainer?
Ich habe es probiert. Doch es war nichts für mich. Gespräche mit Freunden und Familie haben mir mehr geholfen. Aber letztlich muss man solche schwierigen Situationen alleine meistern.

Was würden Sie Ihrem Ich von damals mit auf den Weg geben?
Geduld und Durchsetzungsvermögen sind für die persönliche Weiterentwicklung elementar. Wenn es nicht läuft, muss man konsequent weitermachen. Mit der Zeit kommt alles gut.

Dafür sind Sie der beste Beweis. Sie sind wieder auf dem Radar der Nati. Auch wenn Murat Yakin für die USA-Testspiele auf Sie verzichtet. Wie ist Ihre Beziehung zu ihm?
Ich bin sehr dankbar, dass er mich im Herbst wieder aufgeboten hat. Allerdings hatten wir seither keinen engen Kontakt. Ich hoffe, dass ich in Zukunft eine wichtige Rolle übernehmen und der Nati weiterhelfen kann.

In Ihrer Karriere haben Sie praktisch auf allen Mittelfeld-Positionen schon gespielt. Auf welcher fühlen Sie sich am wohlsten?
Am liebsten spiele ich auf der Doppelsechs oder in einem Dreier-Mittelfeld auf der Acht. Aber am Ende ist es egal welche Position. Denn für die Nati spiele ich überall.

Ist eine Stammposition das erklärte Ziel?
Klar. Dafür arbeite ich hart.

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