IV-Rentnerin Suzy Darbellay (58) zittert in Bungalow-Bruchbude
«Wie soll ich hier drin den Winter überstehen?»

Suzy Darbellay (58) lebt in einem maroden Bungalow. Die IV-Bezügerin aus dem Wallis kämpft nach einem misslungenen Anbau mit undichtem Dach, Schimmel und unvollendeter Elektrik. Mit 1880 Franken Rente pro Monat fehlt ihr das Geld für Reparaturen und angemessenes Heizen.
Publiziert: 10:47 Uhr
|
Aktualisiert: 11:23 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/11
Im letzten Jahr wollte Suzy Darbellay (58) ihren Bungalow umbauen und ausbessern lassen.
Foto: zVg

Darum gehts

  • IV-Bezügerin lebt in baufälligem Bungalow. Anbau wurde schlampig ausgeführt
  • Suzy Darbellay leidet an Dystonie und kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten
  • Ihre IV-Rente beträgt 1880 Franken pro Monat, Heizkosten über 150 Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_814.JPG
Martin MeulReporter News

Man muss kein Experte sein, um zu erkennen: Hier passt so einiges nicht zusammen. Im Dach gibt es Löcher, die Türe schliesst nicht richtig, Stromkabel hängen aus der Wand, die Wasserflecken an der Decke sind ein Paradies für Schimmel. Es gibt Spalten von bis zu 7 Zentimeter Breite im Dach.

Suzy Darbellay (58) ist mehr als verzweifelt. «Wie soll ich hier drin den Winter überstehen?», fragt sie, als sie Blick ihr Daheim zeigt. Ein Anbau wurde für sie zum Problem. Wenn es regnet, tropft es überall herein. «Dann muss ich Eimer aufstellen.»

«Ein bisschen Komfort»

Seit bald neun Jahren lebt Darbellay mietfrei in einem Bungalow auf einem Campingplatz in Collonges VS. Der Bungalow ist im Familienbesitz. Mehr kann sich die IV-Bezügerin nicht leisten. Ihre Rente: 1880 Franken pro Monat.

Sie leidet an Dystonie, eine neurologische Bewegungsstörung, bei der sich Muskeln unwillkürlich und anhaltend zusammenziehen. Typische Symptome sind Muskelkrämpfe, Zittern, Schmerzen und Fehlhaltungen, die sich bei Stress oder Belastung verstärken. Darbellay erklärt: «Alle drei Monate muss ich ins Spital nach Sitten, dort bekomme ich 14 Spritzen gegen mein Zittern.»

Um finanziell über die Runden zu kommen, setzt die IV-Bezügerin auf Secondhand-Ware, einmal hat ihr eine Freundin geholfen. «Mein Trockner war ein Geschenk», sagt sie. «Ich drehe jeden Rappen um, suche immer nach dem besten Angebot.»

Vor zwei Jahren plant sie, ihre Wohnsituation etwas zu verbessern. Von ihrer Tante hat sie gut 100'000 Franken geerbt. Darbellay will Dach und die Wände des Bungalows reparieren lassen und plant einen Anbau. «Ich wollte nur etwas komfortabler leben können», sagt sie und fügt an: «Bis dahin hatte ich kein Wohnzimmer und nur eine ganz kleine Küche.» Vergangenes Jahr beginnen die Bauarbeiten.

Ein Albtraum

Doch der Traum wird zum Albtraum. Darbellay zählt auf: «Das Dach ist undicht, schief und hat die falsche Farbe. An der Decke hat es Wasserflecken und erste Anzeichen von Schimmel. Die Haustür schliesst nicht und Fenster wurden falsch vermessen.» Die Fassade sei unfertig, Wände hätten Löcher. Innen seien Dachpaneele zerkratzt, die Decke schief und Kabel hingen aus den Wänden. «Ein falsch verlegter Boden musste herausgerissen werden. Ich lebe in einer kalten, feuchten Bauruine», fasst Darbellay zusammen.

Geld, um die Schäden beseitigen zu lassen, hat sie nicht mehr. «Die Erbschaft meiner Tante steckt hier drin», sagt sie und zeigt auf den vermeintlich schlampig ausgeführten Anbau ihres Bungalows. «Ich habe alles verloren.» Nur dank der Hilfe eines Freundes konnten die gröbsten Schäden einigermassen beseitigt werden.

Doch gut ist deshalb noch lange nichts. Suzy Darbellay graut vor dem Winter und seinen tiefen Temperaturen. Grund: Auch die Isolation sei unsachgemäss ausgeführt worden. An einigen Wänden fehlt sie ganz, anderenorts ist die Glaswolle schutzlos der Witterung ausgesetzt.

Einfach drauflos heizen kann die 58-Jährige auch nicht. Das Geld fehlt. Darbellay hat eine Pelletheizung. «Selbst wenn ich ganz günstig einkaufen kann, kostet mich das im Schnitt über 210 Franken im Monat. Das ist einfach zu viel bei meiner IV-Rente.» Sie werde wohl frieren müssen. «Der Gedanke macht mich fertig», sagt sie.

Keine Ergänzungsleistungen

Das grosse Problem dabei ist, dass Suzy Darbellay nicht auf Ergänzungsleistungen zurückgreifen kann. Ihr gehört ein kleiner Teil einer Wohnung ihrer verstorbenen Eltern. Doch die Erbengemeinschaft ist zerstritten, von dem Erbe hat sie direkt nichts. «Ich habe also keine flüssigen Mittel, aber bin auch zu reich für die Ergänzungsleistungen», fasst Darbellay das Dilemma zusammen.

Umso schlimmer sei es, dass ihr Anbau nicht sachgemäss ausgeführt worden sei. «Statt etwas Schönem habe ich einen Dreckstall bekommen», so Darbellay. «Ich befinde mich im Überlebensmodus und brauche Hilfe.»

Nicht alles bezahlt?

Die Dachdeckerfirma macht auf Anfrage von Blick Darbellay für das Desaster verantwortlich. «Sie hat nicht den gesamten geforderten Betrag bezahlt», so die Firma. «Die Arbeiten werden fortgesetzt, wenn Frau Darbellay unseren Forderungen nachkommt.»

Auch die Firma, die die Holzarbeiten, gemacht hat, weist die Schuld von sich. «Die Zusammenarbeit war sehr schwierig, Frau Darbellay hat immer wieder neue Wünsche geäussert, die so nicht budgetiert waren», erklärt der Firmenchef gegenüber Blick. Zudem habe sie während der Arbeiten nicht alle Rechnungen beglichen. So sei es nicht möglich gewesen, die Arbeiten zufriedenstellend abzuschliessen.

Darbellay selbst sieht das anders. «Natürlich zahle ich nicht alles, wenn so gepfuscht wurde», sagt sie. Dann macht sie sich auf, um einzukaufen – sie hat von einem günstigen Angebot gehört.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen
      Meistgelesen