«Bin nicht so gut beim Kopfball – gehe nach Hause und übe»
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Vallotto über Grosschance:«Bin nicht so gut beim Kopfball – gehe nach Hause und übe»

Vallottos zweites Spiel des Lebens
Lanciert unsere Nati-Norwegerin das Schweizer EM-Märchen?

Im ersten EM-Gruppenspiel trifft Smilla Vallotto (21) mit der Nati auf ihre zweite Heimat Norwegen. Und warum sie ihren Zwillingsbruder als Kind auf dem Fussballplatz zum Weinen brachte. Was ihre Mutter über die Bedeutung dieses Spiels sagt.
Publiziert: 30.06.2025 um 18:58 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2025 um 21:08 Uhr
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Smilla Vallotto hat den Grossteil ihres Lebens in Stavanger verbracht.
Foto: TOTO MARTI

Darum gehts

  • Smilla Vallotto spielt für die Schweiz gegen ihre zweite Heimat Norwegen
  • Vallotto wuchs in Norwegen auf und spricht fliessend vier Sprachen
  • Mit 24 Länderspielen ist sie zur unumstrittenen Stammkraft in der Nati geworden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

«Spiel des Lebens für Nati-Juwel Smilla Vallotto», titelt Blick am 25. Februar 2025. Es ist der Tag des Nations-League-Spiels zwischen Norwegen und der Schweiz. Ausgetragen in Stavanger, der norwegischen Hafenstadt, in der Vallotto aufgewachsen und einen grossen Teil ihres Lebens verbracht hat. Im Stadion jenes Klubs, für den sie einst selbst aufgelaufen ist.

Kjersti Vallotto (57) hat so ihre Zweifel, ob jene 1:2-Niederlage auf dem Kunstrasen des Viking-Stadions tatsächlich schon das grösste Spiel im Leben ihrer Tochter gewesen ist. Schliesslich warten an der am Mittwoch beginnenden EM noch einmal zwei ganz besondere Spiele auf Vallotto. In ihrem allerersten Auftritt an einer Endrunde geht es für die Offensivspielerin wieder gegen ihre zweite Heimat Norwegen. Und das dritte Gruppenspiel gegen Finnland wird in Genf ausgetragen.

Die Stadt, in der Vallotto am 23. März 2004 zur Welt kommt und ihre ersten Lebensjahre verbringt. Gemeinsam mit ihren beiden älteren Brüdern Matteo, Nils und Zwillingsbruder Elia. Als Vallotto vier Jahre alt ist, beschliesst die Familie, nach Norwegen zu ziehen. «Wir haben zu viel gearbeitet und festgestellt, dass wir unsere eigenen Kinder nicht kennen. Wir mussten etwas ändern», sagt Mutter Kjersti. In Norwegen bezieht die Familie ein Haus am Meer mit einem kleinen Fussballplatz in der Nähe. «Dort hat Smilla in jeder freien Sekunde Fussball gespielt», erinnert sie sich. Spätestens als ihr Zwillingsbruder Elia mit Tränen in den Augen nach Hause kommt, weil alle seine Freunde behaupten, seine Schwester könne besser kicken als er, wird der ganzen Familie klar, wie gut die kleine Smilla mit dem Ball umgehen kann.

«Sie will immer etwas besonders machen»

Mit 12 landet Vallotto im Nachwuchs von Viking Stavanger. Dort trifft sie auf Öystein Leonard Sjo (40), der beim norwegischen Top-Klub mit ihren beiden älteren Brüdern zusammenarbeitet. Er wird von den Eltern darum gebeten, auch Smilla unter seine Fittiche zu nehmen. «Sie ist schon damals durch ihre Technik und ihre Übersicht aufgefallen. Eine Spielerin mit dem gewissen Extra, die immer etwas besonders machen möchte», sagt Sjo.

Zwischen ihm und der jungen Fussballerin entsteht ein Mentoren-Verhältnis, das bis heute anhält. «Ich habe nicht unbedingt erwartet, dass sie es bis in den Profi-Fussball schafft. Aber es ist das, was sie immer wollte. Und ich habe ihr versprochen, dass ich sie dabei unterstützen werde», sagt der Sportlehrer. Noch heute plant er regelmässig eine Trainingseinheit, wenn Vallotto ein paar freie Tage in Norwegen verbringt. Oder unterstützt sie bei der individuellen Video-Analyse nach einem Spiel.

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Wohl auch dank der Hilfe von Sjo schafft Vallotto den Sprung ins norwegische U16-Nationalteam. Doch dort setzt man nicht auf die Feintechnikerin. «Norwegische Mädchen sind in der Regel etwas stämmiger. Smilla war aber deutlich schmaler und kleiner als heute. Zu dieser Zeit hatte ich den Eindruck, sie spielt eine andere Art von Fussball. Mit ihren technischen Fähigkeiten hat sie nicht in dieses physische Spiel gepasst», sagt Mutter Kjersti. «Ich habe nie wirklich das Vertrauen der Trainer gespürt», sagt Vallotto selbst über ihre Zeit im norwegischen Verband.

Aufgeben ist für Vallotto aber keine Option. Mit 16 wechselt sie nach Oslo in die Nachwuchsakademie von Stabaek. Alleine in einer fremden Stadt ohne Familie? Für Vallotto kein Problem. «Sie fühlt sich überall auf der Welt wohl und kann sich überall integrieren, weil sie sich mit vielen Dingen identifizieren kann», erklärt Kjersti Vallotto. Ein Grund dafür ist das multikulturelle Umfeld, in dem Vallotto und ihre Geschwister aufwachsen. Als Kinder einer Norwegerin und eines Schweizers mit italienischen Wurzeln. Und mit einer spanischen Nanny, die ebenfalls Teil des Haushalts ist. Heute spricht Vallotto fliessend Französisch, Norwegisch, Englisch und Spanisch.

Wechsel nach Wolfsburg als nächster Schritt

Bei Stabaek fasst Vallotto schnell Fuss. Im Sommer 2021 debütiert sie in der ersten Liga und zieht zwei Jahre später zu Hammarby weiter. Mit dem Top-Klub aus Stockholm wird sie je einmal Meister und Cupsieger, bevor sie in diesem Sommer den nächsten Schritt wagt. In der neuen Saison wird Vallotto für den siebenfachen deutschen Meister Wolfsburg auflaufen. «Ich denke, dass ich dort auch körperlich noch einmal einen Schritt machen kann», sagt sie über ihren Wechsel.

Ihre leichten physischen Defizite sind aber mit ein Grund, warum Vallotto diese Woche mit der Schweiz in ihr erstes grosses Turnier startet. Auch weil ihr innerhalb des norwegischen Verbandes die Perspektiven fehlen, läuft Vallotto seit 2023 für die Schweizer A-Nati auf. Sie hat inzwischen bereits 24 Länderspiele auf dem Konto und sich unter Pia Sundhage (65) zur unumstrittenen Stammkraft entwickelt. So wird Vallotto auch am Mittwoch in der Startelf stehen, wenn es wie schon vor vier Monaten und Anfang Juni in Sitten gegen ihre zweite Heimat Norwegen geht.

Mutter Kjersti sollte mit ihren Zweifeln an der Blick-Schlagzeile übrigens recht behalten. Schliesslich sagt Vallotto am Tag vor dem EM-Auftakt gegen Norwegen: «Das wird das spannendste und grösste Spiel, das ich je gespielt habe.»

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