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Erderwärmung sei «wahrscheinlicher» Faktor bei «historischem Ereignis»
ETH-Forscher sprechen von Rolle des Klimawandels bei Gletschersturz

Gletscherrückgang und Permafrost-Auftauen führen zu mehr Felslawinen in den Schweizer Alpen. Obwohl eine direkte Verbindung schwer nachzuweisen ist, betonen ETH-Forscher, dass der Klimawandel «wahrscheinlich» eine Rolle beim Gletschersturz in Blatten gespielt hat.
Publiziert: 04.06.2025 um 02:06 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2025 um 08:00 Uhr
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Nur noch Geröllmassen, wo vor einer Woche der Walliser Ort Blatten lag.
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Darum gehts

  • ETH-Forscher betonen Rolle des Klimawandels beim Gletschersturz in Blatten VS
  • Überwachung des Berges mit modernster Technologie rettete viele Menschenleben
  • Erwärmung in der Schweiz betrug letztes Jahr 2,9 Grad Celsius
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Im aktuellsten Faktenblatt zum Gletschersturz, der das Lötschentaler Dorf Blatten VS vor einer Woche verschüttete, heben Forscher der ETH Zürich die Rolle des Klimawandels hervor.

Dank der ETH-Forscher waren Hunderte von Menschen rechtzeitig evakuiert und viele Menschenleben gerettet worden – der gefährdete Berg wurde mit modernsten GPS-Sensoren, Satelliten und lasergestützten Reflektoren überwacht.

Die Verschüttung von Blatten sei «bemerkenswert», halten die Wissenschaftler im Faktenblatt fest. Es scheine wahrscheinlich, dass der Klimawandel bei dem Ereignis eine Rolle gespielt habe.

Überdurchschnittliche Erderwärmung

Der Birchgletscher sei seit einer «nennenswerten Schnee- und Eislawine» im Dezember 1993 auffällig gewesen. Aufgrund von Beobachtungen über die letzten Jahrzehnte könne das «historische Ereignis» vor einer Woche, so ETH-Glaziologe Daniel Farinotti, mit Klimawandel verknüpft werden, hält das Faktenblatt fest.

Erwärmung infolge «durch den Menschen verursachten Klimawandel», heisst es, habe in der Schweiz letztes Jahr 2,9 Grad betragen, doppelt so viel wie der globale Durchschnitt von 1,2 Grad seit der vorindustriellen Zeit.

Rolle von Klimawandel «wahrscheinlich»

Gletscherrückgang und Permafrost-Auftauen in den Schweizer Alpen hätten in der Schweiz zu mehr Felslawinen geführt. Der Einsturzort am Kleinen Nesthorn liege in einer wahrscheinlichen Permafrostzone, wo Erwärmung und Frost-Tau-Zyklen die Felsstabilität schwächten.

«Dieses Ereignis hätte sicherlich auch ohne den Klimawandel stattfinden können», so das ETH-Papier. «Eine direkte Verbindung zwischen einzelnen Ereignissen und dem Klimawandel herzustellen, ist sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Doch tatsächlich führen steigende globale Temperaturen zu drastischen Veränderungen in Hochgebirgsregionen.»

All diese Veränderungen würden insbesondere Felswände in Permafrost beeinträchtigen, der alpine Gesteinsmassen «wie Klebstoff» zusammenhalte. «Daher ist es wahrscheinlich», folgern die Forscher, «dass der Klimawandel bei diesem Ereignis eine Rolle gespielt hat.»

«Historisches Ereignis»

Das Ereignis sei in den Schweizer Alpen beispiellos. ETH-Glaziologe Farinotti sagte der Deutschen Welle (DW): «Die schiere Grösse, die Menge an Material, die dort bewegt wurde, ist etwas, das man nicht jeden Tag, nicht jedes Jahr, nicht jedes Jahrzehnt in der Schweiz sieht. Es ist ein historisches Ereignis.»

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