Darum gehts
- PSG gewinnt Champions League unter Luis Enrique mit emotionalem Triumph
- Enrique ehrt verstorbene Tochter und revolutioniert Spielstil von PSG
- Katars Investitionen von 2,3 Milliarden Euro für Transfers zahlen sich aus
Am Ende kommen die ganz grossen Emotionen. Nach dem Triumph im Final der Champions League streift sich Luis Enrique (55) ein T-Shirt über, auf dem er vereint ist mit seiner Tochter Xana. 2019 hat der Trainer von Paris Saint-Germain seine damals neunjährige Tochter an den Knochenkrebs verloren.
Das Bild geht zurück auf das Jahr 2015. Damals feierte Enrique als Coach des FC Barcelona seinen ersten Champions-League-Titel, indem er gemeinsam mit Xana eine Barça-Fahne in den Mittelkreis pflanzte. Dass er es nun wieder aufgreift, spricht für seinen offenen Umgang mit dem Verlust.
Selbst Guardiola war hin und weg
Der Blick zehn Jahre zurück ist aber auch ein sportlicher Fingerzeig. Damals gewann Enrique mit einem Barcelona, das den Stil seines Vorgängers Pep Guardiola (54) nicht bloss verwaltet, sondern sogar verfeinert hatte. «Das war nicht Copy-and-paste», lobte Guardiola nach jenem Finalsieg über Juventus.
Jetzt scheint Enrique seinen Fussball noch einmal radikalisiert zu haben. «Wir werden stärker sein!», hat er in den Pressesaal gerufen, als sich Kylian Mbappé im Sommer nach langen Trennungsschmerzen endlich zu Real Madrid verabschiedet hatte.
Damals schlug Enrique Skepsis entgegen. Aber spätestens dieser hinreissende Final gegen Inter Mailand mit dem höchsten Sieg in der Geschichte von Europacupfinals hat gezeigt: Ja, der Spanier hatte Recht mit seiner Behauptung. PSG ist im Pressing aggressiver und mit dem Ball unberechenbarer geworden. Die Pariser überfordern ihre Gegner mit Intensität und Spielfreude.
Was die internationale Konkurrenz besonders aufschrecken muss: Diese Mannschaft ist ungeheuer jung. In den fünf grössten Ligen Europas schickt nur noch Strassburg Spieler mit einem tieferen Durchschnittsalter aufs Feld. Es ist kein Zufall, dass mit Désiré Doué (19) ein Teenager das Endspiel dominiert hat. Diese Mannschaft kann noch lange zusammenbleiben. Im besten Fall wird sie weiter wachsen.
Die Konkurrenz schwächelt
Zugleich scheint Guardiola mit Manchester City auf der Sinnsuche zu sein. Der FC Liverpool muss ein alterndes Team umbauen. Real Madrid bekommt einen neuen Coach. Und Barcelona hat Abwehrarbeit zur Nebensache erklärt. Es spricht einiges dafür, dass dieses Paris Saint-Germain den europäischen Fussball in der näheren Zukunft dominieren kann.
Das war ja das erklärte Ziel, als der katarische Staatsfonds PSG 2011 kaufte. 2,3 Milliarden Euro hat Katar seither für Transfers ausgegeben. Investitionen, die sich inzwischen sogar rechnen. Für rund 100 Millionen haben die Katari den Klub einst übernommen. Inzwischen wird der Wert von PSG auf rund vier Milliarden Euro geschätzt.
Aber der Erfolg ist erst gekommen, nachdem sich der Verein vom Bling Bling mit Superstars wie Neymar, Lionel Messi oder Mbappé verabschiedet hat. Enrique wollte nie den Zirkusdirektor in dieser Schau der Eitelkeiten geben. Er unterschrieb 2023 erst, als ihm Sportdirektor Luis Campos (60) versprach, anstelle einer Ansammlung an Egoisten eine echte Mannschaft zusammenzustellen.
Und wie eine echte Mannschaft hat PSG an diesem historischen Abend von München tatsächlich seinen ersten Titel in der Champions League gewonnen.