«Nochmal einen Schritt nach vorne machen»
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Andrighetto vor Saisonstart:«Nochmal einen Schritt nach vorne machen»

ZSC-Star Sven Andrighetto lässt im Interview tief blicken
«Ich spiele lieber um Titel als irgendwo in der NHL»

Er war der Überspieler der letzten Saison. Vor dem Start in die neue Meisterschaft spricht ZSC-Star Sven Andrighetto (32) über seinen Gold-Traum, seinen Antrieb als Routinier, die NHL, seine neue Liebe, das Schwingfest und seinen Cousin, der bei GC Fussball spielt.
Publiziert: 06.09.2025 um 19:19 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2025 um 21:00 Uhr
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Sven Andrighetto läufts. Auf dem Eis sowieso, mit all den Titeln und Auszeichnungen, die er hamstert.
Foto: Pius Koller

Darum gehts

  • Sven Andrighetto spricht offen über seinen Antrieb und auch sein Privatleben
  • Nachlassen will er erst, wenn er die Karriere beendet, da er seinen Traum leben darf
  • Nicht so gut ist Andrighetto, wenn Geduld gefragt ist, oder er kochen muss
  • Mit seiner neuen Liebe Lynn ist der Hockey-Star inzwischen zusammengezogen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Zweimal in Folge Meister und WM-Silber, Champions-League-Gewinner, MVP der Champions League, Playoff-MVP der National League und Male Player of the Year der IIHF. Brauchen Sie eine grössere Wohnung, damit Sie all diese Auszeichnungen unterbringen können?
Sven Andrighetto: (Lacht.) Nein, das nicht. Aber es sind sicher sehr schöne Erinnerungsstücke, die ich zu Hause aufgestellt habe. Es war ein sehr cooles letztes Jahr, mit vielen Erfolgen. Aber damit kann ich mir in der neuen Saison nichts kaufen, es fängt alles wieder bei null an.

Wo haben Sie denn all die Sachen daheim untergebracht?
Ich habe ein Büro, wo ich mich auch um meine Schule kümmere. Dort habe ich diverse Hockey-Sachen untergebracht – da sind etwa Trikots aufgehängt, und da habe ich einen kleinen Schrank, wo ich die Medaillen und Auszeichnungen ausstelle.

Was machen Sie für eine Schule?
Ich studiere an der Fernfachhochschule Betriebsökonomie zusammen mit Sportmanagement. Seit zwei Jahren bin ich jetzt dran, und es geht nochmals zweieinhalb Jahre bis zum Bachelorabschluss.

Ist es Ihnen wichtig, neben dem Hockey noch etwas zu haben, das den Kopf fordert?
Auf jeden Fall. Primär geht es um die Karriere nach der Spielerkarriere, diese muss ich schon allmählich vorbereiten. Ich lerne aber auch viele Dinge, die ich ins aktuelle Leben mitnehmen kann, vor allem im Bereich Sportmanagement, was Teamführung und solche Themen anbelangt.

Sie haben in den letzten zwei Jahren alles gewonnen, ausser jeweils den WM-Final. Kann man dies dadurch eher akzeptieren?
Nein, im Gegenteil. Es ist noch schwieriger, solche Niederlagen zu verarbeiten. Weil wir so nahe dran waren, ist es immer noch sehr bitter. Wir machen vieles richtig, aber es fehlt der letzte entscheidende Schritt. Ich hoffe, dass wir aus den letzten beiden Finalniederlagen etwas lernen und sie als Motivation für die nächsten Turniere mitnehmen können. Ich würde alles dafür geben, Gold für die Schweiz zu holen. Wir müssen weiter daran glauben und arbeiten. Das Zeug dazu haben wir.

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Die 72 Silberhelden der Eishockey-Nati – 4 Mal Silber (2013, 2018, 2024, 2025): Nino Niederreiter.
Foto: Pius Koller

Wenn ich ZSC-Sportchef Sven Leuenberger wäre, hätte ich nach Ihrer letzten Saison schlaflose Nächte gehabt, weil ich befürchtet hätte, NHL-Teams seien heiss auf Sie. Stattdessen erhielten Ihre ZSC-Teamkollegen Juho Lammikko und Vinzenz Rohrer NHL-Verträge. Enttäuscht?
Gar nicht. Ich habe nichts erwartet, und es gab auch nichts Konkretes. Ich habe ja auch erst vor einem Jahr meinen Vertrag beim ZSC langfristig verlängert, weshalb es ohnehin mein Plan war, in Zürich zu bleiben. Für Rohrer freue ich mich sehr. Er ist jung, es ist der richtige Schritt. Ich finde, er soll das unbedingt machen und packen. Auch Lammikko ist noch ein bisschen jünger als ich. Ich gönne das den beiden, auch wenn wir sie natürlich vermissen werden.

Aber trotzdem: So wie Sie letzte Saison gespielt haben, müssten Sie doch auch in der NHL spielen.
Ich konnte meine Erfahrungen in der NHL machen, durfte über 200 Spiele bestreiten. Sicher bin ich heute ein viel besserer Spieler, als ich es damals war. Aber ich verstehe auch die Sicht der NHL-Klubs. Die Liga wird immer jünger. Wenn ich jetzt als 32-Jähriger rübergehen würde, würde ich einem Jüngeren den Platz wegnehmen, der der NHL-Organisation vielleicht noch zehn Jahre viel geben kann. Bei mir wären es nur noch vier bis fünf Jahre. Enttäuscht bin ich deswegen nicht. Ich bin überglücklich in Zürich, es passt alles, wir haben eine tolle Mannschaft, und unser Ziel ist jedes Jahr, den Meistertitel zu holen. Ich weiss auch nicht, wie lustig es im Vergleich dazu wäre, in irgendeiner NHL-Mannschaft zu spielen, die eh weiss, dass sie die Playoffs nicht schafft. Klar ist es lässig, in der NHL zu spielen, aber ich spiele noch lieber um Titel.

Andrighetto blamiert sich beinahe beim Minigolf
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Ausflug mit Freundin Lynn:Andrighetto blamiert sich beinahe beim Minigolf

Ist es dieser Hunger nach Erfolg, der Sie weiterhin antreibt?
Auf jeden Fall. Die Gruppe hier um Kukan, Weber, Malgin und mich musste lange auf den ersten Meistertitel warten. Es hat ja bis 2024 immer geheissen, wir seien die Titellosen. Deshalb ist die Motivation nachzulegen noch grösser, wir wollen jedes Jahr Meister werden. Ob das realistisch ist, weiss ich auch nicht, aber es ist auf jeden Fall unser Ziel, und zweimal haben wir es geschafft. Das gibt uns noch mehr Selbstvertrauen.

Es wäre aber auch menschlich, wenn Sie etwas nachlassen würden. Beschäftigen Sie sich mit solchen Szenarien?
Nachlassen kann ich, wenn ich aufhöre! Ich spiele mein Leben lang Eishockey, das war immer mein Traum. Mir ist auch bewusst, dass ich nicht ewig Eishockey spielen kann. Aber solange ich das kann und darf, ist es jedes Jahr das Ziel, das Maximum herauszuholen.

Sven Andrighetto persönlich

Sven Andrighetto (32) erlernte das Hockey-Abc zunächst beim EHC Dübendorf und wechselte mit 13 in die Nachwuchsabteilung der ZSC-Organisation. Als 17-Jähriger spielte er seine erste Saison für die GCK Lions in der NLB, wagte danach aber den Sprung nach Nordamerika. Über die Juniorenliga QMJHL und die AHL schaffte es der Drittrunden-Draft der Montréal Canadiens in die NHL. Für Montréal und Colorado absolvierte er 227-NHL-Spiele, ehe er 2020, nach einem Jahr in der KHL bei Omsk, als Leaderfigur in die ZSC-Organisation zurückkehrte und bei den Meistertiteln 2024 und 2025 sowie dem Champions-League-Triumph eine der Schlüsselfiguren war. Auch in der Nati gehört er zu den Eckpfeilern, war an sechs WM-Turnieren (darunter 2018, 2024 und 2025 mit dem jeweiligen Gewinn der Silbermedaille) und den Olympischen Spielen 2022 mit von der Partie.

Sven Andrighetto (32) erlernte das Hockey-Abc zunächst beim EHC Dübendorf und wechselte mit 13 in die Nachwuchsabteilung der ZSC-Organisation. Als 17-Jähriger spielte er seine erste Saison für die GCK Lions in der NLB, wagte danach aber den Sprung nach Nordamerika. Über die Juniorenliga QMJHL und die AHL schaffte es der Drittrunden-Draft der Montréal Canadiens in die NHL. Für Montréal und Colorado absolvierte er 227-NHL-Spiele, ehe er 2020, nach einem Jahr in der KHL bei Omsk, als Leaderfigur in die ZSC-Organisation zurückkehrte und bei den Meistertiteln 2024 und 2025 sowie dem Champions-League-Triumph eine der Schlüsselfiguren war. Auch in der Nati gehört er zu den Eckpfeilern, war an sechs WM-Turnieren (darunter 2018, 2024 und 2025 mit dem jeweiligen Gewinn der Silbermedaille) und den Olympischen Spielen 2022 mit von der Partie.

Was können Sie überhaupt nicht gut?
Geduldig sein. Wenn es etwas gibt, das ich will oder das sein sollte, dann muss dies bei mir sofort sein. Ich bin nicht in der Lage, lange auf Sachen zu warten. Daran muss ich sicher noch arbeiten.

Wie steht es um Ihre Kochkünste?
Die sind überschaubar. Aber zum Glück habe ich eine liebe Freundin, die sehr gut kocht. Ich helfe dabei ab und zu mit und erledige die einfachen Dinge. Aber bei mir kann man sich beim Kochen nicht viel abschauen. So 0815 bringe ich schon etwas zustande, viel mehr aber nicht.

Zuletzt lachte für Sie nicht nur sportlich, sondern auch privat das Glück. An den Hockey-Awards nahmen Sie mit Ihrer neuen Freundin Lynn teil. Was bedeutet es Ihnen, nach Ihrer gescheiterten Ehe wieder eine feste Partnerin an Ihrer Seite zu haben?
Sehr viel. Es passt zwischen uns, wir sind megaglücklich. Wir sind beide nicht mehr ganz so jung, und inzwischen schaue ich im Gegensatz zu früher auch, dass ich mein Privatleben etwas privater halte. Aber ich bin natürlich sehr stolz auf Lynn und darauf, dass sie meine Freundin ist. Und dies teile ich auch gerne. Ich bin verliebt, und das ist sehr schön.

Wie ist es Ihnen gelungen, Lynns Herz zu erobern?
Das müssen Sie Lynn fragen. Wir kannten uns eigentlich schon seit zwei Jahren flüchtig, durch eine gute Kollegin, mit der ich in der Kindheit aufgewachsen bin. Dadurch haben wir uns dann mehrmals wiedergesehen. Und dann wurde mehr daraus.

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Haben Sie am letzten Wochenende das Schwingfest verfolgt oder ist das weniger Ihre Welt?
Doch, ich habe das schon am TV verfolgt. Am Sonntag, bei den entscheidenden Gängen, hatten wir dann zwar ein Spiel, da konnte ich nicht mehr schauen, habe mir aber später die Zusammenfassung angeschaut. Ich habe zwar nicht wahnsinnig viel Ahnung vom Schwingen, es gefällt mir wirklich, ich finde es sehr traditionell. Meine Eltern waren in Mollis sogar live dabei.

Welcher der Schwinger beeindruckt Sie am meisten?
Ich finde alle sehr beeindruckend, aber Samuel Giger durfte ich mal kurz kennenlernen, als er einen Match von uns angeschaut hat. Dieser Kerl ist ein riesiger Apparat, da sehen wir alle daneben fast erbärmlich aus. Der hat Arme, die den Umfang meiner Beine haben oder sogar noch mehr. Und dann sieht man am Schwingfest, dass die alle so sind.

Welche Sportarten schauen Sie sonst noch?
In letzter Zeit oft Fussball und da vor allem GC, weil mein Cousin jetzt dort in der 1. Mannschaft spielt.

Wirklich? Wie heisst er?
Loris Giandomenico.

Ist das dieser junge Spieler, der im Spiel gegen die Bayern ein herrliches Tor geschossen hat?
Ja, genau. Seinetwegen bin ich nun öfter im Letzigrund anzutreffen, gegen die Bayern war ich auch dabei. Das war schon ein sehr spezieller Moment für uns alle, als ihm dieses Tor gelang. Wir sind sehr eng in unserer Familie, auch mit den Cousins und Cousinen, wir sind alle zusammen aufgewachsen. Loris war immer mein kleiner Cousin, aber jetzt ist er 19 und auch Sportprofi. Dies miterleben zu dürfen, ist wirklich toll und macht mich stolz.

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