Pia Sundhage (65) ist keine Frau der lauten Worte und schon gar nicht der grossen Gefühlseruptionen. Auch nach der 0:4-Pleite gegen Frankreich, die auch wesentlich höher hätte ausfallen können, analysiert die Schwedin die Leistung ihres Teams gewohnt nüchtern und gefasst. Es ist aber zu spüren, dass der Auftritt in Lothringen auch ihr, die die ganze Fussball-Welt gesehen hat, in vielerlei Hinsicht nicht gepasst hat.
Körpersprache, Einstellung, Zusammenarbeit in der Defensive, individuelle Fehler – Sundhage spricht viele Dinge an, die ihr in den gut 90 Minuten zuvor im Stade Marcel-Picot nicht gefallen haben. «Es war eine Lektion, aus der wir lernen müssen – und zwar alle.» Angesprochen auf die Goalie-Position nach Livia Pengs grossem Patzer sagt sie: «Schwierig. Es geht nicht nur um die Leistung, sondern auch wie der Verbund in der Abwehr funktioniert.» Die Einzige, die die Nati-Trainerin positiv hervorhebt, ist Smilla Vallotto. Und mit Abstrichen Viola Calligaris und Noelle Maritz. Sundhages Fazit: «Ich bin froh, dass noch nicht die EM ist.»
Platz 2 ist noch möglich
Das Beste an diesem aus Schweizer Sicht ernüchternden Abend in Nancy ist die Kunde aus Trondheim: Dank dem 1:1 zwischen Norwegen und Island hat die Nati ihr Schicksal weiter in den eigenen Füssen. Mit einem Sieg mit zwei Toren Differenz am Dienstag gegen Norwegen in Sitten kann das Sundhage-Team den direkten Abstieg aus der Liga A noch verhindern. Und treten die Französinnen ähnlich beschwingt und spielfreudig auch in Island auf und wahren sie ihre Ungeschlagenheit, liegt für die Schweiz sogar Platz 2 in der Gruppe drin.
Die Nati tut aber gut daran, sich weniger auf die Ausgangslage, als auf die eigene Leistung zu fokussieren. Denn mit einem ähnlichen Auftritt wie am Freitag wird sie auch gegen Norwegen nicht gewinnen. Und bei einer weiteren Pleite würde die Vorfreude auf das in einem Monat beginnende Heimturnier einen weiteren argen Dämpfer erleiden. Mittlerweile ist die Nati seit letztem Oktober und sieben Spielen ohne Sieg.
Reaktion gefragt
«Wir müssen bis am Dienstag den Turnaround schaffen», fordert Sundhage. Ihr Problem: die fehlende Breite im Team. Die Zukunft sei in Anbetracht der Jungen, die nachrücken, rosig, was auch Frankreichs Trainer Laurent Bonadei bestätigt. Doch die Gegenwart ist eine andere. Einige Nati-Spielerinnen leiden unter zu wenig Spielpraxis, andere haben körperliche Probleme, Dritte sind angeschlagen oder verletzt.
Immerhin gab Sundhage bei Ana-Maria Crnogorcevic und Noelle Maritz, die am Ende leicht verletzt waren, leise Entwarnung, zudem kehren Géraldine Reuteler und Meriame Terchoun zurück. «Gewinnerinnen zeichnen sich dadurch aus, wie sie auf einen Rückschlag reagieren», sagt Sundhage, Olympiasiegerin mit den USA 2008 und 2012. Hoffnung macht, dass die Nati nach der letzten heftigen Abfuhr im Herbst gegen Deutschland (0:6) wenige Tage später in England (0:1) eine der besten Leistungen der Ära Sundhage ablieferte. Eine solche braucht die Nati auch am Dienstag, sonst wird der Fall in die Liga B nicht zu verhindern sein.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Deutschland | 5 | 16 | 13 | |
2 | Niederlande | 5 | 1 | 10 | |
3 | Österreich | 5 | -5 | 6 | |
4 | Schottland | 5 | -12 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Frankreich | 5 | 10 | 15 | |
2 | Norwegen | 5 | -2 | 5 | |
3 | Island | 5 | -1 | 4 | |
4 | Schweiz | 5 | -7 | 2 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Spanien | 5 | 12 | 12 | |
2 | England | 5 | 11 | 10 | |
3 | Portugal | 5 | -13 | 4 | |
4 | Belgien | 5 | -10 | 3 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Schweden | 5 | 2 | 9 | |
2 | Dänemark | 5 | 0 | 9 | |
3 | Italien | 5 | 1 | 7 | |
4 | Wales | 5 | -3 | 2 |