«Ich wusste nicht, ob ich überleben werde»
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Opfer kontert Kritik im Netz:«Ich wusste nicht, ob ich überleben werde»

«Warum postest du den Mist?»
Zürcher Tram-Prügel-Opfer kassiert Shitstorm – und wehrt sich

Nachdem eine junge Frau in einem Zürcher Tram von einem Fremden angegriffen wurde, wird sie auch noch im Netz angegriffen. Nun reagiert sie in einem Video auf die bitterbösen Kommentare.
Publiziert: 16:33 Uhr
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Aktualisiert: 18:19 Uhr
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Die Musikerin aus Zürich wendet sich Tage nach der brutalen Attacke erneut zu Wort.
Foto: Screenshot/Video Instagram

Darum gehts

  • Frau meldet sich nach Prügelattacke im Zürcher Tram erneut zu Wort
  • Sie kritisiert hasserfüllte Kommentare und appelliert an Zivilcourage
  • Zwei Männer halfen ihr, während die Polizei trotz Notruf nicht ausrückte
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Angela RosserJournalistin News

Drei Tage nach ihrem Horror-Erlebnis in einem Zürcher Tram, meldet sich die Frau, die von einem fremden Mann blutig geprügelt wurde, via Instagram zu Wort.

Sie bedankt sich zuerst für die grosse Anteilnahme und die Unterstützung. Dann richtet sie ihre Worte an jemand anderen. «An die hasserfüllten Männer in den Kommentarspalten unter dem Video.»

Kommentarschreiber greifen Opfer an

Da tönt es nämlich unter anderem so: «Was hat sie wohl getan, dass er so reagiert hat» oder auch «Warum postest du so einen Mist überhaupt?». Sie wolle sich nicht rechtfertigen. Aber darauf antworten, sagt sie.

Nachdem sie erklärt, dass sie einfach nur nach Hause wollte und den Mann nicht gekannt und nicht einmal angeschaut habe, fragt sie in die Kamera: «Hättet ihr die Kommentare auch geschrieben, wenn das eurer Mutter, Tochter oder eurer Freundin passiert wäre?»

«Ich wusste nicht, ob ich überlebe»

Viele werfen ihr auch vor, dass es ja kaum so schlimm habe sein können, wenn sie noch Zeit gehabt habe, zu filmen. «Diese Entscheidung passierte innert Sekunden und aus dem Bauch heraus», erklärt sie.

Da sie nicht wusste, ob diese Person bewaffnet ist oder was als Nächstes passieren würde, wollte sie zumindest Beweisaufnahmen. «Ich wusste nicht, ob ich überleben werde», so die Frau.

Sicherheitsvorsteherin bedauert Vorfall zutiefst

Weiter wollte sie ihre Followerinnen und Freundinnen warnen, dass diese Person noch da draussen ist. Da die Polizei trotz Notruf, nicht ausgerückt war, wie Blick bereits berichtete. Die Polizei teilte am Montag mit, dass Abklärungen betreffend des Nichtausrückens laufen und intern abgeklärt würden. 

Am Mittwoch meldet sich auch die Zürcher Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart zu Wort. «Es tut mir unendlich leid, dass die Polizei der Frau nicht unmittelbar helfen konnte», sagte Rykart zu Beginn der Gemeinderatsdebatte. «Ich bedaure das zutiefst», fügt sie an. Dass keine Patrouille ausrücken konnte, habe daran gelegen, dass «alle Kräfte gebunden waren». Zeitgleich lief auf dem Kasernenareal ein Grosseinsatz wegen einer versuchten Besetzung, das Knabenschiessen forderte Einsatzkräfte und dazu sei es noch zu drei grösseren Unfällen gekommen Passieren dürfe das aber trotzdem nicht, sagt sie. 

«Warum seid ihr nicht die Männer, die einschreiten und helfen?»

Zum Glück waren da zwei Männer, die ihr geholfen haben. Sie ist überzeugt, hätten ihr die beiden Männer im Tram nicht geholfen, wäre sie jetzt nicht in der Lage, dieses neue Video aufzunehmen, sagt sie mit zittriger Stimme und schluckt leer.

Erneut wendet sie sich an die Kommentarschreiber: «Anstatt diese hasserfüllten Kommentare zu schreiben, warum seid ihr nicht die Männer, die einschreiten und helfen?» Sie wünscht sich, dass alle etwas mehr aufeinander schauen, reagieren und helfen. «Be the good guy», appelliert sie abschliessend.

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