Darum gehts
- Frau transportiert Kaninchen im Rucksack bei Bootsfahrt
- Tierschützer warnen vor ungeeignetem Transport und möglicher Einzelhaltung des Kaninchens
- Bootsfahrt dauert 30 Minuten, Tier war offenbar über eine Stunde im Rucksack
Das hatte die Leserreporterin noch nie gesehen: Als sie sich am Mittwoch auf dem Lac Souterrain de Saint-Léonard im Wallis gemeinsam mit anderen Ausflüglern für eine Bootsfahrt auf dem See vorbereitete, bemerkte sie eine Frau, die ein Kaninchen in einem Rucksack dabei hatte. Ein Bild zeigt, wie das weisse, flauschige Tier auf mehreren Decken sitzend durch eine Art Plastikscheibe aus dem Rucksack schaut. Dabei bedeckt die Decke auch mehrere Lüftungsschlitze.
Die Ausflügler mussten sich laut der Leserreporterin zunächst auf einen Steig zum unterirdischen See hinabbegeben. «Anschliessend ging es mit 20 Leuten aufs Boot. Die Frau hatte den Rucksack die ganze Zeit dabei.» Eine Fahrt auf dem Lac Souterrain dauert etwa 30 Minuten. Nach der Tour beobachtete die Leserreporterin, wie die Kaninchen-Besitzerin mit dem Tier im Rucksack in einem Restaurant verschwand. Insgesamt war das Tier so sicher mehr als eine Stunde in dem Rucksack – An- und Abfahrt der Besitzerin zum See nicht mitgerechnet.
Tierschutz: Rucksack für Kaninchen ungeeignet
Die Leserreporterin ist verdutzt. «Eine Frau asiatischer Herkunft führt ihr Kanichen aus. Ist das nicht Tierquälerei?», fragt sie sich.
Blick hat den Schweizer Tierschutz (STS) um eine Einschätzung zu dem kuriosen Kaninchen-Ausflug gebeten. «Ein solcher Rucksack ist nicht geeignet, das Tier sollte besser zu Hause bleiben», erklärt Jana Inäbnit (31) von der Fachstelle Heimtiere und Equiden. Sie erläutert, warum ein Bootsausflug für das Kaninchen mehr als ungeeignet ist. «Kaninchen sind soziale, gesellige Tiere, die natürlicherweise in einem Familienverband oder in Kolonien leben. Sie sind sensible Fluchttiere mit ausgeprägten Grundbedürfnissen nach Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten und Sozialkontakt.»
Rucksack-Transport nur in diesem Fall
Der Transport im Rucksack könne für Kaninchen ausserordentlich belastend sein. Bei der Aufnahme der Leserin stelle sich zudem die Frage, ob das Kaninchen in tierquälerischer Einzelhaltung lebe, ergänzt die Tierärztin und Biologin. Den Transport eines Kaninchens empfiehlt die Tierschützerin nur in dringenden Notfällen – «zum Beispiel, wenn ein Tierarztbesuch nötig ist». Jedoch sollte in keinem Fall ein solcher Rucksack verwendet werden. In Zoofachhandeln gibt es tierfreundlichere Transportboxen für Kleintiere.
Gerade im Sommer wird es im Rucksack heiss, für das Tier kann die Hitze schnell gefährlich werden. Dass Rucksäcke wie der auf dem Bild online leicht zu bekommen sind, bereitet den Tierschützern Kopfzerbrechen. Sie seien ein grosses, weit verbreitetes Problem, so Inäbnit. «Leider lässt sich kaum kontrollieren, dass alle Produkte rund um Tiere, die in der Schweiz in den Handel kommen, tierschutz- oder zumindest rechtskonform sind.» Wenn ein Produkt hierzulande erhältlich sei, bedeute dies noch lange nicht, dass dessen Anwendung in der Schweiz legal sei.