Darum gehts
- An der U17-WM kommt der Video-Support zum Einsatz
- Es ist eine neue, kostengünstigere Variante des VAR
- Der Schweizer Nati-Trainer findets toll – nun steht K.o.-Phase an
Es gibt eine Besonderheit bei der U17-WM in Katar, wo sich die Schweiz als Gruppensieger in die K.o.-Phase gespielt hat. Auf den acht Spielfeldern des Fussballkomplexes in Doha ist es gang und gäbe, dass sich ein Trainer bei einer strittigen Szene fragend Richtung eigener Bank dreht. Dann wird zusammen mit dem Staff entschieden, ob man ein Veto einlegt. Wenn ja, zeigt der Trainer dem vierten Offiziellen die violette Karte.
Was dahinter steckt: Bei diesem Turnier gibt es keinen VAR, sondern einen sogenannten FVS. Das ist die Abkürzung für den Football Video Support – die Videounterstützung. Es wird im Hintergrund nicht mehr jede einzelne Szene gecheckt, sondern nur, wenn dies ein Trainer einfordert. Dafür hat er pro Match zwei Möglichkeiten in Form von zwei violetten Karten. Analog zum Tennis werden diese Challenges genannt.
Wird die Challenge aktiviert, schaut sich der Schiedsrichter am Bildschirm die Szene nochmals an und beurteilt erneut. Ändert er seine Meinung zugunsten des Teams, das die Challenge eingefordert hat, kann das Team die Karte behalten. Sie darf aber nur bei folgenden Spielsituationen angefordert werden: Tor, Penalty, direkte Rote Karte.
U17-Nati-Coach Pisino ist ein Fan
Der Vorteil: Das neue System ist kostengünstig, weil es im Video-Kontrollraum nicht mehr ausgebildete Profi-Schiedsrichter braucht, sondern lediglich Helfer, die die Bilder dem Schiri im Bedarfsfall zur Verfügung stellen. Das System wurde unter anderem bereits an der U20-WM der Männer und Frauen eingesetzt und letztes Jahr in Zürich am Blue-Stars-Cup, also in dieser frühen Phase noch an Juniorenturnieren.
Die Schweiz hat auf dem Weg zum Gruppensieg schon einige Male von einer Challenge Gebrauch gemacht, war aber noch nicht erfolgreich damit. Dennoch sagt U17-Nati-Trainer Luigi Pisino: «Ganz ehrlich, ich finde, das ist eine gute Lösung. Es schränkt den übermässigen Einsatz der Videokonsultation ein», merkt der Genfer an.
«Für uns Trainer gibt es so keine Ungerechtigkeit», sagt Pisino. «Manchmal sieht man eine Aktion und denkt, dass es einen Kontakt gab, aber letztendlich liegt die Entscheidung immer beim Schiedsrichter.» Diese Form der Videoüberwachung soll zudem etwas Druck von den Schiris nehmen, da plötzlich der Staff mitverantwortlich ist beim optimalen Einsatz der Challenges.
Die nächste Gelegenheit, Zeuge des neuen Systems zu werden und gleichzeitig die Schweizer anzufeuern gibts am Freitag um 14 Uhr. Dann duelliert sich die U17-Nati mit Ägypten im Sechzehntelfinal.