Darum gehts
- Gemeindepräsident informierte Evakuierte über aktuelle Lage und zukünftige Herausforderungen
- Stimmung gedrückt, aber Austausch hilft
- Gletscher bewegt sich mit zwei bis zweieinhalb Meter pro Tag vorwärts
Herr Bellwald, am Freitag haben Sie die Bevölkerung über den aktuellen Stand der Dinge informiert. Wie ist die Stimmung unter den Blattnerinnen und Blattnern?
Wir konnten sie alle in der Sporthalle zusammennehmen, es war wie ein Dorfplatz der Evakuierten. Ich hatte das Gefühl, die Stimmung sei gedrückt. Aber das Zusammenkommen, der Austausch, die Umarmungen, nachdem sie sich eine Woche nicht gesehen haben, das hat ihnen sicher gutgetan.
Was sind die Sorgen der Leute? Welche Fragen haben sie gestellt?
Im Plenum haben sie sich eher gemeldet, um ihre Sorgen loszuwerden. Ich glaube, wir haben sie gut abgeholt. Sie wissen, dass wir sie ernst nehmen. Ich bin mir bewusst, dass die erste Woche in fremden Wänden nicht einfach war. Gerade Familien verlieren viel Privatsphäre. Darum schauen wird diese Woche, dass wir für sie gute Lösungen finden.
Was haben Sie den Leuten mitgeteilt?
Dass das eine gemeinsame Leistung von uns Gemeinderäten und dem regionalen Führungsstab war. Ich habe ihnen die Lage geschildert, in der wir uns zurzeit befinden, und welche Herausforderungen es gerade gibt. Vor allem habe ich ersucht, ihnen neuen Mut zu machen. Es soll kein Zweifel daran bestehen, dass wir unter allen Umständen, die erdenklich sind, zurück in das Dorf können. Das glauben sie, und daran arbeiten wir.
Wie beurteilen Sie und Experten die Lage am Berg momentan?
Der Berg ist nach wie vor gespannt und erodiert permanent. Der Schuttkegel wird immer grösser. Man geht davon aus, dass bei der Gletscherzunge in den nächsten Stunden und Tagen partielle Abbrüche eintreten. Der Gletscher selbst bewegt sich mit zwei oder zweieinhalb Meter pro Tag nach vorne. In den Gletscher hineinschauen kann man aber nicht. Es lässt sich nicht sagen, wie stabil er ist.
Es war die Rede von einem Best-Case- und einem Worst-Case-Szenario. Wie sehen die beiden Szenarien momentan aus?
Bisher ist der Best Case eingetreten. In kleinen Portionen bricht das Material schrittweise ins Tal. Das würde heissen, dass wir vermutlich rasch einmal in ein unversehrtes Dorf zurückkommen. Das Worst-Case-Szenario ist, wenn unter der Last von diesem Schutt der ganze Gletscher gleichzeitig nach unten kommt. Dann sind die Voraussetzungen natürlich weniger gut, dass wir alle zusammen in diese Infrastruktur zurückkommen. Dann müssten wir vermutlich Brücken und vielleicht auch Häuser wieder aufbauen, was wir natürlich nicht hoffen.