Darum gehts
Winterthur (Vormonat: 8.)
Da sorgt die Klubleitung letzte Woche für eine Schocknachricht, verkündet den freiwilligen Abstieg per Ende Saison, wenn in den nächsten drei Monaten nicht neue Geldgeber gefunden werden. Und was macht das durchgeschüttelte Team? Fährt nach Sierre, schlägt das hoch bestückte Team mit 4:2 und mischt mit den meisten geschossenen Toren in der Liga und Emil Molin als Topskorer an der Tabellenspitze mit. Respekt! In Winterthur machen sie derzeit mit bescheidenen Möglichkeiten vieles richtig, nur zieht dies in der sechstgrössten Schweizer Stadt kaum zahlungskräftige Sponsoren und Zuschauer an. Ein Jammer.
Visp (3.)
Der Meister der letzten Saison hat den Schwung in die neue Saison mitgenommen. Fünf Siege aus den ersten fünf Spielen und ein neuer Saisonabo-Rekord in der schmucken Lonza Arena. Dazu spielt die Mannschaft unter Ex-Lugano-Trainer Luca Gianinazzi offensiver und attraktiver als unter dessen Vorgänger Heinz Ehlers. Alles wunderbar. Wäre da nicht die erste Saisonpleite am Dienstag: 1:3 gegen den bescheidenen Aufsteiger Arosa. Peinlich, aber irgendwie auch sympathisch – es gibt Visp ein Robin-Hood-Image.
Thurgau (6.)
Die Thurgauer gehörten zu den Überraschungsteams der letzten Saison und legten auch in der neuen Spielzeit wieder zünftig los. Zuletzt reihten sie fünf Siege aneinander und haben den Trainer-Vertrag mit Baumeister Anders Olsson anfangs Woche vorzeitig bis 2027 verlängert. Allerdings bewegt sich der HCT auf dünnem Eis. Die jüngsten Siege gegen Arosa, Bellinzona und im Cup gegen das unterklassige Frauenfeld (nur 3:2) waren nicht eben überzeugend, die lokale «Thurgauer Zeitung» fand zuletzt auch kritische Worte.
Sierre (2.)
Unter dem nun wieder coachenden Mehrheitsaktionär Chris McSorley scheint der Firlefanz auf dem Eis vorbei. Zwar lässt Sierre derzeit noch die Konstanz vermissen, was durch die zahlreichen Neuzugänge aber auch ein Stück weit erklärbar ist. Trotzdem gehören die Walliser dem Spitzenquintett an, und wenn die Schrauben dann an den wichtigen Stellen angezogen worden sind, ist die erste Playoff-Halbfinal-Quali seit dem Wiederaufstieg 2019 für die ambitionierten Walliser mehr als nur machbar. Noch gibt es für Mehrheitsaktionär McSorley keinen Grund, Trainer McSorley ins Büro zu bestellen.
Arosa (11.)
Legte man den Kader des Traditionsvereins vor dem Saisonstart unters Mikroskop, musste befürchtet werden, dass der Aufsteiger Kanonenfutter ist. Die Realität ist eine andere: schon zwei Siege, darunter ein sensationelles 3:1 gegen Meister Visp. Und abgesehen vom 0:4 im Derby gegen Chur spielte Arosa in jedem Match um die Punkte mit. Rolf Schrepfer, der im Bergdorf Trainer, Sportchef und Mädchen für alles ist, hat dem zur Hälfte neu zusammengewürfelten Team in Windeseile ein funktionierendes Konzept verabreicht. Der frühere Arosa-CEO Adrian Fetscherin staunte bereits vor drei Jahren, dass Schrepfer noch nicht abgeworben wurde. Er ist längst nicht mehr der Einzige.
La Chaux-de-Fonds (1.)
Ja, La Chaux-de-Fonds ist Dritter, punktgleich mit Leader Visp. Ja, die Neuenburger haben fünf von sechs Spielen gewonnen. Aber wirklich souverän war das Gezeigte selten, und dann leistete man sich auch noch das No-Go, gegen Bellinzona einen Punkt liegenzulassen. Gemessen daran, dass der Meister von 2023 und 2024 das beste Kader der Liga hat und nach dem Betriebsunfall letzte Saison (Out in den Playoff-Viertelfinals gegen Olten) wieder hungrig sein sollte, ist das noch etwas dünn. Immerhin sorgt der wegen der Verletzung des neuen Ausländers Matthew Boucher geholte letztjährige Thurgauer David Lindquist neuerdings für einen Mehrwert.
GCK Lions (9.)
Die ersten drei Spiele der neuen Saison waren mit drei Siegen überzeugend, doch als der ZSC in der National League wegen Verletzungssorgen in die Bredouille geriet und viermal verlor, tat es ihm der kleine Bruder GCK gleich und reihte drei Pleiten aneinander. Ein Hauptgrund dafür ist, dass sich der «Zett» wegen Absenzen beim Stürmer-Personal bediente, sogar der seit dieser Saison als Rudel-Anführer der Junglöwen tätige Altmeister Luca Cunti (36) wurde nochmals benötigt. Als starkes Element entpuppt sich bislang der neue Schwede Villiam Haag. Läuft auch er irgendwann noch beim ZSC auf?
Olten (4.)
Eigentlich sollte sich Olten in der Tabelle dort herumtummeln, wo sich aktuell Thurgau oder Winterthur befinden. Stattdessen setzte es zwischenzeitlich vier Pleiten in Folge und Zwischenrang 7 ab. Offensichtlich, weil es zu einem Missverständnis zwischen Trainer Christian Wohlwend und dem Hockeygott gekommen ist. Wohlwend klagte gegenüber dem «Oltner Tagblatt», dass er beim Hockeygott nach mehr dreckigen Toren gefragt habe, dieser aber etwas falsch verstanden habe und auch die Highlight-Tore entzogen habe. Inzwischen scheint die Kommunikation wieder zu stimmen – Olten hat die letzten zwei Spiele gewonnen, befindet sich im Aufschwung.
Chur (7.)
Mit vier Niederlagen ging der Start in die Hosen, der 4:0-Derbysieg vor 3000 Zuschauern gegen Arosa war dann eine Erlösung. Und hat fürs Erste verhindert, der durch die sensationelle letzte Saison aufgekommenen Euphorie den Garaus zu machen. Die aktuelle Herausforderung des Trainer-Duos Reto und Jan von Arx ist es, die jungen Liekit Reichle (zuvor Lugano), Santiago Näf (zuvor Fribourg) und Gian-Marco Hammerer (zuvor Lausanne) von NL-Bettlern zu SL-Königen zu formen. Ein Prozess. Diesbezüglich schon einen Schritt weiter ist der aktuell statistisch beste Goalie der Liga, Martin Neckar. Ob die Leihgabe der SCL Tigers bald eine Chance beim Stammklub erhält?
Basel (5.)
Die ersten drei Jahre nach dem Wiederaufstieg 2022 nutzten die Basler, um in der Swiss League zu wachsen. Mit den Rängen 6, 2 und 1 taten sie das auf eine überragende Weise. Nun bewirbt man sich erstmals auch wieder für einen Aufstieg, und just dann fährt Basel den Saisonstart mit erst einem Sieg aus sieben Spielen an die Wand. Trotz zwei spektakulärer Last-Minute-Verpflichtungen vor dem Saisonstart mit Marc Aeschlimann und Kay Schweri. Daher darf schon mal die Frage gestellt werden, wann Heinz Ehlers (aktuell Assistenztrainer) für Eric Himmelfarb (aktuell Headcoach) übernimmt.
Bellinzona (10.)
Vor dem Saisonstart war in der Szene zu hören, dass der notorische Tabellenletzte diese Saison stärker sein dürfte. Pustekuchen! Es setzte bislang sechs Niederlagen aus sechs Spielen und ein Torverhältnis von 6:30 ab. Ein Pünktchen gab es einzig gegen La Chaux-de-Fonds, das den Wochenendausflug ins Tessin offensichtlich nicht mit der nötigen Seriosität anging. Etwas Glanz versprüht Bellinzona dennoch: Denn da spielt neuerdings der Amerikaner Tom Richter (25), der zuvor im College-Hockey tätig war – und kein Geringerer ist als der Sohn der NHL-Goalie-Legende Mike Richter (59).