Darum gehts
- Mbappé spricht über Aufmerksamkeit, Schattenseiten des Fussballs und mentale Herausforderungen
- Fussballstar betont die Komplexität, über psychische Belastungen im Spitzensport zu sprechen
- Mbappé fordert von PSG nicht bezahlte Gehälter und Boni von 51 Millionen Franken
Kylian Mbappé gewährt in einem Interview mit «L'Équipe» den Fussball-Fans Einblicke in sein Seelenleben. Dabei wählt er teilweise klare Worte. Der Starstürmer spricht über ...
… die ständige Aufmerksamkeit
Als Kylian Mbappé (26) 2018 auf dem Weg zu Frankreichs WM-Titel vier Tore schoss, war er erst 19 Jahre alt. Mit dem Platz im Scheinwerferlicht ging er aber gelassen um: «Ich bin weder der Erste noch der Letzte. Manchmal ist es fair, manchmal unfair, aber es ist etwas, das man nicht ändern kann.» Dennoch gibt er zu bedenken: «Vieles, was über mich gesagt wird, ist weit von der Realität entfernt. Die Wahrheit kommt immer ans Licht, auch wenn es lange dauern kann.»
Dies gälte auch für die Vergewaltigungsvorwürfe, denen der Franzose nach einem Trip nach Schweden im letzten Jahr ausgesetzt war. Damals habe sich die Öffentlichkeit auf die Geschichte gestürzt, als jedoch klar wurde, dass er selbst nicht involviert war, schnell auch wieder davon abgewandt. Für das Opfer habe sich dann niemand mehr interessiert. « Es ist ein sensibles Thema und es hat mich traurig gemacht», so Mbappé heute.
… die Schattenseiten des Fussballgeschäfts
«Ehrlich gesagt, wenn ich diese Leidenschaft nicht hätte, hätte mich die Welt des Fussballs schon längst angewidert.» Klare Worte. «Ich sage gerne, dass die Leute, die ins Stadion gehen, das Glück haben, nur eine Show zu sehen und nicht zu wissen, was hinter den Kulissen passiert.» Seinem Kind würde Mbappé nicht raten, in diese Welt einzusteigen, auch aufgrund der hohen Beträge, die im Spiel sind. Das grosse Geld würde einen selbst und das Umfeld verändern, bis die Beziehungen zum ursprünglichen Fundament verloren gingen.
Um viel Geld geht es auch in Mbappés Rechtsstreit mit Paris Saint-Germain: Von seinem Ex-Verein fordert er nicht bezahlte Gehälter und Boni in der Höhe von rund 51 Millionen Franken. Er wolle PSG damit nicht schaden und auch nicht nachtragend wirken, aber: «Es steht mir rechtlich zu, das ist das Arbeitsrecht. Ich wollte nur bezahlt werden.»
… mentale Herausforderungen
Psychische Gesundheit im Spitzensport ist ein grosses Thema, auch bei Mbappé. An grossen Turnieren fühle er sich immer wieder mental müde. Dem Fussball dann noch zu entfliehen, gehe aufgrund der medialen Aufmerksamkeit kaum. Schlimm sei es vor allem zwischen Halbfinal und Final: «Diese vier oder fünf Tage machen dir keinen Spass. Die letzten Tage bist du allein in deinem Zimmer, schaust an die Decke und wartest, bis es vorbei ist.» Auch die Zeit mit den Teamkollegen verliere nach mehreren gemeinsamen Wochen ihren Reiz.
Gleichzeitig sei es für einen umjubelten Sportler kaum möglich, darüber zu sprechen: «Die Komplexität der Sache liegt darin, dass die Leute damit Probleme haben. Man darf es nicht zeigen.» Das sei wenig verständlich, schliesslich dürfe Müdigkeit nicht mit fehlender Motivation verwechselt werden: «Müde sein heisst nicht, dass man seine Arbeit nicht mehr liebt.» So träume er praktisch durchgehend davon, 2026 mit Frankreich wieder den WM-Final zu erreichen.
… seine Chancen auf den Ballon d'Or
Auch über den Ballon d'Or wird gesprochen. Doch Mbappé winkt direkt ab: «Ich kann dieses Jahr nicht gewinnen.» Tatsächlich sind die Chancen auf einen Weltfussballer Mbappé nach einem titellosen Jahr eher klein. Heisseste Anwärter sind Mbappés Landsmann Ousmane Dembélé (28) und das spanische Wunderkind Lamine Yamal (18).