Aus dem Nichts kommt die Nachricht am Dienstag nicht, dennoch sendet sie eine Schockwelle durch Frankreichs Fussballwelt: Olympique Lyon, einstiger Liga-Dominator und Serienmeister, wird in die Ligue 2 zwangsabsteigen.
Erstmals hatten die Aufsichtsbehörden der Ligue 1 die Strafe im November 2024 ausgesprochen – allerdings vorerst provisorisch. Damals wurde öffentlich, dass der Klub über 500 Millionen Euro Schulden aufweist. Von der Liga gabs eine Transfersperre, mehrere Stars – zuletzt Rayan Cherki für rund 34 Millionen Euro an ManCity – wurden seither verkauft sowie Top-Verdiener abgegeben oder Gehälter gekürzt. Gegenüber der «L'Équipe» zeigte sich US-Investor John Textor vor der Anhörung am Dienstag noch optimistisch, war überzeugt, dass der Klub der Bestrafung entgehen wird.
Entgegen aller Erwartungen hat die Nationale Kontroll- und Verwaltungsdirektion (DNCG) den Zwangsabstieg bestätigt. Der Klub hat in einem offiziellen Statement bereits angekündigt, Berufung einzulegen. Von einer «unverständlichen Entscheidung» ist dabei die Rede. Schliesslich hätte er in den letzten Monaten eng mit der Liga zusammengearbeitet, um deren Forderungen zu erfüllen. Der letztjährige Europa-League-Viertelfinalist gibt sich überzeugt, genügend Nachweise geliefert zu haben, dass er über «ausreichend finanzielle Mittel» für die Saison 2025/26 verfüge.
Zusammenhang zur Premier League
Eine Rettung von Lyon ist zwar weiterhin möglich – es läuft allerdings die Zeit davon. Schliesslich ist die Zwangsrelegation auf die kommende Saison hin gültig. Soll die Entscheidung der Aufsichtsbehörden gekippt werden, muss auf die Schnelle nochmals Geld aufgetrieben werden. Beispielsweise, wenn Besitzer John Textor einen anderen Klub verkauft, um mehr Geld bei Lyon investieren zu können.
Hier liegt ein mögliches Problem. Textor hält Anteile an Premier-League-Klub Crystal Palace. Ein Verkauf an Woody Johnson, dem bereits das Football-Team New York Jets gehört, ist aufgegleist, aber von den Kontrollinstanzen der Premier League noch nicht abgesegnet worden. Während Lyon schreibt, dass sich der Cashflow des Klubs wegen der «Eigenkapitaleinlage der Aktionäre und des Verkaufs von Crystal Palace» verbessert habe, ist er faktisch erst durch, wenn die englische Liga zugestimmt hat. Zudem heisst es aus Frankreich, dass die Behörde unzufrieden damit war, wie viel Geld aus dem Verkauf der Anteile (angeblich 40 von 200 Millionen) in den Klub geflossen wäre.
Wettlauf gegen die Zeit
Was das Ganze auf die Spitze treibt: Textor muss seine Anteile bei Crystal Palace verkaufen, weil sich beide Teams in der zurückliegenden Saison für die Europa League qualifiziert haben und zwei Teams mit demselben Besitzer laut Uefa-Regularien nicht im gleichen Wettbewerb mitmachen dürfen.
Fraglich bleibt auch, ob es genügt, wenn der Verkauf von Crystal Palace formell abgeschlossen ist. Der französische Fussballjournalist Julien Laurens schätzt die Lage bei «Sky» jedenfalls mit wenig Optimismus ein: «Es gibt Beispiele von Teams, die in Berufung gingen und Wege gefunden haben, neues Geld zu generieren und oben zu bleiben. Aber die Uhr tickt für Lyon jetzt ganz gewaltig.»