Ancelotti in der Kritik
Miese WM-Quali sorgt für Stunk in Brasilien

Die gute Nachricht für Brasiliens Fussball-Fans: Die Seleção hat sich für die WM qualifiziert. Mit Ruhm bekleckert hat sich der fünffache Weltmeister dabei aber nicht – und das sorgt für dicke Luft. Kritik gibts vor allem für Carlo Ancelotti und Vinicius Junior.
Publiziert: 10:36 Uhr
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Aktualisiert: 11:13 Uhr
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Carlo Ancelotti (66) ist seit Juni Trainer des brasilianischen Nationalteams.
Foto: AFP
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Gian-Andri BaumgartnerRedaktor Sport

Dass Brasilien bei einer WM-Endrunde dabei ist, gilt als Selbstverständlichkeit. Diesmal wird die Quali der Seleção aber von mächtigen Nebengeräuschen begleitet.

Eine Kostprobe? Nach dem letzten, für Brasilien eigentlich bedeutungslosen Quali-Spiel gegen Bolivien wird dem neuen Nationaltrainer Carlo Ancelotti (66) nichts weniger als eine Verfälschung der Meisterschaft in Spanien vorgeworfen. Der Italiener, seit Juni an der Seitenlinie der Brasilianer und zuvor noch Trainer bei Real Madrid, hatte es gewagt, beim letzten Zusammenzug die Real-Stars Vinicius, Rodrygo und Eder Militão nicht aufzubieten, aber Barcelona-Star Raphinha spielen zu lassen.

Raphinha selber war dann gemäss «Marca» auch angesäuert, dass er beim körperlich herausfordernden letzten Match gegen Bolivien (0:1) auf über 4000 Metern über Meer auflaufen musste, obwohl es für die Brasilianer um gar nichts mehr ging.

Brasilien kommt WM-Aufstockung sehr gelegen

Diese Diskussionen um personelle Entscheide passen zu einer verkorksten WM-Qualifikation des Rekordweltmeisters. Die Brasilianer beendeten die Qualifikation in Südamerika auf Rang 5, zehn Punkte hinter Dauerrivale Argentinien und mit einem historisch schlechten Ergebnis.

Der direkte Sprung an die WM im kommenden Sommer ist nur dank der Aufstockung auf 48 Teams gelungen – in den Kampagnen zuvor hätte Brasilien den Gang in die interkontinentalen Playoffs antreten müssen.

«Zu viel Theater» bei Vinicius

Die eher mässigen Auftritte der Seleção sieht auch der ehemalige GC- und Bayern-Star Giovane Elber (53) kritisch, wobei er die Gründe dafür auf einer höheren Ebene verortet. «Es gab bei uns intern im Verband einfach viel Theater, es kam ein neuer Präsident. Das war einfach ein bisschen zu viel», sagte der 15-fache brasilianische Internationale in einem Interview mit dem deutschen Portal ran.de. Besser weg kommt dagegen Ancelotti, der seinen Start als Nationaltrainer in Elbers Augen trotz der Pleite in Bolivien «gut hinbekommen» hat.

Weniger positiv äussert sich Elber zu Stürmer Vinicius Junior: «Die Brasilianer denken so wie die Europäer, es ist einfach zu viel Theater. Er muss irgendwann begreifen, dass er nur Fussball spielen soll.» Der 25-Jährige denke zu viel über andere Sachen nach. Stattdessen soll er sein Spiel machen: «Wenn er das schafft und locker bleibt, dann kann er vielleicht noch einer der weltbesten Spieler werden.»

Dieses Potenzial schreibt Elber dem gesamten Team zu: Wenn es Ancelotti gelinge, aus den talentierten Einzelspielern eine Einheit zu formen, sei diese «unschlagbar». Abschreiben darf man die Brasilianer im Kampf um den WM-Titel trotz schwieriger Quali also nicht.

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