«Für Sponsoren ist die Swiss League eine Lotterie»
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Struktur schreckt ab:«Für Sponsoren ist die Swiss League eine Lotterie»

Power-Ranking der Swiss League
Spassbremse Schläpfer und Thurgauer Albträume

Im Thurgau fliegen sie weiter hoch, über Chur wird einmal mehr gestaunt und in Winterthur rückt der Tag der Entscheidung näher. Es ist Halbzeit in der Swiss League, darum kommt hier das neue Power-Ranking von Blick.
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Marcel AllemannReporter Eishockey
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Thurgau (Vormonat 1.)

Der Traum vom ersten Playoff-Final der Vereinsgeschichte ist präsent wie nie. Die Thurgauer marschieren souverän vorneweg – als wären sie der HCD der Swiss League. Von den letzten elf Spielen haben sie neun gewonnen. Beeindruckend ist vor allem die Hintermannschaft: Mit einem sensationellen Schnitt von 1,48 kassieren sie mit grossem Abstand die wenigsten Gegentore pro Spiel. Ein Problem gibt es trotzdem: der EHC Chur. Dieser hat dem HCT die beiden letzten Niederlagen zugefügt und wäre als Angstgegner ein Albtraum-Los für die Playoffs.

Die starke Thurgauer Hintermannschaft mit Cédric Hächler (M.) und Goalie Christof von Burg.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus
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Chur (3.)

Schon letzte Saison staunte die Hockey-Schweiz, wie die Bündner ohne Ausländer und mit vielen Jungen abliefern. In der prognostizierten schwierigen Saison der Bestätigung und trotz verpatztem Start im September setzen sie noch einen drauf. Neun Siege aus den letzten elf Spielen (wie Leader Thurgau) und das Vorrücken auf Rang 5 sind grosses Kino. Als Baumeister der Erfolgsstory fungiert weiter das prominente Trainer-Duo Reto und Jan von Arx. Die Verträge der Ex-HCD-Stars laufen Ende Saison aus, Gespräche über eine Verlängerung sind im Gang. Das Zücken des Kugelschreibers wird in Graubündens Hauptstadt sehnlich erwartet. 

Erfolgstrainer in Chur: Reto (l.) und Jan von Arx.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus
3

Sierre (4.)

Mit Deutlichkeit die meisten Tore (114) erzielt, der Topskorer der Liga (Samuel Asselin), der beste Schweizer Skorer (Léonardo Fuhrer), der produktivste Verteidiger (Maxime Montandon): Chris McSorley, der auf die Trainerbank zurückgekehrte Mehrheitsaktionär, hat eine flotte Spektakeltruppe beisammen, die zuletzt fünf Siege aneinanderreihte. Unpraktisch ist, dass die National League das Aufstiegsgesuch der Walliser wegen der fehlenden Infrastruktur vorerst abgelehnt hat. Für den Januar sind aber Gespräche geplant. Denn Sierre denkt gross, will mit dem Bezug der neuen Valais Arena 2029 in die National League und schon zuvor keine sportliche Gelegenheit verpassen, wenn sie sich bieten sollte.

Sierre-Stürmer Samuel Asselin ist der aktuelle Ligatopskorer.
Foto: keystone-sda.ch
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Basel (11.)

Mitten in der grössten Krise seit dem Wiederaufstieg 2022 hat Sportchef Kevin Schläpfer den Vertrag mit Trainer Eric Himelfarb verlängert, anstatt selbst an die Bande runterzusteigen. Was ist Schläpfer doch für eine Spassbremse! Das Spektakel mit seinem Trainer-Comeback hätte die um Aufmerksamkeit ringende Swiss League gut gebrauchen können. Aber für Basel hat sich das Statement pro Himelfarb zumindest kurzfristig bewährt. Zuletzt wurden sechs Siege in Folge eingefahren und die Hockeyaner aus der drittgrössten Schweizer Stadt liegen nun zumindest wieder auf einem Playoff-Platz. 

Basel-Sportchef Kevin Schläpfer stärkte in der Krise seinen Trainer.
Foto: keystone-sda.ch
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Bellinzona (10.)

Aus den letzten drei Spielen ergatterten sich die Snakes 7 Punkte, mehr als Arosa, die GCK Lions (je 0), Winterthur, Olten (je 4), Visp, ChdF, Thurgau und Chur (je 6) in der gleichen Zeitspanne. Bis sie Arosa die rote Laterne übergeben, scheint daher nur noch eine Frage der Zeit. Dazu stehen die Tessiner auch noch im Cup-Halbfinal (Gegner ChdF) und können gar leise vom grössten Titel ihrer Vereinsgeschichte träumen. Die Prügelknaben aus Bellinzona erleben gerade aufregende Wochen.

Die Bellinzona Snakes (vorne Noam Micheletti) erleben gerade aufregende Wochen.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus
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Olten (2.)

Nach einer zuvor starken Phase durchlebte der EHC Olten in den letzten Wochen ein permanentes Auf und Ab, die Konstanz ist verloren gegangen. Weshalb das «Oltner Tagblatt» diese Woche zum Schluss kam: «Der EHCO bleibt ein schwer zu knackendes Rätsel.» Dieses Rätsel hat zur Folge, dass die Solothurner sich aktuell nicht mehr um die besten Plätze in der Liga bewerben, sondern mit zahlreichen Klubs im breiten Mittelfeld um Rang 4 und einen möglichen Heimvorteil in den Playoff-Viertelfinals balgen.

Konstanz ist für Stefan Wyss und seinen EHC Olten derzeit ein Fremdwort.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus
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La Chaux-de-Fonds (7.)

Dass die Neuenburger von Rang 3 grüssen, entspricht nicht den Erwartungen, die an die auf dem Papier beste Mannschaft der Liga gestellt werden. Aber in den letzten Wochen gewann die Mannschaft zumindest wieder vermehrt ihre Spiele. Die Aufwärtstendenz war ausgerechnet festzustellen, nachdem die Klubleitung bekannt gegeben hat, dass man sich Ende Saison nach vier Jahren von Trainer Louis Matte trennt. Es stellt sich die spannende Frage, ob Mattes Zukunft in irgendeiner Form bei Konkurrent Sierre liegen könnte – ihn verbindet eine langjährige Freundschaft mit Chris McSorley.

Trainer Louis Matte und der HC La Chaux-de-Fonds gehen Ende Saison getrennte Wege.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus
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GCK Lions (6.)

Der Talentschuppen der ZSC Lions tut es der ersten Mannschaft gleich – er macht gerade eine schwierige Phase durch. Nachdem am Dienstag auch das Derby gegen Winterthur mit 1:2 verloren gegangen ist, müssen die Junglöwen allmählich die Schuhe binden, um nicht in einen nervenaufreibenden Kampf um die letzten Playoff-Plätze involviert zu werden. Und dies, obwohl sie sich für diese Schlüsselpartie gegen Winterthur mit den zuletzt beim ZSC im Einsatz stehenden Schwendeler, Ustinkov, Oejdemark, Gruber, Olsson und Henry prominent bestückt haben. 

Daniil Ustinkov kommt bei den ZSC Lions und den GCK Lions zum Einsatz.
Foto: Pius Koller
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Winterthur (9.)

Der jüngste 2:1-Sieg gegen die GCK Lions war ein Lebenszeichen. Aber mit zuvor sieben Niederlagen aus acht Spielen haben sich die Winterthurer in die Bredouille gebracht, liegen nur noch auf Rang 9. Einmal mehr droht den Zürchern, dass ihnen nach ordentlichem Saisonstart die Felle davonschwimmen und sie die Playoffs verpassen. Die Lage ist ohnehin angespannt, da weiterhin offen ist, ob Winterthur Ende Saison aus der Swiss League aussteigt. Ein Entscheid wird in den nächsten Wochen erwartet. 

Der EHC Winterthur (vorne Marc Steiner) muss an allen Fronten hart kämpfen.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus
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Visp (5.)

Es matcht noch nicht zwischen dem neuen Trainer Luca Gianinazzi und dem Walliser Team. Seine Umstellung von Mann- auf Zonen-Deckung entpuppt sich immer wieder als Problem vor dem eigenen Gehäuse. Mit nur drei Siegen aus den letzten neun Spielen ist die Unzufriedenheit im Umfeld gross – erst recht nach dem Meistertitel letzte Saison unter Heinz Ehlers. Zuletzt hat Gianinazzi die Schrauben angezogen, er liess mit Yannick Brüschweiler einen Schlüsselspieler zwischenzeitlich auf der Tribüne schmoren. Ob dieser Wink mit dem Zaunpfahl für den dringend benötigten Umschwung sorgt?

Visp-Stürmer Yannick Brüschweiler wurde zwischenzeitlich auf die Tribüne verbannt.
Foto: Pius Koller
11

Arosa (8.)

Der Traditionsklub lernt gerade den rauen Wind der höheren Liga kennen. Konnte der Aufsteiger anfangs Saison noch überraschen, hat er zuletzt neun Niederlagen in Folge bezogen – und da waren auch einige deftige Ohrfeigen dabei. Schockieren kann dies beim EHC keinen, aber diese enorm junge Mannschaft braucht dringend mal wieder ein Erfolgserlebnis, um den Glauben nicht komplett zu verlieren. Apropos jung: Das ist auch der neu engagierte 25-jährige Goalietrainer Timur Shiyanov. Dieser ist sogar noch jünger als drei aktuelle SL-Keeper (Giovannini, Östlund, Haller) der Konkurrenz.

Die Fans des EHC Arosa erleben gerade keine einfachen Zeiten.
Foto: Pius Koller
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