Das Spiel
Sie haben es schon wieder getan! Drei Jahre nach dem Titel im eigenen Land, krönen sich die Engländerinnen erneut zu den Königinnen Europas. Wie schon im Viertel- und Halbfinal rennen die Lionesses auch im Endspiel gegen Spanien einem Rückstand hinterher – entscheiden die Partie im Penalty-Krimi aber doch noch für sich.
Im Basler St. Jakob-Park ist Spanien von Beginn an das Team mit deutlich mehr Ballbesitz, die erste grosse Gelegenheit des Spiels hat aber England. Coll rettet nach 20 Minuten mit einem starken Fussreflex gegen Hemp. Ein Weckruf für die «Furia Roja». Den ersten vernünftig vorgetragenen Angriff vollendet Caldentey sehenswert per Kopf. Die spanischen Weltmeisterinnen führen zur Pause mit 1:0 – und scheinen sich damit zufriedenzugeben.
So kommt England zurück ins Spiel. Einmal mehr ist es die eingewechselte Kelly, die für die Wende sorgt. Ihre punktgenaue Flanke nickt Russo nach einer Stunde zum Ausgleich ein. Die Lionesses sind plötzlich näher am Sieg. Coll kann einen Abschluss von Kelly mit einer Glanztat zur Ecke lenken. Wie schon die beiden Halbfinals, geht auch das EM-Endspiel in die Verlängerung.
Dort geht lange wenig, bis Joker Paralluelo in der 105. Minute den Matchball auf dem Fuss hat. Doch statt den Ball mit links aufs Tor zu bringen, entscheidet sich die Barcelona-Stürmerin für einen Absatztrick. In der zweiten Hälfte der Verlängerung lässt Paralluelo eine weitere Top-Chance liegen.
So kommt es zum Penalty-Krimi. Dort scheitern zwei Spanierinnen an Hannah Hampton, Paralluelo verschiesst. Und Kelly schiesst England zum EM-Titel – wie schon vor drei Jahren, als sie in der Verlängerung gegen Deutschland traf. «Die Feier wird unglaublich, das wird verrückt», sagt eine «wahnsinnig stolze» Kelly anschliessend dem ZDF.
Die Beste
Hannah Hampton. Englands Goalie liefert 120 Minuten lang einen fehlerfreien Auftritt ab und glänzt immer wieder mit ihrem starken Passspiel. Kratzt dann im Penaltyschiessen zwei Versuche und hext England so zum Titel. Die Chelsea-Keeperin erhält auch den offiziellen «Player Of The Match»-Award der Uefa.
Die Tore
25. Minute, Mariona Caldentey, 0:1. Die Arsenal-Legionärin, die als einzige Spanierin in der Startelf ihr Geld in England verdient, verwertet eine butterweiche Flanke von Aussenverteidigerin Ona Batlle von rechts aus fünf Metern per Kopf.
57. Minute, Alessia Russo, 1:1. Chloe Kelly, die kurz vor der Pause für die angeschlagene Lauren James eingewechselt wurde, legt sich auf dem linken Flügel den Ball auf den rechten Fuss und flankt zur Mitte. Ihre Hereingabe findet die alleinstehende Russo, die im Rückwärtsfallen spektakulär ins Netz köpfelt. Erneut trifft eine Arsenal-Spielerin, auch Assist-Geberin Kelly spielt für die Londonerinnen.
Die Schlechteste
Lauren James. Die englische Flügelspielerin zieht erneut einen gebrauchten Tag ein. Auf dem Platz will ihr kaum etwas gelingen, die Chelsea-Spielerin wirkt viel zu nonchalant. Muss obendrein nach 40 Minuten verletzt vom Platz.
Das gab zu reden I
Die beeindruckende Serie von Sarina Wiegman geht weiter. Englands Trainerin schnappt sich ihren dritten EM-Titel in Serie. Nachdem die Holländerinnen 2017 ihr Heimatland zum sensationellen Heim-Triumph geführt hat, ist es nun schon der zweite EM-Sieg mit England.
Das gab zu reden II
Nicht nur die Spielerinnen auf dem Platz jubeln, auch auf der Tribüne wird gefeiert. Prinz William seine Tochter Prinzessin Charlotte (10) bibberten über 120 Minuten mit und werden belohnt.
Die Fans
34’203 Fans sind es im Basler St. Jakob-Park, wodurch die Gesamtanzahl der EM-Zuschauenden auf 657’291 klettert. Der Rekord vom letzten Turnier vor drei Jahren war schon nach den Halbfinals gebrochen worden. Im Joggeli sind es vor allem die englischen Fans, die für Stimmung sorgen. Aggie Beever-Jones, die am Sonntag ihren 22. Geburtstag feiert, wird beim Einlaufen mit einem Ständchen beschenkt.
Die Schiris
Schiedsrichterin Stéphanie Frappart liefert eine souveräne Final-Leitung ab. Im Penaltyschiessen zeigt die Französin, dass sie mit den neusten Regeländerungen bestens vertraut ist. Englands Beth Mead trifft den Ball bei ihrem Versuch mit beiden Füssen. Nach altem Reglement ein ungültiger Versuch. Weil der Schuss der Stürmerin aber im Netz landet, darf der Penalty noch einmal wiederholt werden. Nur nützt das Mead nichts, sie scheitert im zweiten Anlauf an Spanien-Goalie Coll.
So gehts weiter
Das Fussballfest in der Schweiz ist zu Ende. Die nächsten internationalen Highlights im Frauenfussball lassen aber nicht lange auf sich warten. Im Oktober geht es für Spanien in den Playoff-Halbfinals der Nations League gegen Schweden weiter. Im zweiten Halbfinal kommts zur EM-Revanche zwischen Deutschland und Frankreich.
Für die Schweizer Nati stehen die nächsten Pflichtspiele ab Februar in der Quali für die WM 2027 in Brasilien an. Bei den Zusammenzügen im Oktober und November/Dezember stehen lediglich Testspiele auf dem Programm. Bereits ab dem 23. August rollt zudem der Ball in der Women’s Super League wieder.