Noch ein Fehltritt und es droht der Super-GAU
Italien steht in der WM-Quali mit dem Rücken zur Wand

Die italienische Nationalmannschaft kämpft um die WM-Teilnahme. Mit sechs Punkten Rückstand auf Norwegen sind vier Siege in den verbleibenden Spielen erforderlich. Eine erneute Nichtqualifikation wäre ein nationaler Schock.
Publiziert: 16:04 Uhr
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Aktualisiert: 17:41 Uhr
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Gennaro Gattuso gibt sich vor den WM-Quali-Spielen selbstbewusst.
Foto: keystone-sda.ch
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Carlo Emanuele FrezzaReporter Fussball

Ganz Italien zittert. Die Squadra Azzurra steht vor einer Schicksalswoche. Vier Spiele sind in der WM-Qualifikation noch zu absolvieren, zwei im Oktober, die letzten zwei im November. Vier Chancen für den vierfachen Weltmeister, sich noch auf direktem Weg für die WM in den USA, Kanada und Mexiko zu qualifizieren.

Trainer Gennaro Gattuso (47), der den Posten mitten in der Quali-Phase von Luciano Spalletti (66) übernommen hat, gibt sich dennoch selbstbewusst. «Ich bin beruhigt, weil die Mannschaft körperlich fitter ist als noch vor einem Monat. Aber wir müssen konzentriert bleiben, die Gefahren sehen und die Aufgaben mit einer besseren Einstellung angehen als im September», sagt er zum Trainingsauftakt am Dienstag.

Punkte und Tore sind gefordert

Einfach wird das Unterfangen für die Azzurri nicht. Ganz im Gegenteil. Bei einem Spiel weniger liegen sie in der Gruppe I sechs Punkte hinter Tabellenführer Norwegen – mit einem um 16 Tore krass schlechteren Torverhältnis. Deshalb sind in den restlichen Partien vier Siege und viele Tore gefordert. Angefangen am Samstag in Tallinn gegen Estland und am nächsten Dienstag im Heimspiel gegen Israel. Nur so bleibt die Hoffnung auf die direkte Qualifikation erhalten.

Manche haben sich in Italien aber längst damit abgefunden, dass der Weg an die WM über die Playoffs führen könnte. Dafür müsste der zweite Platz, den Italien aktuell hält, verteidigt werden – und es müsste das aktuell punktgleiche Israel hinter sich lassen. Allerdings dachten viele schon 2018 und 2022, dass Italien die Qualifikation in den Playoffs noch schaffen würde. Schliesslich scheiterten die Azzurri an Schweden und Nordmazedonien.

Ist Italien noch eine Fussballnation?

Eine weitere WM nur vor dem TV zu verfolgen, wäre für Italien mehr als nur ein sportlicher Rückschlag – es wäre zum wiederholten Mal ein nationaler Schock. Die zwei verpassten WM-Endrunden 2018 und 2022 hinterliessen tiefe Narben.

Eine dritte Nichtqualifikation wäre ein totales Desaster und ein Super-GAU für ein Land, das sich als grosse Fussballnation versteht. Eine ganze Generation in unserem südlichen Nachbarland würde eine Jugend erleben, ohne jemals eine WM mit italienischer Beteiligung zu sehen. Treffend schrieb die «Gazzetta dello Sport» im Frühling: «Wenn wir wieder nicht dabei sind, verliert Italien ein Stück seiner Seele.»

Trainer Gattuso weiss, wie viel auf dem Spiel steht. Deshalb will er die zwei bevorstehenden Spiele gegen Estland und Israel mit unterschiedlichen Spielarten und Systemen angehen, wobei er alles dem Sieg unterordnet. «Im Moment muss ich mein Ego beiseiteschieben und die Jungs in die bestmögliche Verfassung bringen. Wir werden das beste Spielsystem wählen, um die Spieler an den richtigen Positionen einzusetzen.»

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