Darum gehts
- Frauenfussball-Liga startet nach EM-Boom mit neuen Zielen und Kampagnen
- SFV plant mögliche Ausgliederung der höchsten Liga bis 2027/2028
- YB verkaufte über 2000 Saisonkarten, fast sechsmal so viele wie zuvor
Knapp einen Monat nach dem EM-Final zwischen England und Spanien (3:1 n.P.) ist das Joggeli wieder in Frauenhand. Zum Auftakt der Women's Super League empfängt Basel am Samstag (18.00 Uhr) Aarau zum ersten Ligaspiel. Es ist der Start in eine neue Saison, in der die höchste Schweizer Frauenliga vom EM-Boom profitieren soll.
Damit dieses Vorhaben gelingt, will der Schweizerische Fussballverband mit einer Kampagne neue Zielgruppen angehen. «Wir haben festgestellt, dass wir in der Vergangenheit in erster Linie Leute angesprochen haben, die sich bereits im AWSL-Umfeld befunden haben», sagt Laura Spring, Verantwortliche AWSL.
Ebenfalls ein Thema ist eine Ausgliederung der höchsten Liga – analog zur Super League der Männer. Der Verband hat bereits eine Studie in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse bis spätestens Ende Jahr dem Zentralvorstand präsentiert werden sollen. Dass es schon in der kommenden Saison so weit sein könnte, will Frauenfussball-Direktorin Marion Daube nicht ausschliessen. Eine Ausgliederung auf die Saison 2027/2028 sei allerdings realistischer.
In Sachen Professionalisierung der Liga hat sich aber bereits jetzt einiges getan. Zum ersten Mal startet die höchste Schweizer Liga mit mehr Nicht-Amateurspielerinnen als Amateurspielerinnen in eine Saison. Heisst: Die Mehrheit der AWSL-Spielerinnen hat bei ihren Klubs einen professionellen Vertrag unterschrieben, der sie finanziell entlöhnt und versicherungstechnisch absichert.
Saisonkarten-Rekord für YB und Basel
Dafür zeichnet sich ab, dass der SFV eines seiner sehr ambitionierten Ziele verpassen dürfte. Zwar hat die EM zu einer merklichen Erhöhung der Anzahl fussballspielenden Mädchen und Frauen in der Schweiz geführt. Von der im Rahmen des Legacy-Projekts ausformulierten und bis Ende 2027 zu erreichenden Zahl 80'000 ist man mit aktuell über 43'000 aber noch weit entfernt. «Wir haben uns hohe Ziele gesetzt, um langfristig daran zu arbeiten», erklärt Daube. «Diese zu erreichen, ist immer noch möglich. Aber wir sollten nicht zu stark darauf herumreiten.»
Unterstützung gibt es von ihrem neuen Chef. «Ich finde es gut, ein ambitioniertes Ziel zu haben, das man nicht beim ersten Gegenwind relativiert», sagt der neue SFV-Präsident Peter Knäbel. Dass sich das Erreichen dieses Ziels als schwierig gestaltet, hänge vor allem mit der fehlenden Infrastruktur im Breitensport zusammen. Gleichzeitig sieht er auf kantonaler Ebene aber auch viel Bewegung. Knäbel: «Es tut sich was!»
Deutlich spürbar sind die Folgen der EM bei den Klubs der AWSL. YB hat 2300 Saisonkarten verkauft – fast sechsmal so viel wie im Jahr davor. Und auch beim FC Basel ist mit einem Sprung von 260 auf 620 Saisonkarten eine deutliche Steigerung feststellbar. Für das erste Spiel gegen Aarau hat der Klub bis Donnerstag rund 4000 Tickets abgegeben. Gut möglich, dass bereits im ersten Spiel nach der EM ein neuer Zuschauerrekord für ein Heimspiel der FCB-Frauen aufgestellt wird.