Darum gehts
Die Bilder des Schweizer Sommermärchens gingen um die Welt. Volle Stadien, bunte Fanmärsche und gefüllte Public Viewings. Die Frauen-Euro in der Schweiz war ein voller Erfolg.
Drei Monate später ists kälter geworden. Die Sommerhitze wich dem kühlen Herbst. Doch die Folgen des Turniers sind immer noch zu spüren. Am Freitagabend spielt die Nati in Luzern ihr erstes Spiel seit der Euro. Ein bedeutungsloses Testspiel gegen Kanada. Trotz kalter Temperaturen kommen über 10'025 Fans in die Swissporarena. Und einige Tage zuvor sind am Montagabend auch beim öffentlichen Training in Weggis LU mehrere Hundert Fans da. Grösstenteils Eltern mit ihren Kindern, die ihre EM-Heldinnen aus nächster Nähe bestaunen können.
«Kontakt zu den Fans pflegen»
«Wir konnten an der EM viele Herzen erobern und die Leute begeistern. Wir hoffen, dass es nicht nur jetzt kurz nach dem Turnier so ist, sondern auch länger so bleibt. Dafür müssen wir weiter gute Leistungen zeigen und den Kontakt zu den Fans pflegen», sagt Captain Lia Wälti nach dem Sieg gegen Kanada ins Blick-Mikrofon. Und Torschützin Alayah Pilgrim schwärmt: «Die Kulisse war wieder extrem schön. Die Leute pushen uns.»
Tatsächlich eroberte das Team von Pia Sundhage im Sommer die Herzen des Landes. «Wir haben uns während der Euro in dieses Team verliebt. Heute sehen wir sie zum ersten Mal live», sagt ein Vater, der das Spiel in Luzern mit seinen zwei Söhnen besucht, gegenüber Blick. Und eine ältere Frau, die ein Wälti-Shirt trägt, schwärmt: «Sie sind mir sympathischer als die Männer-Nati, viel näher an den Fans.»
Wachstum im Breitensport
Die Fans danken es mit toller Stimmung auf den Rängen. 90 Minuten lang peitschen sie die Nati nach vorne, während Spielunterbrechungen dreht die La-Ola-Welle ihre Runden. Während die Spielerinnen vor dem Spiel einlaufen, hält eine Gruppe von Mädchen ein Plakat in die Luft mit der Aufschrift «We are all part of the movement». Wir sind alle Teil der Bewegung.
Beim SFV hat diese Bewegung einen Namen. «Here to stay» heisst das Legacy-Programm des Verbandes, welches vor dem Turnier ins Leben gerufen wurde. Das Ziel dahinter: Bis 2027 soll die Zahl der fussballspielenden Mädchen und Frauen in der Schweiz, sowie die Zahl der Funktionärinnen verdoppelt werden. Und die Kampagne fruchtet: Laut Angaben des Verbandes kamen seit Beginn des Projekts 4500 Spielerinnen, 500 Trainerinnen und 30 neue Schiedsrichterinnen dazu. Es sind alles Höchstwerte gegenüber früheren Jahren.
Zufriedener Präsident
«Die historischen Höchstwerte sind für uns Motivation und Antrieb zugleich, den eingeschlagenen Entwicklungsweg beharrlich weiterzugehen», wird SFV-Präsident Peter Knäbel vom Verband zitiert.
Das Zugpferd bleibt die Nati, die auch sportlich weiter überzeugt. Das letzte Heimspiel des Jahres gewinnt die Nati 1:0 gegen Kanada. Nach dem Spiel nehmen sich die Spielerinnen Zeit für die Fans, geben den begeisterten Kindern zahlreiche Autogramme und schiessen Selfies. Ein würdiger Abschluss eines historischen Jahres für den Schweizer Frauenfussball.

