Darum gehts
- Verfallenes Schwimmbad in Grächen sorgt für Diskussionen und Ärger
- Hotelier kritisiert Untätigkeit der Besitzer und schwache Gemeinde
- Seit 1980 wird nicht mehr gebadet, Abrissverfügung seit 2020 gültig
Es sieht aus, wie aus einer Dokumentation über verlorene Orte, sogenannte «Lost Places». Am Dorfrand von Grächen VS verlottert die Ruine eines alten Hotelhallenbads, gebaut im Jahr 1968. Seit 1980 wird hier aber schon nicht mehr gebadet, das Gebäude verfällt.
Das alte Schwimmbad sorgt im Dorf aber seit einiger Zeit für hitzige Diskussionen. Grund: Es könnte längst abgerissen, die Parzelle neu überbaut worden sein. Stattdessen sagt Olivier Andenmatten (49) gegenüber Blick: «Seit fünf Jahren passiert an diesem Schandfleck nichts!»
Jahrelanger Stillstand
Andenmatten betreibt direkt neben der Schwimmbadruine ein Hotel in vierter Generation. Er ist Hotelier mit Leib und Seele und ziemlich genervt von der Ruine. «Es ist hässlich anzuschauen, passt nicht ins Ortsbild von Grächen», sagt er. Sein Hotel und das Schwimmbad liegen im Quartier «Heimine» am Rand des Ortes. Andenmatten sagt: «Hier gibt es kaum Laufkundschaft, wir müssen uns um jeden Gast bemühen. Ein Schandfleck wie das Schwimmbad ist da eine Hypothek.»
Und: «Es hätte inzwischen etwas passieren müssen», sagt Andenmatten. Denn im Jahr 2018 wurde das alte Schwimmbad an die Familie Karouni verkauft, seit dem Jahr 2020 gibt es auch eine rechtsgültige Abrissverfügung. Nur wird es eben nicht abgerissen, zumindest nicht richtig.
Im letzten Herbst wurden zwar asbesthaltige Eternitplatten aus dem Dach des Hallenbades entfernt. Begleitet wurde die Aktion von Fragen rund um die fachgerechte Entsorgung des Materials und dem Schutz der Arbeitskräfte. Die Suva schaltete sich ein, forderte von den Besitzern, Massnahmen zu treffen, wie der «Walliser Bote» berichtete. Seither geht wieder nichts mehr. Schutt und Abfälle liegen im Bad herum. Von einem Abriss ist man weit entfernt. «Es ist frustrierend», sagt Hotelier Andenmatten.
Zukunft unklar
Blick kontaktiert Nicolas Karouni, seit 2018 Besitzer des Hallenbads. Auf die Frage, wie es mit dem Hallenbad weitergehen soll, bleibt er vage. Man warte auf Bewilligungen, schreibt Karouni.
Auch bezüglich Fahrplan gibt es wenig Details. «Das Schwimmbad wurde von unserer Familie in einem Zustand völliger Verwahrlosung übernommen – eine Folge der langanhaltenden Untätigkeit der Gemeinde, uns trifft daran keine Schuld», so Karouni weiter. «Wir haben mit langfristigen Perspektiven investiert, wollen das alte Gebäude sanieren.»
Karouni betont weiter, dass man direkt neben dem Schwimmbad dabei sei, ein ehemaliges Hotel in Ferienwohnungen umzubauen. Tatsächlich sind hier Arbeiter mit Bauarbeiten beschäftigt, als Blick die Örtlichkeiten in Augenschein nimmt.
Olivier Andenmatten ist alles zu wenig konkret. Seit 2023 versucht er auch juristisch Druck auf seinen Nachbarn zu machen, damit dieser «endlich mal vorwärtsmacht». Er hat bei der Gemeinde Grächen interveniert und gefordert, dass diese die Familie Karouni zwingt, das Schwimmbad abzureissen.
Bis auf eine Verfügung, dass die Karounis die Baustelle besser absichern mussten, waren diese Bemühungen bislang nicht von Erfolg gekrönt. «Die Gemeinde, die ganz klar zuständig ist, gibt hier ein sehr schwaches Bild ab», ärgert sich der Hotelier. «Es gäbe durchaus juristische Möglichkeiten, dafür zu sorgen, dass endlich etwas passiert.»
Kein Geld für Abriss
Die Situation sei auch für die Gemeinde nicht zufriedenstellend, wie Gemeindeschreiber Nicolas Fux gegenüber Blick erklärt. Die Bauarbeiten seien wegen Unstimmigkeiten der Bauherren mit der Suva eingestellt.
Fux sagt: «Der aktuelle Zustand der Liegenschaft ist für das Ortsbild sicherlich nicht zufriedenstellend und für die direkte Nachbarschaft störend, hat sich allerdings durch das Fortschreiten der Arbeiten im vergangenen Jahr etwas verbessert.»
Tatsächlich könnte die Gemeinde die Arbeiten selbst übernehmen, das Hallenbad abreissen, doch den Schritt will man im Moment noch nicht gehen. «Diese Variante ist derzeit aus finanziellen Gründen der Gemeinde und aufgrund der vorherrschenden Allgemeinsituation nicht zielführend», so Fux. Heisst: Grächen wird seinen «Lost Place» wohl noch etwas behalten.