Das Spiel
Biel gegen Basel, ein Cupfinal zwischen David gegen Goliath könnte man meinen. Die Rollen auf dem Spielfeld sind jedoch nicht so klar, wie alle erwartet haben. Biel kämpft munter, greift die Basler jeweils bereits früh an. Dennoch kommt der grosse FCB in der ersten Halbzeit zu besseren Chancen. Ein starker Radtke im Tor der Bieler kann die Basler Führung mehrmals verhindern.
Trotz des Basler Chancenplus’ verstecken sich die Bieler jedoch keineswegs und kommen ihrerseits zu guten Möglichkeiten, in Führung zu gehen. Aktivposten ist vor allem Dzonlagic, der nach einer halben Stunde aus kurzer Distanz freistehend abziehen kann. Hitz ist jedoch zur Stelle. Der Basler Führungstreffer fällt noch vor der Pause. Besonders bitter für die kämpferischen Bieler: Es ist ein unglückliches Eigentor von Captain De Freitas.
«Es ist ein ganz normales Spiel wie auswärts gegen den SC Cham oder so. Wir müssen genau so weitermachen und dürfen die Köpfe nicht hängen lassen», zeigt sich Dzonlagic zur Pause bei SRF optimistisch. Und die Bieler kämpfen so weiter wie vor der Pause. Beyer steht plötzlich völlig frei vor Hitz, schiesst dem Basler Goalie jedoch direkt in die Arme.
Wenig später überschlagen sich die Ereignisse in Bern. Beyer verwandelt einen Penalty zum Ausgleich für den Underdog. Der Bieler Jubel ist grenzenlos. Danach kommt es aber knüppeldick für Biel. Zunächst geht Basel durch einen strengen Penalty wieder in Führung, Joker Soticek und Cissé ziehen dem Team von Samir Chaibeddra schliesslich endgültig den Stecker.
Bitter für den Promotion-Ligisten, der sich nach dem Verpassen des Aufstiegs in die Challenge League nun für seinen kämpferischen Auftritt nicht mit dem Cuptitel belohnen kann. Basel hingegen jubelt über den 14. Cuperfolg und sichert sich damit erstmals seit der Saison 2016/17 wieder das Double.
Die Tore
35. Minute, Anthony de Freitas (Eigentor), 0:1. Shaqiri spielt aus der Distanz einen hohen Ball in den Bieler Strafraum. Dort will De Freitas vor Ajeti klären, seine Abwehraktion misslingt jedoch. Der Biel-Captain lenkt den Ball am rechten Pfosten unglücklich ins eigene Tor. Biel-Keeper Radtke ist zwar noch am Ball, kann das Gegentor jedoch nicht verhindern.
60. Minute, Brian Beyer (Elfmeter), 1:1. Coulibaly wird im Strafraum von Adjetey von den Beinen geholt. Schiedsrichter Horisberger lässt weiterlaufen, aus dem VAR-Keller meldet sich jedoch San und Horisberger gibt den Penalty. Beyer behält die Nerven und bezwingt Hitz in der unteren Ecke.
66. Minute, Xherdan Shaqiri (Elfmeter), 1:2. Shaqiri schlägt eine hohe Flanke in den Strafraum zu Ajeti. Biel-Goalie Radtke eilt aus seinem Kasten, um den Ball wegzufausten, trifft aber stattdessen den Basler leicht. Horisberger zeigt auf den Punkt, dieses Mal meldet sich VAR San nicht. Shaqiri übernimmt die Verantwortung für den Elfer und trifft auf der linken Seite, während Radtke in der Mitte stehen bleibt.
78. Minute, Marin Soticek, 1:3. Shaqiri mit dem Ballverlust am Strafraumrand, der Ball kommt jedoch zum eben erst eingewechselten Soticek, der direkt abzieht und ins linke untere Eck einnetzt.
80. Minute, Moussa Cissé, 1:4. Beyer verliert im Mittelfeld den Ball. Cissé zieht auf der linken Seite auf das Tor los und flankt den Ball aus spitzem Winkel ins Zentrum. Seine Flanke dreht sich in Richtung Tor und landet hinter Radtke via Latte und Pfosten im Netz.
Der Beste
Lange hält das Bieler Bollwerk mit dem Chef Damian Kelvin in der Mitte. Der 1,94-Meter-Hüne ist der Ruhepol par excellence. Im Gegensatz zu seinen Nebenleuten, die auch ein ausgezeichnetes Spiel abliefern, aber dann doch den einen oder anderen Bock drin haben, begeht das Seeländer Eigengewächs keinen Fehler. Ein Bieler als Bester bei einem 1:4? Ist bei einem derart tollen Auftritt eines Underdogs legitim.
Der Schlechteste
Bénie Traoré. Verpasst aus zwei Metern den frühen Basler Führungstreffer. Danach taucht der Ivorer komplett ab, fällt einzig noch durch Fehlzuspiele auf. FCB-Trainer Celestini holt den Flügelspieler schon nach einer Stunde vom Platz.
Das gab zu reden
Was bedeutet der FCB-Sieg für die übrigen Super-Ligisten, die auf den Plätzen drei bis fünf waren? Nun: Auch in Lausanne können sie die Korken knallen lassen, denn die Waadtländer stehen nun in der Conference-League-Qualifikation. Was der FCB-Cupsieg für YB und Lugano bedeutet, erfährst du hier.
Die Schiris
Das letzte Spiel in der Karriere von Stefan Horisberger ist ein unglückliches. Erst lässt er bei Adjeteys Intervention an Coulibaly weiterspielen und wird dann von VAR Fedayi San an den Bildschirm gerufen. Die Frage: War das zwingend? Horisberger macht das, was Schiris meistens machen: Er ändert seine Meinung. Auf der Gegenseite entscheidet der Ref spontan auf Penalty für Basel, dabei trifft Ajeti Biel-Goalie Radtke nur minimal. Wenn überhaupt. Das war kein Penalty. Diesmal hätte San also intervenieren müssen. Er tut es aber nicht. Was Shaqiri das Game-winning-Goal ermöglicht.
Die Fans
An der tollen Cupfinal-Kulisse vor 30'897 Fans hat auch der Seeländer Anhang einen grossen Anteil. In der Promotion League kommen die Bieler selten über ein paar Hundert Zuschauende hinaus, im Wankdorf besetzen sie die gesamte Ostkurve – inklusive einer riesigen Choreo. Stimmungstechnisch können die FCB-Fans damit aber locker mithalten. Einziger Kritikpunkt: Vor Anpfiff foutieren sich die Basler komplett um die Nationalhymne und singen unter massivem rotblauem Rauch ungehemmt weiter «Olé FCB». Derart, dass man die Hymne nicht hört. Dinge, die sich einfach nicht gehören. Und die im Eishockey zum Beispiel undenkbar wären. Und da wundert sich noch jemand über den schlechten Ruf von Fussballfans …
So gehts weiter
Mit dem Cupfinal ist die Saison 2024/25 zu Ende. Die erste Cuprunde der nächsten Spielzeit steigt nach der Sommerpause am Wochenende vom 15. bis 17. August. Der Start in die Saison 2025/26 in der Super League erfolgt drei Wochen vorher vom 25. bis 27. Juli.