Wir Sportfreunde vom Eishockey grenzen uns ja mit chirurgischer Präzision dann von den Fussballern und ihren Anhängern ab, wenn die sich wiedermal a) auf dem Rasen wälzen, b) vollkommen daneben benehmen oder c) etwas anzünden. Also jetzt zum Beispiel. Aber wenn Liverpool in der Champions League das Wunder schafft, sind wir auch total fasziniert (so ungefähr).
Also: etwa 20 Nasen nehmen also während etwa einer halben Stunde ein ganzes Stadion in Geiselhaft. Und eine Kohorte von mehr oder weniger todesmutigen Krawallschmierlappen in Kampfausrüstung schaut tatenlos zu (gibt es so nur in der Schweiz). Der Zündwürfel der Chaoten soll ein Nazi sein, nur passt da der fein säuberlich zurechtgestutzte Hipsterbart nicht ganz ins Bild (gibt es Hipsternazis?).
Und dann kommt die unerhörte Forderung der Rabauken: Die Fussballer sollen ihre Leibchen aushändigen. Die weigern sich aber ungefähr so heftig, wie sie jeweils bei gegnerischen Streicheleinheiten im Strafraum stehenbleiben. Also gar nicht. Also werden die Leibchen dann den Erpressern ausgehändigt (man gönnt sich zuvor eine Viertelstunde Beratungszeit um den Schein zu wahren). Damit die Sache nicht eskaliert, wird später erklärt. Eskaliert? Bei 20 Nasen? Und Polizei im Stadion? Bitte.
Sagen wir es mal so: Beim Rugby wäre die Geschichte anders ausgegangen. Was allerdings rein hypothetisch ist. Aber wir kennen alle den Kalauer: Beim Rugby stehen die Hooligans auf dem Feld und die Milchbuben sitzen auf der Tribüne. Also andersrum als bei den Kickern. Was den Fakten entspricht: Ein Rugbyteam würde niemals (im Leben nicht, nie) die Leibchen aushändigen, nicht mal an 300 Elitekämpfer.
Dabei sollte man im Lager der Eishockeyfreunde etwas nicht vergessen: ist noch nicht so lange her, als in Zug ein Sitzplatz-Zuschauer in einen abgetrennten Bereich vordrang und dort einen tätlichen Angriff auf einen Offiziellen verübte. Also erstmal durchpusten, bevor wir wieder wutschnaubend über die Fussballer herziehen.
Aber ernsthaft: 20 Nasen?