Darum gehts
- WM-Campingplatz in Herning bietet günstige Alternative zu teuren Hotels
- Fans aus verschiedenen Ländern tauschen Flaggen und knüpfen Kontakte
- Besondere Improvisation: Schnee von der Eisbahn dient auf dem Platz als improvisierte Getränkekühlung
Wohnmobile, Zelte, Liegestühle, Klapptische und Klappstühle. Es sieht aus wie ein gewöhnlicher Campingplatz, irgendwo. Nur die verschiedenen Länderfahnen überall auf dem Platz deuten auf ein spezielles Publikum hin.
Gleich neben dem Stadion im dänischen Herning haben sich die Eishockey-Fans aus allen möglichen Nationen breit gemacht. Die Organisatoren bieten den WM-Gästen so eine günstigere Alternative zu den teuren Hotels an – und sorgen für ein besonderes Feeling und Miteinander.
«Es ist einmalig, dieses Ereignis in dieser Atmosphäre erleben zu können», sagt Birgit, die mit Michael auf dem WM-Campingplatz eingezogen ist. Die beiden Nati-Fans mieteten in Norddeutschland ein Wohnmobil, ehe sie nach Dänemark fuhren, um das Land zu erkunden. «Wir waren schon 2018 hier, als die WM in Kopenhagen und Herning stattfand», erklären sie mit einem Lächeln. «Damals hatten wir allerdings eine konventionellere Unterkunft.»
Michael sagt: «Wir hatten zunächst einen Platz auf einem herkömmlichen Campingplatz ein paar Kilometer von Herning entfernt gebucht. Wir wussten nicht, dass es einen so nah an der Eishalle gibt, an dem so viele Eishockey-Fans anzutreffen sind.»
Über 100 Plätze sind aktuell belegt. Während die beiden Schweizer etwas abseits zu finden sind, haben sich viele deutsche Fans in der Mitte des Campingplatzes versammelt. Wie eine grosse Vereinsfahne zeigt, sind Conny und Wolfgang Anhänger der Eisbären Berlin. «Mein Spitzname ist übrigens Eisbär-Wolle», lacht Wolfgang.
Hinter ihnen hängen die Flaggen mehrerer Länder, die am Turnier teilnehmen. Sie entschuldigen sich dafür, dass die Schweizer Fahne fehlt. Eine Vergeltungsaktion für den 5:1-Sieg der Nati? «Keineswegs. Als wir ankamen, hatten wir nur deutsche Fahnen», berichtigt Conny. «Wir tauschen mit Fans anderer Nationen, die an unserem Zelt vorbeikommen. So können wir Kontakte knüpfen und eine gute Zeit miteinander verbringen. Aber wir haben noch nicht allzu viele Schweizer gesehen.»
Die beiden Deutschen wollen auch an die WM im kommenden Jahr in der Schweiz mit dem Camper anreisen. Tatsächlich gibt es bereits Pläne von den hiesigen WM-Organisatoren, ein ähnliches Camping-Angebot für die Eishockey-Fans zu machen, wie es in Herning vorzufinden ist. Konkret ist das allerdings noch nicht.
Die unmittelbare Nähe zum Eishockeystadion ist für die Fans auf dem neu eingerichteten Campingplatz aus vielen Gründen praktisch. Einen davon präsentieren die deutschen Anhänger stolz: Von der Eisbahn nebenan werden täglich Schneehaufen angeliefert und auf dem Platz verteilt. Diese nutzen die Fans als unorthodoxe Kühlschränke für ihre Getränke.
In unmittelbarer Nähe flattert eine tschechische Fahne im Wind. Dort treffen wir Jiri und Petr. Jiri kommt aus Pardubice, Petr aus Hradec Karlove. Jiri lächelt: «Wir haben das Glück, Roman Cervenka das ganze Jahr über spielen zu sehen. Ich glaube, er ist euch in der Schweiz in guter Erinnerung.» Abgesehen davon, dass er Tschechien letztes Jahr in Prag gegen die Nati zum Weltmeistertitel geführt hat, kann man das schon so sagen. Da entschuldigt sich Jiri sogleich dafür, dass er in der Wunde gewühlt hat und fragt: «Möchtet ihr ein Bier. Wir haben die Zapfanlage im hinteren Teil des Wohnmobils.»
Die beiden Männer sind mit ihrem kleinen Wohnmobil in Pardubice losgefahren. Die Fahrt dauerte elf Stunden. «Wir sind am Morgen losgefahren und am Abend angekommen. Zwischendurch konnten wir die Welt neu entdecken.»
Dank der öffentlichen Verkehrsmittel sind alle Fans vom Campingplatz auch in wenigen Minuten im Stadtzentrum und können dort die WM-Atmosphäre geniessen. Der temporäre Standplatz ist darum ein voller Erfolg und wird von den Fans durchs Band gelobt. Bleibt zu hoffen, dass die Schweizer mit ihren Wohnwagen noch etwas länger stehenbleiben dürfen.