Darum gehts
Vor allem in den 50er- und 80er-Jahren duellierten sich die Bündner Klubs Arosa und Davos erbittert um die Vorherrschaft in der damaligen NLA. Die Derbys zwischen den beiden Klubs waren damals emotionsgeladene Höhepunkte, die in den Tagen davor und danach im Kanton das Gesprächsthema Nummer 1 darstellten.
In der Saison 1984/85 herrschte sogar ein einzigartiges Bündner-Derby-Highlife, da Chur erstmals aufstieg und drei Teams aus dem Bergkanton in der damals acht Teams umfassenden NLA mitspielten.
Es war allerdings eine kurze Freude. Chur stieg sogleich wieder ab und Arosa zog sich ein Jahr später aus finanziellen Gründen freiwillig aus der NLA in die 1. Liga zurück.
Roger Rieder war der letzte Derby-Held
Und so wurden die Bündner Derbys auf Elite-Stufe fortan zum unregelmässigen Event. Es gab sie nur noch, wenn Chur zwischendurch mal wieder kurzzeitig in die NLA aufstieg oder als Rekordmeister Davos nach einem heftigen Betriebsunfall 1989 in die NLB abstieg. Letztmals wurde in den beiden Topligen des Landes am 27. Januar 2002 ein Bündner Derby gespielt.
Chur besiegte dabei Davos vor 6200 Zuschauern im eigenen Hallenstadion mit 2:1. Roger Rieder (50) erzielte für die Hauptstädter beide Tore gegen Lars Weibel (51), den heutigen Nati-Direktor, im HCD-Tor. Den Stock aus jenem Spiel hat Rieder noch immer daheim, wie der heute als Beizer tätige Ex-Stürmer vor einem Jahr der «Südostschweiz» verriet. Schliesslich besiegte er damit ein HCD-Star-Ensemble mit Namen wie Reto von Arx (49), Patrick Fischer (50), Thierry Paterlini (50), Andres Ambühl (42) oder Beat Forster (42), das vom legendären Arno Del Curto (69) gecoacht wurde.
Von Arx 23 Jahre nach Pleite beim Gegner an der Bande
Davos konnte die Derby-Pleite alsbald verschmerzen und wurde in derselben Saison erstmals seit 1985 wieder Meister. Während Chur abstieg und aus finanziellen Gründen auch keine Lizenz für die NLB erhielt, was den Zwangsabstieg in die 1. Liga zur Folge hatte. Und das war es dann mit den Bündner Derbys in den beiden Topligen für die nächsten 23 Jahre.
Nun aber ist es an diesem Freitag wieder so weit. Nachdem Chur 2024 in die heute Sky Swiss League genannte NLB zurückgekehrt ist und Arosa in diesem Jahr nachgezogen hat, gibt es wieder ein Bündner Derby auf Profi-Stufe. Und die einzige Konstante zu damals ist Reto von Arx. Vor 23 Jahren gehörte der damalige HCD-Leitwolf zu den geschlagenen Davosern, inzwischen bildet er zusammen mit seinem Bruder Jan (der damals in besagtem Duell nicht spielte) das Trainer-Duo beim EHC Chur.
Chur nach verpatztem Saisonstart gefordert
Auf das letzte Bündner Derby angesprochen, sagt Reto von Arx: «Das zeigt, dass ich alt geworden bin.» An die 1:2-Niederlage in Chur kann er sich nicht mehr erinnern, «aber ich weiss noch, dass in diesen Derbys immer eine grandiose Stimmung herrschte». Und auch Matchwinner Roger Rieder hat er als Gegenspieler noch präsent: «Gegen ihn zu spielen, war stets mühsam. Der hatte einiges drauf.»
23 Jahre später wäre es nicht so schlecht, wenn von Arx das Bündner Derby gewinnen könnte. Denn Chur hat nach vier Spielen noch keinen Punkt auf dem Konto. Von Arx zum verpatzten Saisonstart: «In drei der vier Spiele war die Leistung gut. Wir könnten durchaus den einen oder anderen Punkt auf dem Konto haben. Bislang waren wir nicht abgebrüht genug und schiessen zu wenig Tore.» Gegen Aufsteiger Arosa, der seinerseits gegen Bellinzona schon den ersten Sieg feiern konnte, soll sich das ändern.
Letztmals zum Duell Chur–Arosa in der zweithöchsten Liga kam es übrigens vor 58 Jahren. Damals setzten sich die Churer mit 7:4 durch.