«Mein ganzer erster Lohn ging für eine Busse drauf»
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So teuer sind Blitzer-Bussen:«Mein ganzer erster Lohn ging für eine Busse drauf»

Temposünder finanzieren Kantone und Kommunen
Blitzer spülen Millionen in die Staatskasse

Geschwindigkeitskontrollen in der Schweiz sorgen für Millioneneinnahmen und Kontroversen. Während Behörden die Sicherheit betonen, sehen Kritiker Abzocke. Politische Initiativen fordern Transparenz und weniger Kontrollen.
Publiziert: 00:01 Uhr
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Die Stadt Zürich macht, wie hier an der Rosengartenstrasse, mit Blitzern kräftig Kasse.
Foto: Blick

Darum gehts

  • Schweizer Städte und Kantone nehmen Millionen durch Geschwindigkeitskontrollen ein
  • Behörden betonen Verkehrssicherheit als Hauptgrund für Kontrollen
  • Stadt Zürich nahm 2023 rund 39,5 Millionen Franken durch Blitzer ein
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Einmal nicht aufgepasst, schon blitzt es. In der Schweiz geht eine Geschwindigkeitsübertretung rasch ins Geld. Wer massiv zu schnell ist, der muss schnell einmal ein paar Tausend Franken hinblättern – ganz abgesehen von Ausweisentzug und im schlimmsten Fall sogar Knast. So musste ein St. Galler Autofahrer Anfang Jahr über 20'000 Franken bezahlen.

Fragt man bei den Behörden nach, dann geht es ihnen aber nicht ums Geld. «Die Standorte von Kontrollen werden unter dem Hauptaspekt der Verkehrssicherheit ausgewählt», schreibt beispielsweise die Kapo Graubünden auf Blick-Anfrage. Und weiter: «Das Ziel ist es, dass die subjektive Kontrollerwartung ‹es ist jederzeit mit einer Kontrolle zu rechnen› sich darauf auswirkt, dass Verkehrsteilnehmende sich an die geltenden Regeln halten.»

Viele Autofahrer empfinden das anders. Für sie sind die Kontrollen vor allem ein Instrument, um zusätzliches Geld in die Kassen der Kantone, Städte und Gemeinden zu spülen.

Millioneneinnahmen in Zürich

Tatsächlich kommen durch die Bussen ordentliche Beträge pro Jahr zusammen. Allein die Stadt Zürich nahm im Jahr 2023 dank zu flotter Autofahrer rund 39,5 Millionen Franken ein!

Für 2024 weist die Stadt Einnahmen durch Ordnungswidrigkeiten von rund 61 Millionen Franken aus. Wie viel die Blitzer dazu beigetragen haben, ist nicht klar – darin enthalten sind neben Blitzer-Bussen auch Parkbussen und solche für das Missachten eines Rotlichts. Insgesamt stellte die Stadtpolizei Zürich im vergangenen Jahr wegen zu hoher Geschwindigkeit 338'100 Bussen aus.

Ein netter Batzen für Luzern

In der Zentralschweiz schwingt der Kanton Luzern mit gut 20 Millionen Franken Bussen aus dem Strassenverkehr oben auf. Den Grossteil machen Blitzereinnahmen aus. Die 36 stationären und halb-stationären Anlagen sind dabei immer online aktuell aufgeführt.

Auch der kleine Kanton Schaffhausen kann gross blitzen: Über 7 Millionen Franken kamen hier im letzten Jahr aus Radarkontrollen im Strassenverkehr zusammen. Damit landet Schaffhausen im Verhältnis zur Einwohnerzahl auf einem der vordersten Plätze.

Ein Politikum

Regelmässig werden die Blitzer und ihre Einnahmen zum Thema in der Politik. So wollte im letzten Dezember im Bündner Parlament Grossrat Maurus Tomaschett (55, Mitte) die Bussen-Einnahmen im Budget 2025 von 14 auf 7 Millionen Franken halbieren – es sollte deutlich weniger geblitzt werden. Der Antrag aber scheiterte letztlich deutlich.

Im Aargau sorgt derweil die Initiative «Blitzerabzocken stoppen» für Diskussionen. Kritiker werfen dem Kanton vor, Radarfallen vor allem zur Einnahmengenerierung einzusetzen. Die Initianten aus Jungfreisinn und FDP fordern transparente Regeln, weniger versteckte Kontrollen und Fokus auf «echte Verkehrssicherheit». Die Abstimmung findet 2026 statt. Dabei sind die Einnahmen im Kanton Aargau mit fünf Millionen Franken aus Blitzern vergleichsweise gering.

Eines von 300 Fahrzeugen zu schnell

Die Kantonspolizei Thurgau zeichnet auf, wie hoch der Anteil der gebüssten Autos bei den Geschwindigkeitskontrollen ist. «Die sogenannte Übertretungsquote schwankte in den vergangenen 5 Jahren zwischen 0,25 und 0,34 Prozent», schreibt die Kantonspolizei Thurgau. Nur etwa eines von etwa 300 kontrollierten Fahrzeugen fährt zu schnell. «Der stetige Kontrolldruck sowie die sichtbare Präsenz bewähren sich», so der Polizeisprecher.

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