Smilla Valotto (21) ist sich die Hitze nicht gewohnt. Die Mittelfeldspielerin ist in Norwegen aufgewachsen und hat die letzten zwei Jahre in Stockholm bei Hammarby gespielt. «Als ich Schweden verlassen hatte, war es 18 Grad und windig.» Sie habe schon einen kleinen Hitzeschock erlitten, als sie vor einer Woche ins Nati-Camp eingerückt sei. «Im ersten Training bin ich fast gestorben», so Vallotto.
Inzwischen hat sich die gebürtige Genferin aber an die Hitze gewöhnt. Die hohen Temperaturen hätten aber die eine oder andere Spielerin auf dem falschen Fuss erwischt, so Vallotto. Sie habe Nachrichten von Kolleginnen aus England und Finnland bekommen, die von der Hitze überrascht worden seien. «Viele denken bei der Schweiz nur an Berge und Skifahren. Sie wissen gar nicht, dass es hier im Sommer heiss sein kann.»
Eisbäder, Kryokammern – oder ein Sprung in den See
Der SFV ist jedenfalls vorbereitet auf die Hitze. Bereits im Vorfeld wurden von der medizinischen Abteilung die Schweissverluste der Spielerinnen bei unterschiedlichen Temperatur- und Belastungssituationen gemessen. So kann in den Trainings und in den Spielen gezielt die richtige Menge an Flüssigkeit, Elektrolyten und Energie zugeführt werden.
Zudem werden auch Kühlwesten, Eisbäder oder Kryokammern eingesetzt. Eine, die sich regelmässig in die Kältekammer setzt, ist Svenja Fölmli (22). «Mit Stirnband, Socken, Shorts, Sport-BH und Maske setzt man sich da bei Minus 80 oder 90 Grad drei bis vier Minuten rein», so die Stürmerin. Ein unmittelbarer Effekt sei zwar nicht zu spüren, dass die Abkühlung und Regeneration damit aber beschleunigt wird, ist wissenschaftlich erwiesen.
«Trinken, trinken, trinken», nennt Julia Stierli (28) als wichtigsten Massnahme, um den Körper vor negativen Folgen der Hitze zu schützen. Und manchmal sorgt auch ein Sprung in den Thunersee nach dem Training für die willkommene Abkühlung. Für Stierli ist es «zumindest kein Nachteil», dass die Nati in der Vorrunde mit Norwegen, Island und Finnland nur auf nordische Teams trifft.
«In der Schweiz ist es angenehmer»
Blick fragt im Camp der Norwegerinnen nach, dem Nati-Gegner am Mittwoch beim Auftaktspiel in Basel. Doch dort gilt das Motto: Hitze? Welche Hitze? «Fussball wird draussen gespielt», sagt Trainerin Gemma Grainger (42). «Schauen Sie mal, wo viele meiner Spielerinnen im Klub spielen: Spanien, Italien, Portugal, Frankreich. Ich denke, sie werden mit der Hitze zurechtkommen.»
Trotzdem hat sich das Team bei den Fachleuten informiert, die sonst Norwegens Olympia-Sportlerinnen betreuen. Es kommen Eis und kühlende Tücher zum Einsatz, um die Körpertemperatur zu regulieren. «Wir sind sehr gut vorbereitet», sagt Grainger. Und Star Ada Hegerberg (29) meint gar mit Blick auf die kühlere Heimat Norwegen: «In der Schweiz sind die Temperaturen angenehmer.»
Keine Probleme mit der Hitze sieht auch das isländische Camp in Thun. Die Isländerinnen trainieren sowieso traditionellerweise am Morgen und mussten darum nichts an ihrem Programm ändern. Sie verzichten auf Kühlwesten oder ähnliche Hilfsmittel. Stattdessen setzen sie auf ihre Vorbereitung. «Wir waren im Trainingscamp in Serbien, da war es 35 bis 40 Grad heiss», meldet der Mediensprecher, «von daher ist es bislang in der Schweiz angenehmer.»