Häftling kehrt freiwillig ins Gefängnis zurück
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Fälschlicherweise entlassen:Häftling kehrt freiwillig ins Gefängnis zurück

Überlastete Gefängnisse und Personalmangel
Briten entlassen falsche Häftlinge – passiert das auch hier?

In einem Jahr hat Grossbritannien insgesamt 262 Häftlinge irrtümlich aus Gefängnissen entlassen. Grund dafür: ausgelastete Haftanstalten, Personalmangel und fehlerhafte Systeme. Doch wie sieht die Situation in Schweizer Gefängnissen aus?
Publiziert: 07.11.2025 um 20:08 Uhr
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Aktualisiert: 07.11.2025 um 20:52 Uhr
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Aus dem englischen Gefängnis HMP Wandsworth wurden kürzlich zwei Häftlinge aus Versehen entlassen.
Foto: Shutterstock

Darum gehts

  • Zwei Häftlinge irrtümlich aus britischem Gefängnis entlassen, einer kehrte zurück
  • Überbelegung und technische Fehler führten zu vermehrten Entlassungspannen
  • Schweizer Gefängnisse 2024 durchschnittlich zu 93 Prozent belegt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sandra MarschnerRedaktorin News-Desk

In nicht einmal einer Woche wurden zwei Häftlinge irrtümlich aus dem britischen Gefängnis HMP Wandsworth entlassen. Einer kehrte kurz darauf sogar freiwillig wieder in das Gefängnis zurück. Auch der wegen Hausfriedensbruch inhaftierte Brahim Kaddour-Cherif (24) konnte am Freitag festgenommen werden. 

Keine Einzelfälle in Grossbritannien. Wie die Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf Behördenangaben schreibt, wurden zwischen März 2024 und März 2025 in England und Wales 262 Häftlinge irrtümlich freigelassen. Das sind 147 mehr als im Jahr zuvor – also ein Anstieg um 128 Prozent!

Überbelegung und technische Lücken

Wie kann das sein? Was steckt hinter dem Chaos in britischen Gefängnissen? Die Einrichtungen geraten an ihre Auslastungsgrenzen. Rund 87'000 Inhaftierte befinden sich in England und Wales hinter Gittern, schreibt «The Guardian». Eine Menge. Platz für mehr Verbrecher hätte es aber, wenn auch nicht viel. Die Gefängnisse haben insgesamt Platz für 89'383 Insassen. Allerdings gibt es hier Unterschiede. Manche Einrichtungen wissen nicht, wohin mit den Kriminellen, andere haben genügend freie Zellen. 

Im September 2024 versuchte die Regierung daher gegen die Überbelegung anzukämpfen und rief ein Notfallprogramm auf den Plan. Doch ein dabei eingesetztes Computersystem, das die Ein- und Austrittsdaten der Inhaftierten erfassen sollte, funktionierte nicht.

Die Angestellten mussten komplexe Berechnungen daher händisch mit Taschenrechnern durchführen, so «The Guardian». Schliesslich kamen 37 Häftlinge fälschlicherweise frei, nachdem ihre Straftaten irrtümlicherweise unter einer aufgehobenen Gesetzgebung registriert worden waren.

Mitarbeiter sind zunehmend überbelastet

Zunehmend beschweren sich Gefängnisangestellte, dass während Fahrten von Häftlingen in Untersuchungshaft, zu Gerichtsterminen oder zwischen verschiedenen Gefängnissen, Haftbefehle verloren gingen oder verlegt würden. Ohne Haftbefehl haben die Beamten kein Recht mehr, die Gefangenen weiter in Gewahrsam zu halten.

In den britischen Medien ist zunehmend von Personalmangel und überarbeiteten Mitarbeitern in britischen Gefängnissen zu lesen. Dabei habe sich die Anzahl der Häftlinge in England und Wales in den letzten 30 Jahren verdoppelt, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. 

Schweizer Gefängnisse waren 2024 zu 93 Prozent belegt

Doch wie steht es um die Schweizer Gefängnisse? Ein Blick in das Monitoring Justizvollzug des Schweizerischen Kompetenzzentrums für den Justizvollzug (SKJV) für das Jahr 2024 zeigt: Auch in der Schweiz geraten die Gefängnisse zum Teil an ihre Auslastungsgrenzen. 

In den 91 Einrichtungen des Justizvollzugs für Erwachsene in der Schweiz standen 2024 insgesamt durchschnittlich 7216 Plätze für Häftlinge zur Verfügung. In der Jahresmitte waren davon 6704 Plätze belegt. Das entspricht einer durchschnittlichen Belegungsrate von 93 Prozent, schreibt das SKJV. 

Überbelegung in zwei Kantonen

Zum letzten Stichtag am 30. September 2025 lag die durchschnittliche Auslastungsrate in Schweizer Gefängnissen bei 94 Prozent. Von 7424 verfügbaren Plätzen waren 6949 belegt. 

In den Kantonen Waadt (108 Prozent) und Bern (101 Prozent) lag die Auslastungsrate im September sogar über 100 Prozent. Hier überstieg in einigen Einrichtungen die Anzahl der Inhaftierten die verfügbare Kapazität an Plätzen. Auch in den Kantonen Wallis (98 Prozent), Luzern (98 Prozent), St. Gallen (97 Prozent) lag die Auslastungsrate besonders hoch. 

Irrtümliche Entlassungen gibt es in der Schweiz kaum

Eine gesamtschweizerische Statistik über die Anzahl Personen, die aus Versehen aus der Haft entlassen wurden, gibt es hingegen nicht. Solche Ereignisse treten in der Schweiz sehr selten auf. Das bestätigt auch die Konferenz der Kantonalen Leitenden Justizvollzug auf Anfrage von Blick.

Zuletzt kam das Justizzentrum Zürich im April 2023 in die Schlagzeilen, nachdem bald nach der Eröffnung vier Häftlinge im Gefängnis Zürich-West irrtümlich aus der Polizeihaft entlassen wurden. Darüber hinaus kam es zu weiteren Pannen, wie dem Transport von Häftlingen an falsche Orte. Zurückgeführt wurde dies zum Teil auf eine fehlerhafte Personalplanung.

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