Glauser führt die Schweiz in den WM-Final
Von der Playoff-Nervensäge zum mitreissenden Nati-Captain

Der Freiburger Andrea Glauser lebt beim Flug in den WM-Final die Werte der Nati vor. Obwohl es für seine Teamkollegen im Meisterschaftsalltag nicht immer lustig ist mit ihm.
Publiziert: 15:06 Uhr
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Aktualisiert: 16:49 Uhr
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Seit dem Ausfall von Nico Hischier ist Andrea Glauser (Bild) unser Nati-Captain.
Foto: Claudio Thoma/freshfocus
Marcel Allemann aus Stockholm

Als NHL-Star Nico Hischier sich im vierten WM-Spiel gegen Deutschland verletzte, ging der Nati auch ihr Captain verloren. Einstimmig entschied der Trainerstab, dass fortan Andrea Glauser das «C» auf der Brust tragen soll. Es war eine leichte Überraschung, denn es wären auch NHL-Grössen wie Timo Meier oder Jonas Siegenthaler, Goalgetter-Routinier Sven Andrighetto oder der ewige Andres Ambühl zur Verfügung gestanden.

«Sicher hätte es auch noch andere gegeben, doch wir haben uns einstimmig für Andrea entschieden. Er bringt enorm viel Herzblut rein und spielt sehr hart», begründete dies Nati-Trainer Patrick Fischer. Seither führt der auf die kommende Saison von Lausanne zu Gottéron heimkehrende Freiburger diese bärenstarke Nati an, die von Sieg zu Sieg eilt und in der K.o.-Phase die Gegnerschaft regelrecht zerstörte. Einzig beim «Stängeli» gegen das überforderte Ungarn fehlte Glauser, da erhielt der Vielspieler eine Pause und Ambühl war der Nati-Captain.

«Versuche, zu bleiben, wie ich bin»

«Es ist schön, dass ich so viel Vertrauen erhalte. Aber wir haben viele Leader im Team, was ein grosses Plus ist. Deshalb versuche ich, mich auch nicht zu verstellen, sondern so zu bleiben, wie ich bin. Die anderen helfen mir extrem. Für mich persönlich zählt primär, dass ich das Schweizer Trikot anhabe», sagt der 29-Jährige über seine Beförderung mitten im Turnier.

Der Schwager von Nati-Stürmer Christoph Bertschy (seine Schwester Melanie ist mit Glauser verheiratet) lebt die Werte vor, die wichtig sind und diese Mannschaft auszeichnen. «Unser Schlüssel ist der Teamspirit», betont Glauser, «ich mag jeden aus diesem Team, wir sind wie Brüder, wir sind wie eine Familie. Wir kommen hierher, um zu gewinnen, aber haben auch Spass – es ist fantastisch.»

Kukan beleidigen, Kukan loben

Dabei kann Andrea Glauser auch eine richtige Nervensäge sein. Davon können seine Gegner in den Playoffs – vor allem von Lausannes Dauerrivale ZSC Lions – ein Liedchen singen. Im Playoff-Final 2024 leistete er sich gegen Derek Grant eine heftige Schwalbe und wurde so zum Buhmann. Im jüngsten Playoff-Final leistete er sich gegen Nati-Kollege Dean Kukan einen Kniecheck und stellte den sichtlich gezeichneten Zürcher anschliessend als Simulant hin.

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Kaum in die Nati eingerückt, bildeten Glauser und Kukan in der WM-Vorbereitung ein Verteidiger-Paar und der Freiburger schwärmte, wie einfach es sei, neben einem so herausragenden Partner spielen zu können. An der WM verteidigt Glauser nun an der Seite von NHL-Spieler Janis Moser.

Der Captain sieht noch Steigerungspotenzial

Glauser ist einer, der mit allem, was er hat und bis zum Letzten für sein Team einsteht. So wird es natürlich auch im Final sein. Über den Gegner USA will er nicht zu viele Worte verlieren, ausser, dass es eine gute Mannschaft sei. «Das Einzige, was ich sagen kann, ist, dass wir jetzt heimgehen, etwas essen und dann so rasch wie möglich ins Bett gehen, damit wir am Sonntagabend bereit sind», sagt Glauser direkt nach dem Finaleinzug.

Trotz der beiden Kantersiege im Viertelfinal gegen Österreich (6:0) und dem Halbfinal gegen Dänemark (7:0) sieht Glauser für den Final noch Steigerungspotenzial. «Wir haben gut gespielt, aber zufrieden sind wir damit noch nicht. Es gibt noch Sachen, die wir verbessern wollen und das werden wir vor dem Spiel anschauen.» Der Captain lebt den Hunger nach Gold vor.

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