Um diese Zeitspanne von 239 Rennen einzuordnen, gibt es ein paar Details zum Premieren-Rennen auf dem Williams-Cosworth mit Bridgestone-Gummi. 13. Startplatz, 14. im Ziel. Beim Ferrari-Doppelsieg Alonso/Massa vor Hamilton hiess Hülkenbergs Teamkollege noch Barrichello und Michael Schumacher wurde im Mercedes Sechster.
«Der Regen hat uns geholfen»
Und jetzt, im Schmuddelwetter von Silverstone die Sensation mit dem 3. Platz, die der stets bescheidene Deutsche sofort richtig einordnete: «Es ist offensichtlich, dass dieses Rennen und mein Resultat nur die äusseren Umstände möglich machten. Aber ich muss sagen, dass wir das Auto in den letzten Rennen klar verbessert haben. Wir sind im Mittelfeld angekommen.»
Und für den unglaublichen 6. WM-Rang ist auch die Superform von Hülkenberg im Herbst seiner Karriere verantwortlich. Vor allem, wenn die Qualifikation oft verhauen wurde. Sein bester Startplatz: 12. in Shanghai! Diese nötigen Aufholjagden machten es möglich, dass Hülkenberg bis zur Saison-Halbzeit schon 54 Positionen gewonnen hat! Allein 27 in den letzten zwei Rennen – jeweils vom letzten Startplatz.
Corona rettete seine Karriere
Für Hülkenberg schien die Karriere Ende 2019 nach 177 Rennen vorbei zu sein. Die drei Jahre bei Renault sollen ihm rund 20 Millionen Dollar eingebracht haben, doch irgendwie fehlte der Durchbruch.
Hülkenberg machte sich auf Mallorca ein gemütliches Leben – und wurde 2020 von einem Anruf des früheren Force-India-Teams, das neu Racing Point hiess, überrascht. Die Corona-Pandemie schrie bei der Erkrankung von Stroll und dann Pérez nach guten und erfahrenen Ersatzpiloten. Und da fiel natürlich wieder der Name Hülkenberg. Platz 7 in Silverstone und Platz 8 auf dem Nürburgring – mehr konnte das heutige Aston-Martin-Team von Lawrence Stroll nicht erwarten.
Schumi raus – Hülkenberg rein
Das Mini-Comeback endete damit, dass 2022 Aston Martin für den erkrankten Vettel wieder einen Kurzzeitarbeiter suchte. Diesmal blieb er in Bahrain und Saudi-Arabien punktelos. Die Zeit zuvor nutzte er für seine Heirat und die Geburt einer Tochter.
Trotzdem war der Name Hülkenberg jetzt wieder im Programm. Es kam 2023 zum deutschen Fahrerwechsel bei Haas-Ferrari: Mick Schumacher raus – Nico Hülkenberg rein. Der Routinier liess keine Sentimentalitäten aufkommen: «Das ist eben das harte Geschäft.»
Hamilton klagte Hülkenberg an
Bis zu den vielen Komplimenten der Fahrerkollegen und Teamchefs sowie den Jubelgesängen und Freudentänzen bei Sauber in Silverstone dauerte die Jagd nach dem ersten Podest-Platz eben 5593 Tage.
«Daran ist Nico selber schuld», hatte Lewis Hamilton in einem Sonntagsblick-Interview gesagt. «Hätte mich Nico 2012 in Brasilien im Kampf um die Führung nicht abgeschossen und eine Strafe kassiert, wäre er schon lange im Podest-Klub.» Auch damals regnete es – und Hülkenberg wurde noch Fünfter.
Lewis zweimal abgetrocknet
Nun, der Albtraum ist zu Ende. Und beim kriselnden Ferrari-Team reibt man sich die Augen. In Barcelona überholte Hülkenberg in der letzten Runde Hamilton problemlos auf der Geraden und wurde Fünfter.
Am Sonntag gewann der Deutsche im fast trockenen Finale erneut das Duell gegen Hamilton. Diesmal ging es ums Podest. Da dachte Hülkenberg erstmals ans Podest. «Ich durfte einfach keinen Fehler machen, um Lewis hinter mir zu halten.»