Das Spiel
PSG zündet von Anfang an ein Feuerwerk, Yann Sommers Inter erleidet in München Schiffbruch. Am Ende steht ein hochverdientes 5:0 auf den Bildschirmen der Münchner Allianz Arena, die Pariser holen zum ersten Mal in der knapp 55-jährigen Vereinsgeschichte die Champions League.
Inter kommt überhaupt nicht in die Partie, ist mit dem Pressing und dem Tempo des Gegners heillos überfordert. Dass der Pausenpfiff für die Interisti eine Erlösung ist, spricht Bände.
So sind die Mailänder Hoffnungen mit einem 0:2 zur Halbzeit gerade noch so am Leben. Die Italiener werden sich in der Kabine wohl aufs Halbfinal-Rückspiel gegen Barcelona berufen haben, als man den Final-Einzug mit einem sensationellen Comeback klarmachte.
An diesem Samstag bleibt die Auferstehung aber aus. Und zwar klar. Inter wird in der zweiten Halbzeit komplett auseinandergeschraubt. Es ist die höchste Final-Niederlage in der Geschichte der Champions League.
Ex-Nati-Goalie Yann Sommer verpasst damit seinen ersten internationalen Titel deutlich. PSG holt nach hunderten investierten Katar-Millionen seit der Klubübernahme im Jahre 2011 den langersehnten ersten Henkelpott.
Die Tore
12. Minute, Achraf Hakimi, 1:0. Was für eine Übersicht von Vitinha. Der Portugiese steckt durch zu Doué, der den Ball rechts im Strafraum mit einer eleganten Drehung perfekt mitnimmt. Dann der Querpass auf den mitgelaufenen Hakimi, der nur noch einschieben muss.
20. Minute, Désiré Doué, 2:0. PSG kontert. Der pfeilschnelle Dembélé bekommt auf dem linken Flügel den Ball und zieht zwei Inter-Spieler auf sich. So geht auf der rechten Seite Doué im Rückraum vergessen. Dembélés Seitenwechsel findet die Brust des Youngsters, der den Ball mit dem zweiten Ballkontakt per Dropkick ins Netz haut. Pech für Sommer im Inter-Tor, dass Dimarco die Kugel unhaltbar abfälscht.
64. Minute, Désiré Doué, 3:0. Vitinha treibt den Ball aus der Abwehr, spielt Dembélé an der Mittellinie an und sprintet sogleich weiter in die gegnerische Hälfte. Dembélé lanciert Vitinha perfekt und dieser hat plötzlich ganz viel Platz vor sich. Sein Steilpass auf Doué und dessen eiskalter Abschluss machen in diesem Final den Deckel drauf.
73. Minute, Chwitscha Kwarazchelia, 4:0. Dembélé schickt Kwarazchelia steil. Der Georgier, der zuvor einige Top-Chancen vergeben hat, enteilt der hochstehenden Inter-Abwehr und schiebt den Ball souverän an Sommer vorbei in die nahe Ecke.
87. Minute, Senny Mayulu, 5:0. Nach einem Doppelpass mit Barcola über links trifft mit Mayulu ein weiterer 19-Jähriger. Sein Ball aus spitzem Winkel geht via Innenpfosten ins Tor.
Der Beste
Eigentlich war Bradley Barcola (23) erwartet worden. Stattdessen spielt der noch einmal vier Jahre jüngere Désiré Doué von Anfang an auf dem rechten Flügel von PSG. Und wie er das tut! Schon nach wenigen Minuten hat er mehrere Ballgewinne nah am Inter-Strafraum auf seinem Konto. Und dann kommen erst sein wunderbarer Assist zum 1:0 und das mit Willen und etwas Glück erzwungene 2:0, das er gleich selber schiesst. Das 3:0 ist dann noch die Kirsche auf der Torte. Ein Stern ist an diesem Abend in München aufgegangen. Die Auszeichnung zum «Man of the Match» ist nur logisch.
Der Schlechteste
Hakan Calhanoglu wirkt noch weit älter als seine 31 Jahre. Er ist dem zentralen Pariser Mittelfeld mit dem famosen Vitinha und dem starken Fabian Ruiz in keiner Sekunde gewachsen.
Das gab zu reden
Yann Sommer möchte in München seine Karriere krönen. Auf der Tribüne fiebert seine Ehefrau Alina mit dem Inter-Goalie mit. Die beiden Töchter Mila und Nayla sind nicht im Stadion. Dafür seine Eltern und sein guter Freund Remo Staubli, den er einst in der Schweizer U-19 kennengelernt hat. Aber sie sehen keinen Schweizer Jubel. Sommer ist an den Gegentoren schuldlos, kann die Niederlage aber auch nicht verhindern.
Die Schiris
Schiedsrichter Istvan Kovacs (40) macht den Hattrick perfekt. 2022 hat der Rumäne den ersten Final in der Conference League überhaupt geleitet, 2024 das Endspiel der Europa League, das Granit Xhakas Leverkusen gegen Bergamo verlor. Kovacs rühmt sich, dank seiner Vergangenheit als Spieler in der dritten rumänischen Liga, das Spiel besonders gut lesen zu können. Viel lesen muss er dann allerdings nicht. Die Partie ist intensiv, aber nie hart.
Die Fans
Vor dem Spiel kommt es rund um die U-Bahn-Linie U6 zu mehreren gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Inter und PSG-Anhängern. Die Polizei greift jeweils schnell ein. Die Plätze in der Münchner Arena sind fast gerecht verteilt zwischen Interisti und Paris-Anhängern, die beide sehr sangesfreudig sind. Dass dann kurz vor Anpfiff die amerikanische Band Linkin Park spielt, liegt wohl an den Vermarktern der Uefa, die den Final als Gegenpol zum Super Bowl aufzubauen versuchen. Passend dazu ist auch Schauspieler Tom Cruise gekommen – als Gast von David Beckham für eine Streaming-Sendung. Die Allianz Arena ist mit 64'327 Fans natürlich ausverkauft.
So gehts weiter
Die neue Champions-League-Saison beginnt am 8./9. Juli mit den Hinspielen der ersten Qualifikationsrunde. Die ersten Spiele der neuen Ligaphase finden dann vom 16. bis 18. September statt.