Darum gehts
- Ladenbesitzerin erlebt sexuellen Übergriff und lebt seitdem in Angst
- Täter bedrohte die Frau und sagte, er würde sie verbrennen
- 59-jährige Opfer hat so etwas in 17 Jahren noch nie erlebt
Cornelia Z.* (59) ist immer noch aufgewühlt. Am Freitag erlebte sie einen sexuellen Übergriff – seitdem lebt sie in Angst. Der Arbeitstag begann für die Ladenbesitzerin aus Zürich-Höngg eigentlich wie immer. Sie öffnete ihr Geschäft und betreute ihre Kunden mit grosser Leidenschaft. Bis um 14.30 Uhr ein junger Mann um die 20 den Laden betrat.
«Zuerst schien alles normal», beginnt Z. Der Kunde habe sich im Geschäft umgesehen und das Sortiment betrachtet. «Um ein Oberteil anzuprobieren, zog er irgendwann sein Shirt aus.» Plötzlich sei beim jungen Mann wie ein Schalter umgekippt. «Die Stimmung wurde sehr komisch. Er schaute mich mit einem durchdringenden Blick an. Anschliessend belästigte er mich sexuell.»
«Er sagte mir, dass ich ihm etwas beibringen soll»
Z. wehrte sich selbstverständlich. Der Mann habe schliesslich angefangen, sie zu bedrohen. Sogar mit dem Tod. «Er sagte mir, dass er mich verbrennen wird.» Dieser Satz geht Z. nicht mehr aus dem Kopf. «Das hat mich sehr getriggert und beschäftigt mich immer noch. Ich wusste ja nicht, was er vorhat oder ob er bewaffnet ist», stellt sie klar.
Für die 59-Jährige ist das Ganze immer noch unvorstellbar. «So etwas habe ich in 17 Jahren noch nie erlebt.» Gemeinsam mit drei Ladenbesitzerinnen aus der Nähe versuchte sie, den Mann zum Verlassen des Ladens zu bewegen. Als sie das Geschäft wieder betrat, befand sich der Mann hinter der Ladentheke. «Er war total aufmüpfig und schaute uns wie von oben herab an.» Schliesslich ging er.
«Sie hatten keine Kapazität»
Parallel dazu rief Z. die Polizei an und bat um Hilfe. «Sie sagten mir, dass sie jetzt nicht so schnell jemanden schicken können. Stattdessen sollte ich zum Polizeiposten kommen.» Für Z. völlig unverständlich: «Es kann doch nicht sein, dass in einer Stadt wie Zürich niemand hilft, wenn eine Frau in Gefahr ist. Das ist einfach inakzeptabel.»
Auf der Dienststelle erklärte sie dem Personal, in welches Tram der Täter gestiegen und in welche Richtung er geflohen ist. «Doch sie schickten niemanden.»
Z. schilderte der Polizei den Tatablauf ausführlich. Eine Frage empfand sie während der Einvernahme als unangemessen. «Der Polizist fragte mich, ob ich aufreizende Kleidung trug. Das hat mich sehr gestört», erklärt die 59-Jährige. «Ich verstand nicht, was das mit dem Übergriff zu tun hat, und fühlte mich nicht ernst genommen.»
Das sagt die Stadtpolizei Zürich
Auf Anfrage bestätigt die Stadtpolizei Zürich den Eingang der Meldung. Es sei korrekt, dass zum Zeitpunkt der Tat keine freie Patrouille in der Nähe war. «Die Frau wurde an die Quartierwache Höngg verwiesen, da diese zu diesem Zeitpunkt offen hatte und ganz in der Nähe war. Auf ein Ausrücken aus der Wache Höngg wurde verzichtet, da der Täter bereits weg war und kein Interventionsbedarf am Ort des Geschehens nötig war», erklärt Michael Walker, Mediensprecher bei der Stadtpolizei Zürich. Später habe die Einsatzzentrale einen Streifenwagen für die Nahbereichsfahndung eingesetzt.
Die Frage nach der Kleidung sei notwendig, damit die Geschädigte auf allfällig vorhandenen Videoaufnahmen erkannt werden könne, so Walker. «Ebenfalls kann es unter Umständen einen Hinweis auf den Täter geben oder Taten können einem Täter zugeordnet werden, wenn ein Muster erkennbar ist.»
Es gehe dabei nicht darum, dem Opfer eine Mitschuld zu unterstellen. «Sollte die Frage effektiv nach aufreizender/ansprechender Kleidung gestellt worden sein, entspricht dies nicht den Vorgaben und den internen Weisungen der Stadtpolizei Zürich.»
«Es kann nicht sein, dass wir Angst haben müssen»
Aktuell laufen die Ermittlungen im Fall noch. Für Z. vor allem wichtig: «Ich möchte, dass sich meine Tochter und andere Frauen sicher fühlen können. Ich erwarte, dass solchen Bedrohungen umgehend einen Riegel vorgeschoben wird, und dass man darauf zählen kann, dass die Polizei kommt, wenn man um Hilfe bittet.
Hinzu kommt: Der Täter habe den Laden zunächst verlassen und sei wieder gekommen. «Es hätte sein können, dass er jederzeit wieder kommt.» Die Situation sei akut gewesen. «Es kann nicht sein, dass wir in der Stadt Zürich Angst haben müssen.»
Erst vergangene Woche sorgte ein Fall in der Stadt Zürich für Aufsehen. Eine Frau wurde in einem Tram von einem Syrer (28) attackiert. Aufgrund eines Grosseinsatzes sowie drei Verkehrsunfällen konnte die Stadtpolizei niemanden an den Tatort schicken.
* Name bekannt