Was bedeutet die EM-Euphorie für die Olympia-Bewerbung 2038?
Urs Lehmann, Präsident Swiss-Ski: «Die Frauen-EM begeistert auch mich als Wintersportler. Neben den Leistungen der Athletinnen ist die Organisation in acht Städten im ganzen Land herausragend. Dazu kommt die sensationelle Begeisterung, die in der Bevölkerung zu spüren ist. Die Schweiz beweist, dass sie eine Sportnation ist, die Grossanlässe ausrichten kann. Und vor allem: Sie hat Lust darauf! Darum sage ich: Auch Olympia 2038 würde ein Erfolg werden. Dank der Euphorie im Land, dank toller Organisation und dank fantastischer Schweizer Athleten und Athletinnen. Die Frauen-EM unterstreicht: Wir sollten es einfach wagen.»
Sind wir denn überhaupt bereit für Olympische Spiele?
Ruth Metzler Arnold, Präsidentin Swiss Olympic: «Die Frauen-EM war eine organisatorische Glanzleistung mit positiver, internationaler Resonanz bei Publikum und Medien. Der Anlass hat gezeigt, wie grosse Sportevents die Menschen unabhängig von Herkunft und Status zusammenbringen können. Ich bin überzeugt, dass die Schweiz auch mit der Durchführung von Olympischen und Paralympischen Winterspielen 2038 viel bewegen wird für unser Land. Wir sind bereit dafür!»
Was war der emotionalste Moment?
Lara Dickenmann, EM-Botschafterin: «Das erste Spiel gegen Norwegen in Basel, als das volle Stadion mit Beatrice Egli die Nationalhymne gesungen hat, denn wir Schweizer haben ein ambivalentes Verhältnis zu unserer Nationalhymne, die auch nicht so einfach zu singen ist. Ich und viele Leute um mich herum auf der Tribüne hatten Tränen in den Augen. Hinzu kommen die Fanmärsche, die der absolute Wahnsinn waren. Vor allem in Bern, mit dieser Kulisse in der Altstadt mit den Brunnen und Fahnen. So viele Menschen, alle in Rot-Weiss, alle friedlich. Diese Momente sind am tiefsten in mein Herz eingedrungen.»
War die Schweiz die perfekte Gastgeberin?
Nadine Kessler, Uefa-Verantwortliche Frauen: «Die Schweiz hat alle Erwartungen übertroffen. Wir hatten noch nie so wenig Beschwerden, von Teams, Medien und Fans. Alle lieben die Schweiz. Doch nicht nur das Land als Gastgeberin hat begeistert. Auch das Schweizer Nationalteam hat mit seinen tollen Auftritten dem Turnier sehr geholfen.»
Muss Pia Sundhage als Nati-Trainerin weitermachen?
Kathrin Lehmann, ZDF-Expertin: «Ich würde an Pia Sundhages Stelle aufhören. Sie hat es in eineinhalb Jahren geschafft, dass arrivierte Spielerinnen und hoffnungsvolle Talente zu einem Team geworden und auf dem Platz ziemlich nahe an die europäische Spitze gekommen sind. Vor allem hat sie aber noch etwas viel Grösseres geschafft. Sie hat der Schweiz ein Sommermärchen gegeben und damit der ganzen Gesellschaft einen unvergesslichen Sommer geschenkt. Durch ihre Erfahrung und fast schon stoische Ruhe hat sie allen Kritikern getrotzt und ihr Ding durchgezogen – und das ist denkmalwürdig.»
Welche Talente stossen nach?
U19-Nati-Trainerin Veronica Maglia: «Zu denjenigen, die bereits in aller Munde sind, gehören auch Noémi Potier, Caterina Tramezzani, Janina Egli und Emma Egli. Die Jahrgänge 2005, 2006 und 2007 bilden eine vielversprechende Generation, vergleichbar mit der goldenen Ära rund um Xhaka und Shaqiri. Diese Spielerinnen haben bereits gezeigt, dass sie auf europäischem Niveau jeden Gegner schlagen können. Sie treten mit Selbstbewusstsein auf, handeln eigenverantwortlich – sowohl auf dem Platz als auch abseits davon – und zeichnen sich durch ein starkes Gefühl der Zusammengehörigkeit aus. Man darf sich auf eine Generation freuen, die nicht nur fussballerisch überzeugt, sondern auch mit Haltung, Reife und Teamgeist begeistert.»
Welcher Name musste am häufigsten auf ein Nati-Trikot gedruckt werden?
Dominic Visentin, 11 Teamsports: «Der Verkauf der Nati-Trikots hat uns positiv überrascht, wir haben nur noch ganz wenige Exemplare. Zuvor hatten wir bei einer Frauen-EM oder -WM nie solche Absätze. Auch die Trikots anderer Nationen sind sehr gut gelaufen. Besonders gefragt sind die Leibchen von Alisha Lehmann, Riola Xhemaili und Alayah Pilgrim. Was auffällt: Nicht nur bei den Frauen sind die Trikots sehr beliebt, etwa die Hälfte wird von Männern gekauft.»
Die TV-Einschaltquoten sind top. Freuen Sie sich schon auf die WM 2027 und die EM 2029?
Roland Mägerle, Leiter SRF Sport: «Die Uefa Women’s Euro 2025 und insbesondere die Auftritte des Schweizer Nationalteams haben im ganzen Land eine Euphorie ausgelöst, die auch auf unseren Sendern und Kanälen deutlich spürbar war. Jedes Spiel der Schweizerinnen hat den Rekord für das meistgeschaute Frauenfussballspiel gebrochen – Höhepunkt war der Viertelfinal gegen Spanien mit fast einer Million TV-Zuschauerinnen und -Zuschauern in der Spitze. Auch Spiele ohne Schweizer Beteiligung haben tolle Quoten erreicht. Ich hoffe, dass sich diese Begeisterung positiv auf die heimische Liga und kommende Turniere auswirken wird.»
Ist er schon da, der Boom bei den Mädchen und Frauen?
Seline Röthlisberger, Präsidentin Frauenfussballverein Basel: «Wir haben 20 Anmeldungen seit dem 16. Juni, das ist etwas mehr als in den Jahren zuvor. Ob das schon mit der Euro zu tun hat, ist schwer zu sagen. Die meisten Kinder werden erfahrungsgemäss vor den Herbstferien angemeldet. Mich überrascht, dass sich viele im Alter von 16 bis 25 melden, die mit Fussball beginnen wollen. Das hat sicher mit der Sichtbarkeit auf den sozialen Medien zu tun. Bei den Kindern zwischen 9 und 14 haben wir noch Plätze, da dürfen sich gerne viele Mädchen melden.»
Was muss passieren, damit die AWSL den Schwung in den Ligaalltag mitnehmen kann?
Marisa Wunderlin, Trainerin: «Es gilt, aus kurzfristiger Begeisterung langfristige Verbundenheit aufzubauen. Dafür ist Sichtbarkeit wichtig, und Vereine sowie Spielerinnen sollten ganz bewusst auf die Frauenfussballwerte wie Diversität, diese an der EM gezeigte ‹Echtheit›, aber auch Themen wie Mutterschaft und Spitzensport oder duale Karriere setzen. Diese Punkte zeichnen uns aus, machen den Frauensport spannend und nahbar! Um Schwung in die Liga zu bringen, wird aber auch der Verband gefordert sein, wenn es um die Ligavermarktung, strukturelle Belange, aber auch um den Nachwuchs geht. Verband und Vereine laufen gerade Gefahr, im Nachwuchs den Anschluss an die sich professionalisierende AWSL zu verlieren, was sich an der stark steigenden Anzahl ausländischer Spielerinnen zeigt. Der Nachwuchs braucht unter anderem bessere Trainingsbedingungen und besser ausgebildete Coaches mit mehr Zeit für die nächste Generation.»
Wann machen Sie in der Liga für ein Highlight-Spiel den Kybunpark auf?
Matthias Hüppi, Präsident FC St. Gallen: «Wir hatten schon mehrere Spiele der Frauen im Kybunpark durchgeführt und sind auch in der neuen Saison daran interessiert, wobei es aber immer auch auf die Spielansetzung ankommt. Zudem ist das Espenmoos-Stadion zur Heimat unserer Frauen geworden. Wir werden dort in die Infrastruktur investieren, weil zwischen Oktober und April praktisch nicht auf Rasen gespielt werden kann.»
Wer sind die neuen Stars der AWSL, nachdem die Nati-Juwelen Beney, Ivelj und Luyet die Liga verlassen haben?
Theo Karapetsas, Geschäftsführer Sport GC-Frauen: «Noch einmal eine derart goldene Generation wird es vorerst wohl nicht geben. Trotzdem haben wir in der Women’s Super League einige sehr vielversprechende Talente. Lia Kamber vom FCB wird eine der Nächsten sein, die den Sprung ins Ausland schaffen wird. Auch wir bei GC haben einige interessante, junge und talentierte Spielerinnen. Wichtig ist, dass wir uns darauf konzentrieren, eine Ausbildungsliga zu werden. Ich sehe eine Tendenz, dass die Schweiz auch für Talente aus dem Ausland immer interessanter wird.»
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