Der EHC Winterthur verschwindet Ende Saison aus dem professionellen Eishockey. Der Swiss-League-Verein hatte bereits im September verkündet, dass er bis im Dezember auf den Einstieg von neuen Geldgebern angewiesen ist und andernfalls keine Zukunft mehr in der zweithöchsten Spielklasse hat. Dieser letzte Hilferuf fruchtete nicht – nun zieht Winti die Konsequenzen.
«Der EHC Winterthur stellt die Weichen für seine sportliche Zukunft neu: Die 1. Mannschaft wird sich auf die kommende Saison hin aus der SKY Swiss League zurückziehen und in der MyHockey League antreten. Dieser Entscheid fällt nach intensiven Monaten des Abwägens und markiert einen der bedeutendsten Einschnitte in der Klubgeschichte», verkündet der EHC Winterthur in einer Medienmitteilung.
Finanzierungslücke von 750'000 Franken
«Trotz unermüdlicher Anstrengungen in den vergangenen Monaten ist es dem Klub nicht gelungen, die finanzielle Grundlage für einen Verbleib in der zweithöchsten Schweizer Liga sicherzustellen. Eine jährliche Finanzierungslücke von rund 750'000 Franken sowie die Notwendigkeit einer zusätzlichen Budgetsteigerung für ein konkurrenzfähiges Team erwiesen sich schlussendlich als unüberwindbar. Weder neue Sponsoren noch Investoren konnten gefunden werden, um einen langfristigen Verbleib in der SKY Swiss League zu gewährleisten», heisst es in der Mitteilung weiter.
Winterthur ist seit 2015 in der zweithöchsten Spielklasse, konnte sich aber in dieser Zeit nicht wie gewünscht weiterentwickeln. Die Playoffs erreichten die Eulachstädter lediglich einmal – in der Saison 2023/24, als sie in den Viertelfinals gegen La Chaux-de-Fonds ausschieden. Auch in dieser Saison sieht es nicht optimal aus, aktuell liegen die Winterthurer auf Rang 9. Sie teilen aber mit, dass sie die laufende Saison trotz des Rückzugsentscheids ehrgeizig beenden wollen: «Das ambitionierte Ziel, die Playoffs zu erreichen, bleibt bestehen.»
Sportlich erlebte Winti zwar durchaus auch gute Phasen, mehrmals gelang der Start in die Saison vorzüglich, ehe es im Verlauf der Saison jeweils zum Einbruch kam. Die Gunst des Winterthurer Publikums konnte der Eishockeyverein im schwierigen Umfeld der Swiss League aber nicht gewinnen. Diese Saison fanden im Schnitt keine 700 Fans den Weg in die eigentlich schmucke Eishalle Deutweg.
Konkurrenz in der Stadt (zu) gross
Dies in der sechstgrössten Stadt der Schweiz. Und obwohl Winterthur mit aus ihren Junioren stammenden Spielern und Spielerinnen wie Patric Della Rossa, Adrian Wichser, Sven Helfenstein, Robin Leone, Mirco Müller oder Alina Müller, die national und zum Teil sogar international für Furore sorgten, durchaus eine Eishockey-Tradition mitbringt. Doch die Konkurrenz in der Stadt ist mit Publikumsmagnet Fussball, dem tief verankerten Handball, aber auch dem erfolgreichen Unihockey offensichtlich zu gross.
Obwohl Winterthur mit einem der kleinsten Budgets in der Swiss League operierte, wurden jährlich rote Zahlen geschrieben. Die Löcher stopfte jeweils Präsident Rolf Löhrer, der aber dazu in Zukunft nicht mehr bereit ist.
Weiterer Dämpfer für Swiss League
Der Rückzug trifft auch die SCRJ Lakers. Der National-League-Verein hatte in den letzten Jahren eine erspriessliche Partnerschaft mit Winterthur, immer wieder wurden Spieler mit B-Lizenzen ausgetauscht. Bei Winterthur wurden unter anderem hoffnungsvolle Talente wie Jonas Taibel oder Mats Alge mit reichlich Eiszeit tauglich für die National League gemacht.
Winterthurs Ende in der Swiss League ist aber auch generell eine schlechte Nachricht für die Spieler – es entfallen rund 20 Arbeitsplätze auf zweithöchster Stufe des Schweizer Eishockeys.
Das Aus von Winterthur ist auch für die mit vielen Problemen kämpfende Swiss League ein weiterer herber Dämpfer. Da es für die derzeitige Ligaform nach aktuellem Stand der Dinge keine aufstiegswilligen Vereine aus der MyHockey League gibt, wird die Swiss League nächste Saison nur noch zehn Klubs umfassen – sollte sich auch noch Bellinzona zurückziehen, wären es gar nur noch neun.
Der neue Verbandsboss Urs Kessler hatte letzte Woche an der Medienkonferenz von Swiss Ice Hockey betont, dass es in der Swiss League bereits fünf nach zwölf stehe, er hat ein mögliches Massnahmenpaket vorgestellt. Für den EHC Winterthur kommt dieses zu spät. «Die Umsetzung der entsprechenden Massnahmen kann nicht zeitnah erwartet werden», schreibt der Verein.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
|---|---|---|---|---|---|
1 | HC Thurgau | 26 | 36 | 58 | |
2 | HC Sierre | 27 | 54 | 57 | |
3 | HC La Chaux-de-Fonds | 27 | 28 | 56 | |
4 | EHC Chur | 27 | 11 | 46 | |
5 | EHC Olten | 28 | 28 | 46 | |
6 | EHC Visp | 27 | -3 | 43 | |
7 | GCK Lions | 27 | 0 | 39 | |
8 | EHC Basel | 27 | -6 | 36 | |
9 | EHC Winterthur | 28 | -15 | 34 | |
10 | EHC Arosa | 26 | -65 | 15 | |
11 | Bellinzona Snakes | 26 | -68 | 14 |