Eigentlich war die Messe schon vor einer Woche gelesen. Seit gestern Abend ist es aber amtlich. Lugano ist in der Conference-League-Qualifikation gescheitert. Obwohl man das Rückspiel gegen Celje dank einer starken Schlussphase 4:2 gewinnen konnte. Doch letztlich wog die Hypothek aus dem Hinspiel in Thun mit der 0:5-Schmach zu schwer.
Damit hat Lugano das erste grosse Saisonziel verpasst. Man wollte zum dritten Mal in Folge eine europäische Gruppen- beziehungsweise Ligaphase erreichen, gab CEO Martin Blaser vor einem Monat an. Gleichzeitig bat er damals an einer Pressekonferenz darum, dass man nicht gleich alles infrage stelle, wenn es anders komme.
Kaum Einnahmen in Europa
Trotzdem stellt sich die Frage, was für Konsequenzen das frühe Europacup-Out mit sich bringt. Denn eine hat sie. So viel vorab: Sie ist nicht von finanzieller Natur. Denn das Commitment von Investor Joe Mansueto (68) bleibt ungebrochen. Er hat in den letzten (vier) Jahren fleissig investiert, die Löcher gestopft und wird es auch weiterhin tun.
Zudem hat das letzte Jahr gezeigt, wie «wenig» Profit der FC Lugano mit dem europäischen Geschäft derzeit ohne eigenes Stadion eigentlich macht. Bis zum Achtelfinal hat er mit seinen Heimspielen in Thun unter dem Strich etwas mehr als 4 Millionen Franken verdient. Dieses Jahr wären es wohl noch weniger gewesen, weil man in der Quali-Phase nicht auf Gegner wie Fenerbahce, Besiktas und Partizan Belgrad, die mit ihren vielen Fans in der Schweiz die Stockhorn-Arena gefüllt hatten, gestossen ist.
Neues Stadion wird sehnlichst erwartet
Kasse können die Bianconeri mit dem europäischen Wettbewerb erst machen, wenn sie in einem Jahr die AIL-Arena beziehen. Bis dahin werden die Umsätze auf einem sehr tiefen Niveau bleiben. Das ist auch der Grund, weshalb Lugano derzeit mit dem Financial Fairplay zu kämpfen hat. Es sei zwar nicht so, dass man nicht mehr ausgeben wolle, betont der Klub. Doch die Uefa gibt vor, dass die Tessiner, wenn sie am Europacup teilnehmen wollen, innerhalb von drei Jahren nicht mehr als 60 Millionen Euro mehr ausgeben dürfen, als sie einnehmen.
Deshalb muss Sportchef Sebastian Pelzer (44) in dieser Transfersession Spieler verkaufen, bevor er neue verpflichtet. Dass sich die Verkäufe von Albian Hajdari (22) und Mattia Zanotti (22) derart hinauszögern und deshalb das Kader auch Mitte August noch längst nicht steht, stand allerdings wohl kaum in den Plänen.
Ab sofort volle Konzentration auf Super League
Doch welche Konsequenz hat nun dieses frühe Europacup-Out? Ganz einfach: Der Klub hat auf dem Transfermarkt ohne Europacup-Teilnahme enorm an Attraktivität eingebüsst. Für viele Spieler, die für Lugano eine Verstärkung darstellen, ist das internationale Geschäft ein wichtiges Überzeugungsargument. So war es auch jüngst bei Kevin Behrens (34). Nun fehlt dieses. Möglich also, dass Pelzer auf der Suche nach potenziellen Nachfolgern von Hajdari und Zanotti nicht direkt seinen Wunschspieler erhält, sondern sich mit der zweiten oder gar dritten Wahl zufriedengeben muss.
Immerhin, und das ist wiederum positiv, kann sich Lugano von nun an hauptsächlich auf die Super League konzentrieren. Und ist nicht so viel auf Reisen, wie im letzten Jahr oder zu Beginn dieser Saison. Das könnte der Mannschaft von Mattia Croci-Torti (43) durchaus helfen, diesen desolaten Saisonstart irgendwann zu vergessen.