Darum gehts
- Steven Gerrard kritisiert Englands «goldene Generation»
- Vereinsrivalitäten sollen Teamchemie und Leistung behindert haben
- «Neues» England erreichte WM-Halbfinal 2018 und zwei EM-Finals
Im Podcast «Rio Ferdinand Presents» äussert sich England-Ikone Steven Gerrard (45) zu seiner Zeit in der Nationalmannschaft. Er war Teil der «goldenen Generation» Englands, in der er unter anderem zusammen mit Frank Lampard, Rio Ferdinand, David Beckham, Wayne Rooney und Paul Scholes gespielt hat.
Die «egoistischen Verlierer»
Spieler aus rivalisierenden Vereinen spielten Seite an Seite in der Nationalmannschaft. Heute: völlig normal. In Gerrards England-Zeit jedoch: dem Untergang geweiht. Lampard von Chelsea FC und Scholes von Manchester United bildeten gemeinsam mit ihm (Liverpool) das Mittelfeld.
Gemäss Gerrard war genau diese Vereinsrivalität der Grund dafür, dass keiner der Spieler seine gewünschte Leistung abrufen konnte. Er bezeichnet die Schlüsselspieler als «egoistische Verlierer».
Gerrard weiter: «Es lag an der Kultur in England. Wir waren weder freundlich, noch verbunden. Wir waren kein Team. Wir wurden zu keinem Zeitpunkt zu einem wirklich guten, starken Team».
Für England zu spielen, habe er geliebt. Nach den Spielen im Hotelzimmer zu bleiben, ohne befreundete Mitspieler, ohne soziale Medien oder DVD-Player, habe er hingegen «gehasst».
Heute ist alles anders
Inzwischen haben sich die betroffenen Spieler aber positiv weiterentwickelt. Gerrard ist überrascht: «Ich schaue jetzt im Fernsehen und sehe Jamie Carragher neben Paul Scholes sitzen und sie sehen aus, als wären sie seit 20 Jahren beste Freunde.»
Auch die allgemeine Fussballkultur Englands ist mittlerweile gereift. Problemlos bilden Declan Rice (Arsenal) und Cole Palmer (Chelsea) heute das Mittelfeld. Auch Marcus Rashford (Barcelona) und Jude Bellingham (Real Madrid) verstehen sich gut.
Diese Teamchemie merkt man auch an der Leistung auf dem Platz: Während die «goldene Generation» um Gerrard für eine Enttäuschung nach der anderen sorgte, sieht es beim «neuen» England völlig anders aus. 2018 machte sich der Unterschied in der Spielweise erstmals bemerkbar. Gareth Southgates Mannschaft erreichte sowohl den WM-Halbfinal als auch die beiden darauffolgenden EM-Finals.