Darum gehts
- Zyklusorientiertes Training in der Schweizer Nati eingeführt
- Athletiktrainerin Mélanie Pauli nutzt App zur Überwachung des Menstruationszyklus
- Pauli gilt als Koryphäe auf dem Gebiet
Mélanie Pauli (45) weiss von jeder Nati-Spielerin, in welcher Zyklusphase sie sich befindet. Sie ist die Athletiktrainerin der Schweizer Nati. Für andere Teams ist es noch kein Muss, für Pauli ist es nicht mehr wegzudenken: zyklusorientiertes Training. Wobei Pauli selber den Begriff schon fast nicht mehr hören kann. «Ich hoffe, dass wir in fünf Jahren nicht mehr von zyklusorientiertem Training sprechen, sondern einfach von Athletiktraining.»
Zyklusorientiertes Training bedeutet, dass eine Frau auf Symptome des Körpers achtet, die aufgrund des Menstruationszyklus auftreten. Je nach Symptome gibt es verschiedene, teilweise minimale Anpassungen in den Bereichen Ernährung und Regeneration, bei der Trainingsintensität sowie im mentalen Bereich.
Pauli, die als Koryphäe auf dem Gebiet gilt, hat das zyklusorientierte Training bereits 2020 bei der Schweizer Nati eingeführt. Mit einer App tracken die Spielerinnen ihren Zyklus, Pauli kann diese Daten jederzeit abrufen. «Wir hatten am Anfang Spielerinnen, die hatten gar keinen Zyklus und dachten, das sei normal. Wir hatten Spielerinnen, die hatten einen unregelmässigen Zyklus und dachten, das sei normal. Und wir hatten Spielerinnen, die haben nur geblutet, wenn sie in den Ferien waren, und dachten, das sei normal», erzählt Pauli. Dabei sei ein ausbleibender oder unregelmässiger Zyklus oft das erste Warnzeichen dafür, dass irgendwas nicht stimmt – ausgenommen natürlich bei einer Schwangerschaft.
«Red Flags» des Körpers direkt erkennen
Dank der Tracking-App werde sie frühzeitig auf solche «Red Flags» des Körpers, wie sie es nennt, aufmerksam. Letzte Saison blieb bei einer jungen Spielerin die Menstruation über mehrere Monate aus. Schon nach dem ersten Monat setzte sich Pauli mit der Spielerin in Verbindung, um herauszufinden, was das Problem ist. Stress im Alltag? Stress im Privatleben? Beides war nicht der Fall.
Erst nach zwei Monaten und vielen Gesprächen vermutet sie die Ursache: LEA – Low Energy Availability; auf Deutsch heisst das, dass der Körper zu wenig verfügbare Energie hat. Pauli schickte sie zu einem Ernährungsberater. Was rauskam: Die Spielerin ass unbewusst zu wenig. «Ihre Zellen waren in einem konstanten Hungerzustand. Und der Körper ist nicht dumm. Er wird immer eine Lösung finden. Wo findet er Energie? In den Muskeln und in den Knochen. Er stellt auch das Reproduktionssystem ab.»
Die Spielerin hatte deshalb nicht nur ihre Tage nicht mehr, sie konnte ihre gewohnte Leistung auch nicht konstant abrufen. Nach fast acht Monaten ohne Zyklus kam die Periode wieder, nach zehn Monaten brachte die Spielerin langsam wieder ihre Leistung auf den Platz, hatte viel mehr Energie, und ihr Körper konnte wieder neue Reize annehmen. «Da kriege ich Gänsehaut», sagt Pauli.
Immer noch grosse Unterschiede bei den Vereinen
Die Nati achtet bei den Trainings, bei der Regeneration und bei der Ernährung der Spielerinnen auf die Symptome der Zyklen. Aber wie sieht das in den Klubs aus? Die Spielerinnen sind hauptsächlich mit ihren Vereinen unterwegs, Nati-Zusammenzüge gibt es nur alle paar Monate. «Es gibt immer noch grosse Unterschiede», sagt Pauli. Aber die Anzahl Vereine, die auf zyklusorientierte Massnahmen setzen, nehme stetig zu.
Das Problem sei, dass viele Klubs erst Daten sammeln, um eine wissenschaftliche Evidenz zu erhalten. Für Pauli ist das der falsche Ansatz. «Es ist schwierig, aufzuzeigen, wie viel Prozent Leistungssteigerung du hast, wenn du so trainierst. Wir werden das wahrscheinlich nie beweisen können, da die Leistung multifaktoriell ist und der Zyklus sehr individuell. Aber was ich weiss und was ich beobachte, ist, dass die Spielerinnen sich besser fühlen, sie trainieren besser, und wenn sie besser trainieren, performen sie auch besser.» Pauli sagt, es gehe bei zyklusorientiertem Training vor allem um «Well-Being-Massnahmen».
Individuelle Optimierung
Deshalb ist es auch in einem Team möglich, als Einzelathletin zyklusorientiert zu trainieren und zu leben. Es bleibt weiterhin fortschrittlicher Luxus, wenn sich Spielerinnen, die starke Symptome in den Entzündungsphasen 1 und 4 haben, sich nach 60 Minuten des Trainings zur Regeneration verabschieden können, wie das beispielsweise in der Nati ab und zu der Fall ist.
Aber kleine Optimierungen kann jede Spielerin auch in ihrem Verein umsetzen. «In der individuellen Aktivierung, vor dem Training können sie schauen, welche Symptome und Schwachstellen habe ich, wie kann ich das mit spezifischer Aktivierung beeinflussen, und wie kann ich meinen Körper am besten nach dem Training unterstützen. Sie haben eine Selbstverantwortung, egal, in welchem Klub sie sind», sagt Pauli.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Finnland | 0 | 0 | 0 | |
1 | Island | 0 | 0 | 0 | |
1 | Norwegen | 0 | 0 | 0 | |
1 | Schweiz | 0 | 0 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Dänemark | 0 | 0 | 0 | |
1 | Deutschland | 0 | 0 | 0 | |
1 | Polen | 0 | 0 | 0 | |
1 | Schweden | 0 | 0 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | England | 0 | 0 | 0 | |
1 | Frankreich | 0 | 0 | 0 | |
1 | Niederlande | 0 | 0 | 0 | |
1 | Wales | 0 | 0 | 0 |