Die Formel 1 ist in Europa. Bis zum 21. September in Baku tritt der Zirkus zehnmal auf unserem Kontinent auf. Mit einer Ausnahme: Montreal beharrt weiter aus Wettergründen auf Juni. Los gehts nächste Woche in Imola, wo gleich zwei Teams grosse Jubiläen feiern: Sauber wird 600, Red Bull 400 WM-Schlachten alt. Da steht ein Sieg (Kanada 2008) den 123 GP-Erfolgen gegenüber.
Wort Schlachten. Da tauchen wir in den Ersten Weltkrieg (1914–1918) ab, wo der Italiener Francesco Baracca zum Nationelhelden wurde. Er schoss bei 69 Luftangriffen mit seinem Einsitzer 34 feindliche Flugzeuge ab. An das Bild von Baracca erinnerte sich Enzo Ferrari vor der Gründung seiner eigenen Scuderia 1929. Er fragte bei der Mutter von Baracca an, ob er das Signet auf dem Heck des Kampffliegers als Firmenlogo benutzen dürfe. Die Antwort kennen wir.
Ferrari-Frust bei Hamilton
Fast 100 Jahre später ist aus dem springenden Pferd wieder einmal ein lahmer Gaul geworden. Vizeweltmeister Ferrari (2024 nur 14 Punkte hinter McLaren) liegt diesmal schon 152 Zähler zurück. Chef Fred Vasseur ist ratlos, Teamleader Charles Leclerc frustriert, der Wunscheinkauf Sir Lewis Hamilton entsetzt: «Wir wissen zwar, wo das Problem liegt, aber wir können es nicht lösen!» So steigen die Roten, von den Medien geprügelt, ins Heimrennen von Imola, wo 2024 Verstappen vor Norris, Leclerc und Piastri siegte. Für Sauber gabs die Plätze 15 (Zhou), 18 (Bottas).
Die beiden Ex-Hinwiler sieht man jetzt als Reservisten bei Mercedes oder Ferrari. Doch die grossen Geschichten schreiben zwei andere: Kimi Antonelli (18) und WM-Leader Oscar Piastri (24). Sie tauchten beide mit ihren Freundinnen Eliska und Lily auf. Und beide sind bis jetzt frei von jedem Skandalgerücht.
Sainz senior will FIA-Präsident werden
Für Zündstoff neben der Strecke sorgen andere: Bullen-Chef Horner, der wieder mal vor dem Aus stehen soll, klagt McLaren weiter wegen Betrugs (Wasser in den Reifen) an. Carlos Sainz senior (63) will am 12. Dezember in Taschkent den umstrittenen Ben Sulayem als FIA-Präsident ablösen. Auf eine Ablösung hofft auch Schlusslicht Sauber (6 Punkte). Alpine (7, jetzt mit Colapinto) und überraschend Racing Bulls (8) liegen in Reichweite. Es ist ein Keller-Dreikampf, mit dem kaum einer gerechnet hat. Das Motto: Jeder Punkt zählt. Auf der 4,933 km langen Piste, wo vor 31 Jahren Ayrton Senna starb, beginnt die WM hinten von vorne.