Darum gehts
Miserable Chancenverwertung
Was der ZSC derzeit an hochkarätigen Chancen auslässt, ist der Wahnsinn. Es gab die saftlose 1:2-Heimpleite gegen Ambri und das wenig berauschende 1:4 in der Champions League gegen Tampere. In den anderen Partien – auch am Samstag beim souveränen Leader Davos (1:3) – waren die Lions mindestens ebenbürtig. Doch wenn es weiter anhält, für die aufwendige Arbeit keinen Lohn zu erhalten, kann es rasch einmal in Verzweiflung kippen und das wäre gefährlich.
Formstand von Leistungsträgern
Es gibt zu viele ZSC-Spieler, die derzeit ihr Rendement nicht erreichen. Dem zweifachen Meisterschützen Jesper Frödén gelingt im Moment nichts, seine Fehlerquote ist zu hoch. Vinzenz Rohrer, der nach seiner Rückkehr aus Montréal noch keinen Skorerpunkt erzielt hat, wirkt wie blockiert. Aber auch die Verteidiger-Routiniers Dean Kukan und Yannick Weber spielen fernab der Erwartungen. Willy Riedi ist nicht so schön wild wie noch in den letzten Playoffs, auch Justin Sigrist kein Faktor und Neuzuzug Thierry Bader scheint noch nicht angekommen.
Qualität der Ausländer
Konstant überzeugend sind in diesem Herbst von den sieben unter Vertrag stehenden Ausländern nur Goalie Simon Hrubec, Abwehrminister Mikko Lehtonen, der am Wochenende aber krank fehlte und der jetzt verletzt ausfallende Rudolfs Balcers. Frödén ist ein Schatten seiner selbst, bei Pontus Aberg gibt es ab und zu ein Licht, aber auch viel Schatten, Derek Grant war verletzt, kehrte zurück, spielte aber schwach und ist nun wieder verletzt. Immerhin zeigte Neuzug Andy Andreoff, der in den ersten Wochen noch verletzt fehlte, nach einem wenig überzeugenden Start zuletzt aufsteigende Tendenz. Aber in der Summe ist das zu wenig, da haben andere Teams auf den Ausländerpositionen wesentlich mehr zu bieten.
Ständige Umstellungen
Der ZSC kann kaum zweimal mit der gleichen Aufstellung antreten, ständig müssen wegen Verletzungen und Krankheiten die Blöcke wieder umgestellt werden. Und natürlich wurde Leitwolf Sven Andrighetto schmerzlich vermisst, während seiner einmonatigen Absenz begann die Niederlagenserie. Das ist Pech und herausfordernd für Trainer Marco Bayer. Aber er sorgt dann proaktiv für noch mehr Umstellungen auf der Suche nach Lösungen, um das Offensivspiel anzukurbeln. Ein Beispiel von diesem Wochenende: Hollenstein spielt zunächst neben Andrighetto/Malgin, dann ist es Frödén, dann doch wieder Hollenstein. Ob’s das wirklich bringt?
Marco Bayers Schonfrist
Trainer Marco Bayer hat den ZSC letzte Saison auf eine souveräne und erfrischende Art zum Champions-League-Triumph und Meistertitel geführt. Auch wie unaufgeregt er die aktuelle Krise moderiert, weiss durchaus zu gefallen. Doch die Schonfrist ist allmählich vorbei. Bayer muss nun zeigen, dass er noch Herr der Lage ist und dabei vor allem auch die taktische Disziplin einfordern, die bei den Gegentoren nicht immer gegeben war. Der Dübendorfer braucht wie jeder andere Trainer eines ambitionierten Klubs in dieser Situation Punkte.
Der Spielplan
In der bevorstehenden Woche werden die Aufgaben für den ZSC nicht weniger anspruchsvoll. Am Dienstag geht es zum zuletzt aufstrebenden Lugano, am Freitag kommt das unberechenbare Fribourg nach Zürich und am Samstag geht es nach Kloten. Das Derby könnte – je nach Entwicklung – durchaus den Charakter eines Schicksalsspiels bekommen.