Darum gehts
- Audi unterstreicht grosse F1-Ambitionen mit dem Werk Neuburg an der Donau
- Das Projekt beschäftigt rund doppelt so viele Leute wie Sauber jetzt
- Der Technologiechef des neuen Teams fürchtet sich vor einer Sache
Mit der Boliden-Präsentation am Mittwoch stellt Audi klar: Die Ambitionen in der Formel 1 sind gross. Das unterstreichen die Deutschen auch beim Gang durch die neuen Heiligen Hallen in Neuburg an der Donau (Bayern). Am Standort, wo die Motoren hergestellt werden, merkt man, die Devise bei Audi lautet: Klotzen statt Kleckern!
Aus Sauber wird ein Riese
Denn aus dem beschaulichen Sauber-Team wird ein echter Formel-1-Gigant. Als der Autohersteller aus Ingolstadt in Hinwil eingestiegen ist, waren im Zürcher Oberland rund 600 Mitarbeitende beschäftigt. Heute sind es am selben Standort bereits über 700.
Und das ist erst der Anfang! Audi baut nicht nur die ganze Fahrzeughülle selbst, sondern entwickelt auch den kompletten Antrieb von Grund auf in Eigenregie. Das geschieht in Neuburg, nur 16 Kilometer vom Audi-Hauptsitz entfernt.
Dort, wo die Motorsport-Abteilung von Audi schon seit Jahren seine Basis hat, arbeiten weitere rund 430 Spezialisten aus 29 Nationen am Projekt, das 2022 ins Leben gerufen wurde. Der Campus mit Rennstrecke wurde für das Formel-1-Projekt deshalb um eine Fläche von rund 3000 Quadratmetern erweitert.
Zusätzlich betreibt das Team noch ein Büro im britischen Motorsport-Mekka Bicester, mitten im sogenannten «Motorsport Valley». «Mit einer Anzahl Mitarbeiter im tiefen zweistelligen Bereich ist das aber nur ein kleiner Standort», erklärt Stefan Dreyer, der Technologiechef des jüngsten Formel-1-Teams. «Er dient vor allem dazu, Talente aus der Rennsport-Szene zu gewinnen.»
An die Spitze ist es nicht mehr weit
Insgesamt beschäftigt das Projekt somit rund 1200 Personen. Eine Zahl, die beeindruckt. Damit bewegt man sich bereits im Bereich des roten Konkurrenten Ferrari. Und auch an die Spitze in Sachen Team-Mitarbeiter ist es nicht mehr weit: Mercedes, der andere deutsche Riese, hatte auf dem Höhepunkt seiner Dominanz vor wenigen Jahren über 1800 Mitarbeitende.
Das ist kein Zufall. Denn Audi kopiert das Erfolgsmodell der Konkurrenz bewusst, verrät Stefan Dreyer. «Dass es gerade so gross wird, hätte ich aber auch nicht gedacht», verrät der studierte Ingenieur.
Einen Vorteil hat die Grosszügigkeit an Personal. Benedikt Still, der Audi-Pressesprecher, verrät: «Wir konnten alle Mitarbeitenden in Hinwil übernehmen. Niemand musste wegen der Umstrukturierung entlassen werden.»
Grosse Portion Ungewissheit beim Technologiechef
Beim Gang durch die Räumlichkeiten wird auch klar: Die Augen der Mitarbeitenden funkeln. Das Team freut sich auf das erste Rennen. Alle wollen dem Leitsatz «Vorsprung durch Technik» gerecht werden.
Trotzdem schwingt aber auch eine grosse Portion Ungewissheit mit. Stefan Dreyer ist im Gegensatz zum CEO Gernot Döllner weniger euphorisch und deutlich realistischer. Er wählt klare Worte: «Neu ist zwar schön, aber auch eine Strafe. Das erste Jahr wird sicher sehr schwierig. Wir haben keine Renndaten. Davor fürchte ich mich ein wenig.»