«Hätte ich nie erwartet»
Nati-Juwel Beney wagt nach der EM den ganz grossen Sprung

Mit gerade mal 18 Jahren unterschreibt sie bei Manchester City – einem der besten Fussballklubs der Welt. Doch bevor es Iman Beney nach England zieht, will sie an der EM auf Schweizer Rasen nachholen, was ihr einst verwehrt blieb.
Publiziert: 30.06.2025 um 14:08 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2025 um 15:26 Uhr
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Strahlende Beney: Die Walliserin wechselt nach vier Jahren bei YB zu einem der grössten Klubs der Welt.
Foto: Fabienne Bühler
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Yara Vettiger
Schweizer Illustrierte

Iman Beney rennt. Die 18-Jährige schiebt ihren Koffer durch die Ankunftshalle des Zürcher Flughafens, flankiert von ihrer Mutter Cleo und ihrem Vater Nicolas. Noch zwei Minuten bis zur Abfahrt des Zuges nach Savièse, zurück in ihre Walliser Heimat. Kein Moment zum Durchatmen – nur dieser eine Gedanke: den Zug kriegen.

Hinter Iman Beney liegen Wochen, die kaum in einen Satz passen: Schweizer Meisterin mit YB – die Fussballerin schiesst den entscheidenden Penalty. Abschlussprüfungen an der Handelsschule. Nati-Vorbereitung für die Heim-EM. Und – als wäre all das nicht genug – der Wechsel zu einem der grössten Fussballklubs der Welt. Iman Beney ist soeben zurück aus Manchester. Bei City hat sie einen Vertrag über vier Jahre unterschrieben.

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Ein Transfer, der für Staunen sorgt – nicht nur, weil der Klub zur absoluten Weltklasse gehört, sondern auch weil Beney selbst erst am Anfang steht. Sie ist eines der grössten Talente, das der Schweizer Frauenfussball je hervorgebracht hat. Und sie wird die erste Schweizerin sein, die für Manchester City spielt.

Familie Beney auf dem Heimweg von Manchester am Zürich HB: Papa Nicolas, Mama Cleo und Iman.
Foto: Fabienne Bühler

Familie Beney hat den Zug erwischt, Iman sitzt auf einem der grauen Sitze. Müde und erleichtert. «Ich bin ausser Atem, aber so glücklich. Und auch ein bisschen stolz auf mich», sagt sie und lächelt. «Dass so ein grosser Klub wie Manchester City so früh auf mich zukommt – das hätte ich niemals erwartet.» Nicht nur in England riss man sich um das Ausnahmetalent. Auch Vereine aus Italien, Frankreich und Deutschland meldeten Interesse an. «Der englische Frauenfussball hat sich unglaublich entwickelt – deshalb habe ich mich dafür entschieden.»

Auch ihre Eltern, Nicolas (44) und Cleo Beney (47) sind erfüllt von Stolz. Nicolas, einst selbst Profifussballer beim FC Sion, schaffte den Sprung ins Ausland nie. «Davon träumt jeder Schweizer Spieler. Dass es bei mir nicht geklappt hat, ist heute egal. Was Iman erreicht hat, ist eine grosse Ehre – einfach incroyable.»

Er lächelt seine Tochter an. In seinen Augen leuchtet die Vorfreude auf alles, was auf seine Tochter zukommt. Der Campus «schmecke» richtig nach Fussball. Es sei riesig, ein Paradies. Grösser als alles, was die Familie je gesehen habe. Bei einem Spiel der Schweizer Frauen-Nationalmannschaft im November 2024 in England wurde Manchester City auf das Talent aufmerksam. Es war Iman Beneys Comeback – nach monatelanger Verletzungspause stand sie wieder auf dem Feld. Die Scouts horchten sofort auf.

Auch im Zug wird gekickt: Mit dem offiziellen W-Euro-Ball zeigt die Walliserin ein paar Tricks.
Foto: Fabienne Bühler

Grosse Ambitionen

Am meisten freue sie sich auf den Neuanfang. Beney ist ehrgeizig. Und hungrig: «Mit Manchester City möchte ich Meister werden und mich für die Champions League qualifizieren.» Sie freue sich ausserdem sehr, mit internationalen Top-Spielerinnen auf dem Platz zu stehen. So schön dieser Transfer auch ist, ein kleiner Wermutstropfen schwingt vor allem für Mama Cleo mit. «Ich werde sie sehr vermissen. Und möchte noch gar nicht daran denken, dass sie bald so weit weg geht.» Beney, die ihr Elternhaus schon mit zwölf Jahren für eine Sportschule verliess, siehts lockerer. Sie werde in Manchester eine Wohnung mit einem Extra-Schlafzimmer mieten, damit ihre Familie immer zu Besuch kommen könne.

Vor dem grossen Umzug wartet mit der Heim-EM noch ein anderes Highlight. Ein sensibles Thema. Denn vor zwei Jahren hätte es die Sensation sein sollen: Iman Beney wird 2023 mit nur 16 Jahren als jüngste Spielerin aller Zeiten für die WM in Neuseeland aufgeboten. Dann passierte es: Im letzten Training vor dem Abflug riss das Kreuzband. Beney musste zu Hause bleiben, der Traum platzte, noch bevor er begonnen hatte. «Es hat uns das Herz gebrochen», sagt ihre Mutter Cleo, die aus Brasilien stammt. «Sie war so traurig, so enttäuscht.»

Iman Beney ist die erste Schweizer Spielerin, die zu Manchester City wechselt.
Foto: Fabienne Bühler

Nervöse Eltern

Heute kann Beney der Verletzung auch Gutes abgewinnen. «Ich habe meinen Körper viel besser kennengelernt. Früher war ich zu schüchtern, um zu sagen, wenn ich mal nicht trainieren mag. Jetzt höre ich auf mich – und nehme mir die Pausen, die ich brauche.» Auf die Heim-EM freut sie sich sehr. Nur ihre Eltern sind nervös. «Wir wollen einfach, dass es endlich losgeht. Und dass nichts mehr schiefgeht – so wie letztes Mal. Wir zählen die Tage.»

Iman selbst bleibt ruhig. Sie weiss um die Erwartungen, um ihre Rolle als Hoffnungsträgerin der Schweizer Nati. Doch wenn man sie darauf anspricht, winkt sie bescheiden ab: «Wir sind alle gut. Es braucht das ganze Team. Unser Ziel ist klar – wir wollen unbedingt die Gruppenphase überstehen.» Jetzt hat sie die Chance, den Traum zu leben, der ihr einst genommen wurde. Bevor sie in die Ferne zieht. 

Gruppe A
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Gruppe C
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Gruppe D
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Playoffs
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