Darum gehts
- Schweizer Frauen-Nati wählt Thuner Hotel Seepark als EM-Quartier
- Nähe zum Trainingsplatz und zentrale Lage waren wichtige Auswahlkriterien
- Nati legt während des Heimturniers über 700 Reisekilometer zurück
Es ist der Ausgangsort einer der grössten Überraschungen der Fussballgeschichte: Während der WM 1954 logierte die deutsche Männer-Nationalmannschaft im Strandhotel Belvédère in Spiez BE am Thunersee und schrieb mit dem Wunder von Bern eines der bekanntesten Sport-Märchen.
71 Jahre und acht Kilometer Luftlinie entfernt hofft in diesem Sommer auch die Schweizer Frauen-Nati, den richtigen Kraftort für ein kleines Fussball-Wunder gefunden zu haben. Während des Heim-Turniers wohnt das Team von Trainerin Pia Sundhage (65) im Hotel Seepark in Thun BE. Das Viersterne-Resort steht der Nati während der gesamten EM exklusiv zur Verfügung. «Thun und das Hotel Seepark bieten alles, was wir uns vorgestellt haben», sagt Nati-Direktorin Marion Daube.
Dort stehen der Nati neben insgesamt 91 Hotelzimmern auch mehrere Konferenzräume, ein Wellnessbereich, ein Fitnessstudio und eine Bowlingbahn zur Verfügung. Dazu kommen zwei grosszügige Suiten mit Ausblick über den Thunersee. Diese sollen während der EM zu Massageräumen umfunktioniert werden.
Nati muss trotz guter Lage viel reisen
Zur Wahl des Camp-Standorts haben unterschiedliche Faktoren beigetragen. Dazu zählt unter anderem die Nähe zum Trainingsplatz beim Strandbad Thun, der nur vier Velominuten vom Hotel entfernt liegt. Ähnliche Voraussetzungen also, wie sie die Männer-Nati vergangenes Jahr während der EM 2024 in Stuttgart (D) angetroffen hat. Teammanagerin Caroline Abbé (37) hat bei der Unterkunftssuche bewusst darauf verzichtet, Hotels in grösseren Stadtzentren in Betracht zu ziehen. «Klar hast du in der Stadt eine andere Euphorie, aber du kannst dich nicht gleich frei bewegen und auch mal raus, einen Kaffee trinken gehen», erklärt die ehemalige Nati-Verteidigerin. Die Wahl sei darum sehr schnell auf das Hotel Seepark in Thun gefallen.
Ebenfalls einen wichtigen Einfluss hatten die Austragungsorte der drei Schweizer Gruppenspiele in Basel, Bern und Genf. Doch auch mit der zentralen Lage konnte nicht verhindern werden, dass die Schweizerinnen während des Heimturniers mit die längsten Reisedistanzen zurücklegen müssen. Mit grossem Abstand an der Spitze liegt Italien, das in Weggis LU einquartiert ist. Zu den Spielorten in Genf, Sion VS und Bern und wieder zurück muss das Team fast 1500 Kilometer fahren.
Dagegen sind die etwas über 700 Reisekilometer der Schweizer Nati schon fast harmlos. Auch preislich hält sich das Hotel in Thun im Rahmen. «Die Kosten waren definitiv auch ein Aspekt, den wir beachten mussten. Das Hotel ist uns zudem gut entgegengekommen», sagt Abbé. Sämtliche Räumlichkeiten hat der SFV bis zum Turnierende am 27. Juli durchreserviert. Sobald die Nati sich aus dem Heimturnier verabschiedet, werden die Hotelzimmer wieder auf den Markt kommen. «Was die Kosten angeht, werden wir mit dem Hotel einen Kompromiss vereinbaren», erklärt Abbé.
Engländerinnen hausen luxuriös
Das Reisebuchungssportal Holiday Check hat anhand der vergangenen 365 Tage den durchschnittlichen Übernachtungspreis für Doppelzimmer inklusive Frühstück in den 16 EM-Hotels berechnet. Wirklich aussagekräftig sind die Ergebnisse nicht. Schliesslich schlafen Spielerinnen und Staff während des Turniers für gewöhnlich in Einzelzimmern. Im Fall der Nati steht dem Team sogar das gesamte Hotel exklusiv zur Verfügung.
Einen groben Anhaltspunkt geben die Zahlen von Holiday Check dennoch. Ein Doppelzimmer im Hotel Seepark kostet im Schnitt 373 Franken pro Nacht. Damit liegt die Schweiz im EM-Vergleich im untersten Drittel. Mit Abstand am günstigsten nächtigen die Schwedinnen, die in Cham ZG zu Hause sind. Im Sportkomplex On Your Marks kostet ein Doppelzimmer «nur» 200 Franken.
Mit riesigem Vorsprung an der Spitze des Rankings liegt Titelverteidiger England. Die Three Lionesses hausen im Zürcher Luxushotel The Dolder Grand. Laut Holiday Check muss man für eine Nacht am Adlisberg durchschnittlich 2032 Franken hinblättern. Das Portal rechnet im Fall eines englischen Finaleinzugs mit Gesamtkosten von fast einer Million Franken. Auf Platz vier liegen die Niederländerinnen, die sich eine Nacht 673 Franken kosten lassen – im Strandhotel Belvédère in Spiez am Thunersee.