Foto: Pius Koller

«Davon träumte ich als Bub»
Zu Besuch bei den Neuenschwander-Youngsters Elijah und Jonah

Der eine ist 18 und Goalie, der andere 16 und Stürmer. Zusammen sind die Brüder Elijah und Jonah Neuenschwander zwei der grössten Hockeytalente der Schweiz. Blick besuchte sie im Elternhaus in Orpund BE.
Publiziert: 08:30 Uhr
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Aktualisiert: 08:50 Uhr
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Da ist Jonah Neuenschwander. Dieser Youngster, der als 15-Jähriger im vergangenen November bei Biel in der National League debütierte und sofort zur Teenie-Sensation wurde. «Ich hatte schon ein heftiges Kribbeln im Bauch. Doch dann war es einfach Eishockey», erinnert sich Jonah, der damals noch vor den Medien abgeschirmt wurde. Aber nun, als 16-Jähriger, darf er offiziell Interviews geben.

Einen Monat später nahm er dann auch an der U20-WM teil. Das war die noch grössere Sensation. «Es ging alles so schnell, dass ich nicht gross Gelegenheit hatte, darüber nachzudenken, was da geschieht», gesteht Jonah.

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Ein spektakuläres Brüderpaar: Jonah (l.) und Elijah Neuenschwander.
Foto: Pius Koller

Ende Saison kam dann für ihn auch noch die U18-WM dazu. Insgesamt bestritt er in der abgelaufenen Spielzeit 97 Spiele.

Ohne Ausrüstung ins NHL-Abenteuer gestartet

Da ist aber auch Elijah Neuenschwander, 18 Jahre jung und aktueller U20-Nati-Goalie. Unter Vertrag steht er bei Fribourg-Gottéron, letzte Saison debütierte er aber als Leihspieler bei Chur in der Swiss League. Im Juni wurde er dann von den Anaheim Ducks in der 4. Runde gedraftet. «Davon, dass da eines Tages mein Name aufgerufen wird, träumte ich schon als Bub. Es ist eine Bestätigung für die bisherige Arbeit», sagt Elijah.

Wer von euch hat die grössere Klappe?
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«Komm schon, sei ehrlich»:Wer von euch hat die grössere Klappe?

Die NHL ist das Ziel, aber er ist sich bewusst, dass noch viel Arbeit vor ihm liegt: «Ich bin aktuell weder in der NHL noch ein Stammgoalie in der National League oder Swiss League.»

Immerhin durfte er unmittelbar nach dem Draft ein erstes Mal seinen Traum leben, als der junge Keeper am Prospect-Camp der Ducks teilnahm. Begleitet von Turbulenzen. Denn sein Gepäck kam zunächst nicht an. Stattdessen gab man Elijah vor Ort die Ausrüstung des langjährigen Anaheim-Goalies John Gibson (32). «Eigentlich ist es der Horror für einen Goalie, wenn er seine eigene Ausrüstung nicht hat. Aber meine Vorfreude war derart gross, dass es keine Rolle gespielt hat», erzählt Elijah.

Wie unkompliziert er mit der Situation umgegangen ist, dürfte auch den Verantwortlichen der Ducks gefallen haben. Elijah ist der ruhigere und geduldigere der beiden Brüder, was ideal zur Position des Goalies passt.

Schon als Kinder wollten beide Profis werden

Es war in den letzten Monaten viel los bei der Familie Neuenschwander. «Manchmal ist es fast schon surreal. Aber es hat uns als Eltern sehr stolz gemacht», sagt Vater Sascha Neuenschwander (50).

Aufgrund ihrer unterschiedlichen Programme ist es fast schon eine Rarität, dass die beiden Söhne wie an diesem Sonntag Ende August gemeinsam im Elternhaus in Orpund bei Biel BE sind, gemeinsam lachen, sich necken und bei einem Tischtennis-Match im Garten herausfordern. «Einfach nur fürs Protokoll – ich habe gewonnen», frohlockt Elijah anschliessend mit einem breiten Grinsen.

Die Neuenschwanders, zwei aussergewöhnliche Hockeytalente. Elijah als Goalie, Jonah als Stürmer. Weshalb dem so ist, kann sich Vater Sascha nicht wirklich erklären, seine eigene Hockey-Karriere war kurz und wenig erfolgreich. Doch seine Jungs sprachen schon früh davon, dass sie eines Tages Profis werden möchten: «Sie haben von Anfang an riesigen Einsatz gezeigt und sich das erarbeitet.»

Für Sascha und seine Ehefrau Marie-Lise steht nicht im Vordergrund, Stars zu produzieren, sondern dass ihre Kinder in ihrem Leben glücklich sind und sich ihre Träume erfüllen können. Elijah und Jonah haben mit der 13-jährigen Anna-Lena auch noch eine jüngere Schwester, deren Passion das Dressurreiten ist.

Ex-NHL-Keeper formt das Goalietalent

Elijahs Weg führte ihn als 16-Jährigen weg vom heimischen Seeland zu Fribourg-Gottéron. «Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas Neues brauche, um auf das nächste Level zu kommen», sagt er.

Der Anfang war schwer: «Zu Beginn habe ich nur Tiefkühlpizzas gegessen, bis ich krank wurde. Das habe ich dann sein lassen», erzählt er mit einem Schmunzeln. Der U20-Nati-Goalie schwärmt vom ehemaligen NHL-Keeper David Aebischer (47), der ihn als Goalietrainer enorm fördert. In der bevorstehenden Saison ist er wie in der letzten an Chur in die Swiss League ausgeliehen, wo es ihm ausgezeichnet gefällt.

Dass er nach dem spektakulären NHL-Draft und dem Camp mit Anaheim nun wieder in eine vergleichsweise kleine Hockey-Welt eintaucht, stört ihn nicht – im Gegenteil: «Es ist, wie sich in den Schatten zurückzuziehen, um sich weiterentwickeln zu können. Auch in Chur wird unter der Führung der Von-Arx-Brüder sehr professionell gearbeitet.»

Jung, aber schon sehr reif und demütig

Jonah hofft derweil, weiterhin zu National-League-Spielen zu kommen, sich ebenso weiterzuentwickeln. «Und wenn ich mein erstes Tor erzielen könnte, dann wäre das sicher ein cooler Moment.»

Natürlich besteht auch die Chance, dass die Neuenschwander-Brüder, die neben dem Eishockey eine Sporthandelsschule absolvieren, wieder gemeinsam an der U20-WM teilnehmen können. Was im Gespräch mit ihnen immer wieder auffällt, ist, wie reif sie für ihr Alter sind. Demut ist immer wieder ein Thema bei ihnen. Jonah erzählt, wie nach dem Medienhype um ihn viele Mitschüler seine Nähe suchten, «da war ich plötzlich der geile Siech», sagt er mit einem Lachen. Doch das habe sich dann wieder gelegt, «für mich hat sich nicht viel verändert.»

Die Neuenschwanders aus Orpund. Eigentlich eine ganz normale Familie. Und doch ist bei ihnen mit zwei so grossen Hockeytalenten vieles anders.

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