Darum gehts
Ajoie: Maulkorb verteilt – Nervosität steigt
Alle Jahre wieder stellt sich beim chronischen Tabellenletzten die Trainerfrage. Letzte Saison wurde Christian Wohlwend (48) im Oktober mit einem Punkteschnitt von 0,31 gefeuert. Aktuell bringt es sein Nachfolger Greg Ireland (60) auf vergleichbare 0,36 – und die letzten acht Spiele gingen verloren.
Die Tatsache, dass sich in dieser Saison aus der Swiss League nicht mehr bloss zwei Klubs (ChdF, Visp), sondern deren fünf (ChdF, Visp, Sierre, Olten, Basel) um einen Aufstieg bewerben, lässt die Nervosität im Jura zusätzlich ansteigen. Dies zeigt auch eine Medienmitteilung am Dienstag: Ab sofort stehen nach Trainings und Matches nur noch Cheftrainer Ireland und ein vom Klub ausgewählter Spieler für Interviews zur Verfügung – der Rest erhält einen Maulkorb. Die Chancen von Ireland, seinen Job bis im Frühling halten zu können, sind klein.
Lugano: Ordentliche Ansätze, die nicht reichen
Ein alljährliches Sorgenkind bleibt auch Lugano. Daran hat das Housecleaning letzte Saison und die Installierung einer neuen sportlichen Führung mit Sportchef Janick Steinmann (38) und Trainer Tomas Mitell (44) wenig geändert. Lugano zeigt zwar zwischendurch ordentliche Ansätze, aber auch null Konstanz, und dies schlägt sich mit Rang 11 schonungslos in der Tabelle nieder.
Nur noch das hoffnungslose Ajoie sowie Ambri und Bern, die schon reagiert haben, sind noch hinter Lugano zu finden. Und sollte demnächst Rivale Ambri an Lugano vorbeiziehen, könnte auch schon der nächste Neuanfang zum Thema werden. Mitells Vorteil: Der Schwede ist nicht kostengünstig und besitzt einen Zweijahresvertrag. Eine Entlassung würde für den Klub somit wesentlich teurer als letzte Saison bei Eigengewächs Luca Gianinazzi (32).
ZSC Lions: Der Doppelmeister am Scheideweg
Die Ansprüche in Zürich sind hoch, Gewinnen gehört zum Tagesgeschäft, und satt sein ist auch nach zwei Meistertiteln in Folge sowie einem Champions-League-Triumph keine Option. Aktuell liegt der ZSC aber nur auf Rang 7, 15 Punkte hinter Leader Davos, was erschreckt. Aber es sind eben auch nur 4 Punkte bis zu Position 3, was dann für eine Jahreszeit, in der es nicht um die Wurst geht, voll okay wäre.
Die ZSC Lions befinden sich somit gerade am Scheideweg, und die nächsten Wochen haben eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Vor allem auch für Meistertrainer Marco Bayer (53). Entweder holt der Zürcher, der letzte Saison als Nothelfer einen grandiosen Job gemacht hat, nun die nötigen Siege und kann in Ruhe weiterarbeiten. Oder sonst wird im ZSC-Umfeld vermehrt darüber geschnödet, dass Bayer eben nur der Marco aus Dübendorf und nicht der Marc McBayer aus Toronto ist und auch keinen Stanley-Cup-Ring am Finger trägt. Klar ist: Auf irgendwelchen Play-in-Klamauk hat in Zürich niemand Bock.
Zug: Ein Rookie unter Beobachtung
Mit dem eisernen Besen ist Sportchef Reto Kläy (47) nach der 0:4-Höchststrafe gegen Davos in den Playoff-Viertelfinals durch die Kabine gezogen und hat sich trotz weiterlaufenden Verträgen von den Ausländern Niklas Hansson (30), Fredrik Olofsson (29) und Gabriel Carlsson (28) getrennt. Nach solchen Aktionen wird eine massive Besserung erwartet, nur ist diese bislang zu selten zu sehen. Die Zuger sind inkonstant, zwischenzeitliche Glanzlichter wechseln sich in zu bunter Folge mit blutleeren Auftritten ab.
In dieser Form kann das den hohen Zuger Ansprüchen nicht gerecht werden, und zurückfallen könnte dies früher oder später auf Michael Liniger (45), der in seiner Rookie-Saison als National-League-Headcoach steckt und damit ohnehin unter Beobachtung steht. Noch können die vielen Verletzten als Erklärung für die Berg- und Talfahrt hinhalten. Aber sobald sich das Lazarett lichtet, ist konstanterer Punktezuwachs Pflicht.