Darum gehts
- Tim Stützle: Deutscher NHL-Star und WM-Hoffnungsträger für Deutschland
- In Ottawa als "Jimmy Stü" bekannt, gilt er als bodenständiger Traumschwiegersohn
- Sein Achtjahres-Vertrag bei den Ottawa Senators bringt ihm 56 Millionen Franken
Der ehemalige deutsche Bundestrainer und diesjährige Lugano-Feuerwehrmann Uwe Krupp bezeichnet ihn als «Top Paket mit deutschem Pass». Als er mit 17 bei Mannheim in der DEL debütierte, sagte sein damaliger Trainer Pavel Gross über ihn: «Er kann Dinge, die andere nie verstehen werden.» Das ist womöglich auch der Grund, weshalb ihm die Ottawa Senators 2022 einen Achtjahres-Vertrag ausgehändigt haben, der sie umgerechnet 56 Millionen Franken kostet.
Tim Stützle (23) ist der dritte aktuelle deutsche NHL-Star neben dem mit Edmonton noch in den Playoffs engagierten Leon Draisaitl (29) und dem deutschen WM-Captain Moritz Seider (24, Detroit). Trotz seines jungen Alters buchte er in den letzten drei Jahren stets zwischen 70 und 90 Skorerpunkte pro Saison und hatte wesentlichen Anteil daran, dass es die Senators in dieser Saison erstmals seit 2017 wieder in die Playoffs schafften.
In Ottawa heisst er «Jimmy Stü»
In Ottawa ist Stützle längst die grosse Nummer – und weil sein Name für die Einheimischen ein Zungenbrecher ist, wurde er kurzerhand in «Jimmy Stü» umgetauft. Der Deutsche kommt an, ist wegen seiner bodenständigen, höflichen Art der Typ Traumschwiegersohn, der stets darauf achtet, nicht anzuecken. Als ihn etwa eine deutsche Zeitung kürzlich zu seiner Meinung über das politisch gerade ziemlich komplizierte Verhältnis zwischen Kanada und den USA ansprach, wich er aus, indem er sagte: «Jeder hat sein eigenes Bild. Ich will damit nichts zu tun haben. Was passiert, kann man so oder so nicht ändern.»
Beeinflussen kann der Stürmer dagegen, wie Deutschland an der diesjährigen WM auftritt, obwohl die deutsche A-Nationalmannschaft und Stützle bislang noch keine Liebesbeziehung miteinander führten. Bei seiner Premiere 2022 in Finnland war schon nach drei Spielen Schluss. Eine Knieverletzung zwang ihn zunächst zu einer Pause, in der Folge bestanden die Ottawa Senators auf die vorzeitige Abreise.
WM-Teilnahme hing an seidenem Faden
In den letzten beiden Jahren wollte sein Klub, dass er seinem Körper Regeneration gönnt. Und auch diesmal war nach dem Playoff-Aus in der NHL gegen Toronto lange fraglich, ob Stützle nach Dänemark darf, denn der Erstrundendraft von 2020 (Nummer 3) laborierte an einer leichten Gehirnerschütterung. «Wir haben alles abgewogen. Ich war unsicher, ob es klappt», gestand der Nachzügler bei seiner Ankunft am Sonntag. Zuvor hat sich der Mann aus Viersen bei Krefeld in Deutschland behandeln lassen.
So kommt es, dass die Partie gegen die Nati erst sein sechstes Länderspiel sein wird. Was aber nicht heisst, dass Stützle noch keine Gelegenheit hatte, einer Schweizer Auswahl Kopfzerbrechen zu bereiten. An der U20-WM 2021 bezog die damals vom aktuellen ZSC-Meistertrainer Marco Bayer trainierte U20-Nati eine bittere 4:5-Niederlage – Stützle war mit zwei Toren und drei Assists an allen Gegentoren beteiligt. Simon Knak aus dem aktuellen WM-Team war dabei und dürfte sich nur ungern daran zurückerinnern.
Für Deutschland bedeutet die Ankunft von Stützle ein gewaltiges Upgrade, vergleichbar mit der zeitgleichen Bereicherung für die Nati durch Kevin Fiala. Wobei Stützle beim 5:2-Sieg bei seinem ersten Spiel am Dienstag gegen Norwegen noch nicht auf die gleiche Weise übers Eis flog wie Fiala bei der Schweizer 3:0-Gala gegen die USA. Aber sich dennoch zwei Assists notieren liess und nebenbei auch noch zahlreiche kernige Checks austeilte. Die Nati wird Tim Stützle zweifellos zu spüren bekommen.