Nur noch Assistent statt Headcoach – Lars Leuenberger vor baldigem Absprung?
«Meine Rolle zu akzeptieren, ist nicht immer einfach»

Vor Jahresfrist führte Lars Leuenberger (50) Fribourg als Headcoach zum Spengler-Cup-Triumph. Jetzt ist er «nur» noch der Schattenmann des neuen Startrainers Roger Rönnberg (54). Doch wie lange noch? Leuenberger nimmt im Interview Stellung.
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Lars Leuenberger (l.) ist als Schattenmann von Roger Rönnberg (r.) bei Fribourg ins zweite Glied zurückgerutscht.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus

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Marcel AllemannReporter Eishockey

Blick: Ist es emotional, wieder am Spengler Cup zu sein, wo letztes Jahr für Sie mit Fribourg alles begonnen hat?
Lars Leuenberger: Es ist schon sehr speziell. Hier hat meine Reise mit dem ersten Titel für die Organisation begonnen. Das ist schon etwas Schönes.

Wie erleben Sie den Spengler Cup jetzt? Als Titelverteidiger und aktueller Tabellenzweiter und in der Liga kommt Gottéron aus einer ganz anderen Position als 2024.
Es lässt sich überhaupt nicht vergleichen. Es ist ein bisschen, wie wenn man Meister geworden ist und dann wieder in den Final kommt. Wir sind zwar am Spengler Cup noch nicht wieder im Final, aber das Gefühl ist ähnlich. Das erste Mal ist immer sehr speziell, kommt dazu, dass wir damals in der Meisterschaft zweitletzter waren. Dann sind wir hierhergekommen und alles hat auf einmal zusammengepasst. Daher war es wunderbar und dadurch ist es auch sehr cool, wieder hier sein zu können.

Vor einem Jahr wurden Sie vor Weihnachten gerade frisch als Nothelfer zum Headcoach und waren vermutlich Tag und Nacht eingespannt. Jetzt sind Sie als Assistent von Headcoach Roger Rönnberg hier. Ist das entspannter?
Jetzt kann ich Davos etwas mehr geniessen. Damit meine ich nicht den Ausgang (lacht), sondern den Spengler Cup als Ganzes. Es ist definitiv anders als Assistenz-Coach. Zudem kenne ich inzwischen auch die ganze Mannschaft. Letztes Jahr wurde ich in einem gewissen Sinn überrumpelt, es gab so viele Leute in der Organisation, die ich noch gar nicht kannte. Das ist jetzt anders und es sind auch schon vier Monate in der Saison gespielt. Es ist definitiv entspannter.

Als Sie vor einem Jahr bei Fribourg angefangen haben, war bis zum Saisonende der ganze Fokus auf Ihnen, nicht zuletzt, weil Sie einen tollen Job gemacht haben. Seit dieser Saison ist der ganze Fokus auf dem neuen Headcoach Roger Rönnberg. Wie fühlt sich das für Sie an?
Also mein Fokus ist keineswegs weg, das wäre nicht gut. Der Fokus ist lediglich anders gesetzt. Als Cheftrainer bist du die ganze Zeit gefordert, jetzt ist meine Rolle gerade in der Meisterschaft eine andere. Etwa mit den Spielern ihre Leistung analysieren, ihren Match nochmals anschauen, mit ihnen mehr individuell arbeiten. Das ist sicherlich etwas anderes als letzte Saison, als ich gecoacht habe und für alles verantwortlich war. Klar vermisse ich das, daraus mache ich auch kein Geheimnis. Das ist ja auch völlig normal, wenn man so etwas erlebt hat. Ich spüre auch diese Dankbarkeit der Leute und meine Verbindung zu den Spielern ist weiterhin sehr speziell und gut, der Respekt ist riesig. Ich bin nicht einfach bloss der Assistenztrainer für sie. Der Zusammenhalt ist gross, wir haben vor einem Jahr zusammen eine Reise angetreten und diese geht nun weiter, unabhängig davon, dass der Chef gewechselt hat.

Rönnberg ist ein sehr spannender Trainer. Konnten Sie schon viel von ihm lernen und profitieren?
Man lernt immer von jemand anderem. Wie etwa auch von Rikard Franzén, der mit mir zusammen Assistenztrainer ist und mit dem ich einst noch zusammengespielt habe. Du lernst seine Art kennen und wie er die Sachen angeht. Und bei Roger lernst du, wie er die Sachen angeht. Ich habe nun doch schon einige Jahre Erfahrung als Trainer, durfte dabei von einigen Coaches lernen und da nimmt man von allen immer etwas Positives mit.

Wenn an einem anderen Ort ein Trainer entlassen wird oder unter Druck gerät, ist Ihr Name fast schon automatisch im Gespräch, weil Sie in Fribourg «nur» noch Assistenztrainer sind, aber zuvor überzeugt haben. Wie gehen Sie mit dieser Gerüchteküche um?
Schlussendlich konnten die Leute sehen, dass ich in den letzten Jahren eine gute Arbeit abgeliefert habe. Man weiss, dass da einer ist, der etwas kann. Daher ist das alles voll okay für mich. Es gehört zu unserem Business, dass immer wieder Namen auftauchen, wenn es eine Trainerentlassung gibt oder ein Coach wankt.

Zuletzt gab es Gerüchte, Sie könnten nächste Saison Trainer beim SC Bern werden. Was können Sie dazu sagen?
Nicht viel. Ich bin bei Fribourg unter Vertrag. Nach wie vor. Solche Gerüchte entstehen halt. Es gibt auch noch andere Mannschaften, die keinen Trainer haben für die nächste Saison.

Lars Leuenberger persönlich

Lars Leuenberger (50) zog wie sein älterer Bruder, der heutige ZSC-Sportchef Sven Leuenberger (56), von Uzwil SG aus los, um die Hockey-Schweiz zu erobern. Als Spieler wurde er 1997 mit Bern Meister, spielte aber auch für Fribourg, Ambri und Basel. Anschliessend schlug er eine Trainer-Karriere ein. Bei Bern wurde Leuenberger in der Saison 2015/16 nach der Entlassung von Guy Boucher vom Assistenz- zum Interims-Trainer befördert und anschliessend Meister. Später war er als Headcoach auch in Biel und Olten tätig. Vor Weihnachten 2024 übernahm er bei Fribourg für den gefeuerten Patrick Emond und führte Gottéron am Spengler Cup zum ersten Titel der Vereinsgeschichte. Auf diese Saison musste Leuenberger als Assistenztrainer wieder ins zweite Glied zurücktreten, da Fribourg bereits Roger Rönnberg als neuen Headcoach verpflichtet hatte.

Lars Leuenberger (50) zog wie sein älterer Bruder, der heutige ZSC-Sportchef Sven Leuenberger (56), von Uzwil SG aus los, um die Hockey-Schweiz zu erobern. Als Spieler wurde er 1997 mit Bern Meister, spielte aber auch für Fribourg, Ambri und Basel. Anschliessend schlug er eine Trainer-Karriere ein. Bei Bern wurde Leuenberger in der Saison 2015/16 nach der Entlassung von Guy Boucher vom Assistenz- zum Interims-Trainer befördert und anschliessend Meister. Später war er als Headcoach auch in Biel und Olten tätig. Vor Weihnachten 2024 übernahm er bei Fribourg für den gefeuerten Patrick Emond und führte Gottéron am Spengler Cup zum ersten Titel der Vereinsgeschichte. Auf diese Saison musste Leuenberger als Assistenztrainer wieder ins zweite Glied zurücktreten, da Fribourg bereits Roger Rönnberg als neuen Headcoach verpflichtet hatte.

Aber sind Sie gesprächsbereit oder müssen andere Vereine gar nicht erst bei Ihnen anrufen, da Sie bei Fribourg einen Vertrag bis 2027 haben?
Es ist doch so: Wenn jemand Interesse bekundet, dann wendet er sich zuerst an den Klub und danach geht es Schritt für Schritt weiter. Aber diese Situation ist bis jetzt noch nicht eingetroffen.

Sie wollen aber schon irgendwann wieder Headcoach werden?
Ja klar. Das ist kein Geheimnis. Falls eines Tages eine interessante Anfrage kommt, müssen wir zusammensitzen. Fribourg ist gegenüber mir sehr dankbar dafür, was ich letzte Saison geleistet habe. Es war für mich auch ein Risiko, auf diese Weise einzuspringen. Man weiss nie, was geschieht, es hätte auch auf die andere Seite kippen können.

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