Darum gehts
- Aussteiger-Traum platzt: Colin Crawshaw verlässt Projekt und Tiere im Wallis
- Crawshaw sammelte Spenden für sein Projekt, verschwand dann plötzlich nach Budapest
- Fast 9000 Franken an Spenden wurden gesammelt, Verbleib des Geldes unklar
Colin Crawshaw erfüllte sich zusammen mit seiner Frau vor gut drei Jahren einen Traum. Die beiden kauften bei Mund VS im Weiler Drieschta mehrere sehr abgelegene Häuser und einen Stall. Die Ziele: einen Hof für Tiere einrichten, Ferienwohnungen vermieten und eine Landwirtschaft betreiben, die auf Permakultur basiert. Der Name des Projekts: Paradischi Drieschta.
Die Drieschta liegt abgelegen an der Walliser Südrampe. Erreichbar ist sie nur zu Fuss. Crawshaw führte ein Aussteigerleben: einfach, naturverbunden und selbstbestimmt – weit entfernt vom konventionellen Lebensstil.
Vor einigen Wochen wurde der Traum von der nahezu autarken Existenz zum Albtraum. Crawshaw erklärte in Videos im Netz, dass das Geld knapp ist. Er lancierte eine Spendensammlung. Fast 9000 Franken kamen zusammen. Doch nun fragen sich die Spender: «Wo ist das Geld geblieben?»
Über Nacht abgehauen
Denn am Nikolaustag platzte der Traum Paradischi Drieschta mit einem Knall. Crawshaw setzte sich über Nacht ins Ausland ab. In einem E-Mail an das kantonale Veterinäramt (liegt Blick vor) erklärte er, dass seine inzwischen von ihm getrennt lebende Frau nun für die gut 40 Tiere – darunter Esel, Schafe, Hühner und Kaninchen – verantwortlich sei. Mal solle ihm Bescheid geben, wenn es Probleme gebe. Allerdings wusste seine Ex-Frau von nichts.
Der lokale Tierschutzverein schaltete sich ein, auch ihn hatte Crawshaw informiert. Es wurden Massnahmen ergriffen, damit die Tiere nicht verwahrlosten. Inzwischen konnten sämtliche Tiere an einen neuen Besitzer vermittelt werden.
Crawshaw selbst postete unterdessen fleissig Videos in den sozialen Medien, erklärte darin, dass er sich nun in Budapest befinde, um ein neues Leben zu beginnen. Er sei «Gottes Narr», folge nur seiner neuen Bestimmung.
Spenden gesammelt
Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, stellten sich aber plötzlich andere Fragen. Und zwar jene nach den Spenden, die Crawshaw kurz zuvor noch für sein «Herzensprojekt» gesammelt hatte.
Ende Oktober setzte der Aussteiger auf die Mitleidskarte. «Ich muss einfach Geld haben», erklärte Crawshaw auf Youtube.
Wegen der Trennung von seiner Frau fehle ihm das Geld, um das Projekt am Leben zu erhalten. Der «Walliser Bote» berichtete über den Spendenaufruf auf der Plattform Gofundme. Die Bettelaktion zeigte Wirkung: Rund 6000 Franken kamen zusammen. Dazu erhielt er, nach eigener Aussage, noch Barspenden in der Höhe von über 2000 Franken.
Wo ist das Geld?
Das war Anfang November. Kaum einen Monat später kam dann das Ende. Einer, der gespendet hat, ist Philipp H.* (52). 100 Franken gab es von ihm für den Erhalt der Paradischi Drieschta. Nun fragt er sich, was mit dem Geld passiert ist?
«Das Geld war für das Projekt gedacht und nicht für irgendetwas anderes», sagt H. zu Blick. «Ich bin sehr enttäuscht, dass Crawshaw einfach alles hat stehen und liegen lassen. Das ist eine Sauerei und sehr unseriös.»
Ein ungutes Gefühl hatte man auch bei der Spendenplattform Wemakeit. Ursprünglich hatte Crawshaw sein Crowdfunding hier durchführen wollen. Doch dazu kam es nicht. «Colin Crawshaw wollte zwar eine Kampagne starten, wir haben diese jedoch nach sorgfältiger Prüfung abgelehnt, weil wir zum Schluss gekommen sind, dass das Projekt nicht optimal zu unserer Plattform passt und es auch nicht unseren Kriterien entspricht», teilt die Plattform auf Anfrage von Blick mit.
Recherchen von Blick zeigen zudem: Auch bei der Spendenplattform Gofundme wurde offenbar nachgefragt, wie es um die Seriosität der Aktion bestellt ist.
Aussteiger verteidigt sich
Colin Crawshaw selbst sieht sich unterdessen als Opfer einer Schmutzkampagne. «Es gibt Leute, die mich fertigmachen wollen!»
Auf Anfrage von Blick erklärt er zunächst, er habe die Spenden in das Projekt investiert. Nur habe es nicht gereicht. Darum sei er ins Ausland gegangen. Dafür gebe es auch Beweise. Allerdings stellt er diese nie zur Verfügung. «Ich habe nur einen Chef und König – den Herrgott. Und ich mache nichts, bevor ich es nicht mit ihm besprochen habe», schreibt er an Blick.
Stattdessen veröffentlicht er später ein Video, in dem er ein Mail von Gofundme präsentiert, das seine Rechtschaffenheit beim Umgang mit den Spenden zeigen soll. Bestätigen lässt sich dies nicht – Gofundme liess eine entsprechende Anfrage von Blick unbeantwortet.
Zudem blendet Crawshaw Screenshots von Kontotransaktionen ein. Deren Aussagekraft ist allerdings ebenfalls gering.
Fakt ist: Die Spendengelder sind futsch und Crawshaw irgendwo in Osteuropa. Das Unternehmen Paradischi Drieschta wurde offiziell aus dem Handelsregister gelöscht.
* Name geändert
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